Die wilde Horde der Stettener Böcke ist gestern so richtig in Fahrt gekommen. Wer geglaubt hatte, die Herde sei nach den Landschaftstreffen in Weingarten, Wellendingen oder Riedlingen womöglich müde, sah sich gewaltig getäuscht. Denn am Schmotziga kann keine Macht der Welt die Böcke in ihren Stallungen halten. Unaufhaltsam nahmen sie das Zepter in die Hand, eroberten eine Festung nach der anderen. Mit der aufgehenden Sonne wurde zunächst die Garnison, am Nachmittag dann das Rathaus gestürmt. Trotz enormer Gegenwehr gelang es weder den kampferprobten Soldaten noch der tapfer kämpfenden Garde von Schultes Maik Lehn ihre Bastionen zu halten.
Schon in aller Herrgottsfrühe hatte lauter Trommelwirbel, hatten Fanfarenklänge und Glockengeläut angekündigt, welche Stunde fortan schlägt. Kurz darauf machte sich die komplette Zunft samt Kapelle daran, die Garnison zu stürmen. Zwar hatte die Armee am großen Tor stramme Verteidigungslinien und große Wasserwerfer aufgebaut, doch war gegen die Urgewalt der rasenden Herde kein Kraut gewachsen. Kleinlaut blieb den unterlegenden Landsern keine Wahl, als sich den Böcke zu beugen, das Kommando zu übergeben und die wilde Horde mit Speis und Trank zu besänftigen.

Frisch gestärkt trieben die Böcke dann in Kindergärten und Schule ihr Unwesen, wobei sie von vielen Glasbläsern kräftig unterstützt wurden. So richtig zur Hochform lief die Bande beim Sturm auf das Rathaus auf. Unter Einsatz von Kanonen und Gewehren versuchte die Garde des Schultes den Ansturm zwar noch zu verhindern, doch blieb ihnen gegen die tobenden Böcke keine Chance. Unaufhaltsam drangen die ins Rathaus vor, und in Nullkommanix flogen lauter verstaubte Akten aus dem Fenster. Dem Schultes blieb keine Wahl, als Narrenbürgermeister Patrick Greveler die Obrigkeit zu überlassen: „Ich selbst geh jetzt ins Exil; zwei Bürgermeister sind einfach zu viel“, brüllte Lehn. Er ziehe jetzt von dannen und werde sich als Schlumpf entspannen. Und Greveler beschwor: „So manches wird sich hier nun drehen, sonst werden wir bald untergehen“.

Derweil heizte die Zunftkapelle dem närrischen Volk tüchtig ein, während die Burschen des Jahrgangs 2004 einen mächtigen Narrenbaum in die Höhe stemmten. Bekanntlich sind es in der Bockstadt seit eh und je die zwanzigjährigen Kerle, denen an der Fasnet die Ehre zukommt, das Symbol der Narren in die Höhe zu hieven, während sie ihre Jahrgängerinnen lautstark anfeuern. Inzwischen ging auf der Rathaustreppe der gefürchtete Hammer der Stettener Bockzunft wieder auf zahlreiche Häupter nieder.

Denn ohne traditionellen Bockschlag geht am Schmotziga in Stetten gar nix. Also durften sich auch diesmal wieder zahlreiche Narren über hohe Weihen der Böcke freuen, und sich nach dem „brutalen Hammerschlag“ mit einem großen Schluck Bockmilch und einem frischen Fasnetsküchle sofort wieder stärken. Das bunte Treiben setzte sich im Schlosshof, einigen Kneipen und im beheizten Festzelt der Zunft fort. Am Abend versammelte man sich zum traditionellen Hemdglonkerumzug. In einer langen Nacht ging es beim traditionellen Feuerwehrball in der Alemannenhalle hoch her, wo das närrische Volk von der Band „Midnight Special“ unterhalten und von der Wehr mit Bockmilch und anderen „geistigen“ Getränken versorgt wurde.