Dass sich die Stettener Böcke trotz ihres hohen Alters in der fünften Jahreszeit von nichts, aber auch gar nichts, aufhalten lassen, haben sie am Schmotziga wieder unter Beweis gestellt. Trotz der langen Narrensaison, ausgelassenen Feierlichkeiten zum 75. Jubiläum und kräfteraubender Narrentreffen in Rottenburg, Bad Dürrheim und Aulendorf nahmen sie am Donnerstag in der Bockstadt mit aller Macht das Zepter in die Hand. Mit der aufgehenden Sonne wurde zunächst die Garnison, am Nachmittag dann das Rathaus gestürmt. Trotz heftigem Widerstand gelang es weder den Soldaten noch dem Schultes und seiner Garde, ihre Bastionen zu halten.

In aller Herrgottsfrühe kündigte lauter Lärm im Ort an, wem die Stunde schlägt. In nie gekannter Stärke machten sich die Böcke samt Zunftkapelle dann auf, um die Garnison zu stürmen. Zwar wurden die Verteidigungslinien der Armee durch nachrückende Kräfte mehrfach verstärkt, gegen die Urgewalt der wild gewordenen Horde war dennoch kein Kraut gewachsen. Kleinlaut blieb den unterlegenen Landsern keine Wahl, als sich der Herrschaft der Böcke zu beugen, das Kommando zu übergeben und die ganze Herde mit Speis und Trank zu besänftigen.

Rathaus-Team hat keine Chance
Frisch gestärkt besuchten die Böcke dann Kindergärten, die Schule und den Pflegepark Viertel4. Zur Hochform lief die Bande schließlich beim Sturm auf das Rathaus auf. Mit Kanonen, Gewehren und sogar mit Nebelkerzen stemmte sich die Garde des Schultes dem Ansturm entgegen, doch blieb ihnen gegen die anrennenden Böcke keine Chance. Unaufhaltsam drangen sie ins Rathaus vor, und in Nullkommanix flogen haufenweise Papiere und Akten aus dem Fenster. Dem Schultes und seiner Wikingerbande blieb keine andere Wahl, als Narrenbürgermeister Lukas Graf die Obrigkeit zu überlassen: „Ich hatte nicht geglaubt, dass sie nach so einer langen Fasnet noch so viel Power haben“, gaben sich Maik Lehn und seine Truppen geschlagen. Und Narrenschultes Graf verkündete: „Ab sofort zieh ich den Karren, das verspreche ich allen Narren“. Er werde drin die Kasse rauben, und mit dem Geld das Volk verzaubern. Derweil heizte die Zunftkapelle den vielen Mäschgerle tüchtig ein, während die Jahrgänger und das bewährte Helferteam um Albert Mägerle einen mächtigen Narrenbaum in die Höhe stemmten. Bekanntlich sind es in der Bockstadt seit eh und je die 20-jährigen Kerle, denen an der Fasnet die Ehre zukommt, das Symbol der Narren in die Höhe zu hieven, während sie von ihren Mitschülerinnen lautstark angefeuert werden. Inzwischen ging auf der Rathaustreppe der gefürchtete Hammer der Stettener Bockzunft wieder auf zahlreiche Häupter nieder. Denn ohne traditionellen Bockschlag geht am Schmotziga in Stetten gar nix.

Also durften sich auch dieses Mal wieder zahlreiche Narren über hohe Weihen der Böcke freuen, und sich nach dem Hammerschlag mit einem großen Schluck Bockmilch und einem frischen Fasnetsküchle sofort wieder stärken. Das bunte Treiben setzte sich im Schlosshof, im Gasthaus Kreuz und im beheizten Festzelt der Zunft fort. Am Abend versammelte man sich zum traditionellen Hemdglonkerumzug. In einer langen Nacht ging es beim traditionellen Feuerwehrball in der Alemannenhalle hoch her, wo das närrische Volk von der Band Midnight Special bestens unterhalten und von der Wehr mit reichlich Bockmilch und anderen geistigen Getränken versorgt wurde.