Um die drei Jahre Coronapause vergessen zu lassen, hat die Glasbläserzunft des Stettener Teilorts Glashütte eine Zeitreise in die Vergangenheit gemacht und dabei viele tolle Beiträge neu aufgelegt. Doch dem weiblichen Bösewicht Bif (Lisa Riester) hat die narreteifreie Zeit so gut gefallen, dass sie den erneuten Ausbruch der fünften Jahreszeit am Samstag verhindern wollte. Mit Hilfe einer Zeitmaschine versuchte der blonde Irrwisch Peinlichkeiten oder Kalamitäten aus der Vergangenheit ans Licht zu holen, um den Akteuren daraus einen Strick zu drehen und damit allen die Lust auf Fasnet ein für allemal zu verderben.
Bif hat mit ihren Störversuchen keinen Erfolg

Dass das nicht gelingt, war eigentlich klar, denn auf dem Heuberg sind nur wenige resistent gegen den Fasnetsvirus. Eine Impfung dagegen wäre ein Sakrileg gegenüber den Narren und wer fasnetsimmun ist, läuft Gefahr, dem Verdacht zu unterliegen, genetisch manipuliert worden zu sein, auch ohne Impfung. Zudem hatte Bif mit Doc Brown (Volkler Beck) und Dennis Bauer als Marty listige Gegenspieler, die ihrerseits Bifs Pläne sabotierten.
Allen Sabotageversuchen zum Trotz ließen die Glasbläser mit Zunftmeister Christian Szofer für das Fasnetsvolk ein Feuerwerk an närrischen Glanzpunkten abbrennen. Darunter auch ein eigens für diesen Zweck komponiertes und getextetes Gesangsstück zum Umbau der Alpenblickhalle im Jahr 2004, bei dem der damalige Bürgermeister und der Architekt immer mal wieder humoristisch auf den Arm genommen wurden. Weil, na ja, mal der Amtsschimmel wieherte, der administrative Bereich des Rathauses und anderer Behörden mit Schnecken besetzt waren oder sonstige Widrigkeiten dem Tatendrang der Glashütter Grenzen setzten.
Publikum ist treu geblieben

Wie dem auch gewesen war, seither wird in der Halle gefeiert und wie immer war auch in diesem Jahr die Halle rappelvoll. „Wir sind froh, dass das Publikum uns treu geblieben ist, sagte Zunftmeister Christian Szofer.
Die Glasbläser hatten Bedenken gehabt, dass nicht nur wegen der langen Karenzzeit sondern auch wegen der vielen Fasnetsveranstaltungen in der näheren Umgebung der Besuch mager ausfallen würde. Dem war mitnichten so. Und das Publikum wusste die Darbietungen sehr zu schätzen, wie am stürmischen Applaus und den „Zugabe-Rufen unmissverständlich zu vernehmen war.

Komik, gekonnte Verstechnik und A cappella-Gesang
Nicht wenige der Gäste kamen sicher auch wegen der „Los Carinjos“, einer achtköpfigen einheimischen A-cappella-Gruppe, die seit 25 Jahren das Ortsgeschehen von Glashütte und Stetten am kalten Markt auf die Schippe nehmen. Zu dem Laienensemble gehören der ehemalige Ortsvorsteher Glashüttes, Jürgen Riester, der mit seiner Frau Gertrud, sowie den Ehepaaren Andrea und Manfred Straub, Karin und Manfred Beck sowie Erika und Oswald Freuer die Gemengelage und Befindlichkeiten der Heuberggemeinde von Grund auf kennt. Zudem begeistert diese Truppe immer wieder mit pointierter Komik, gekonnter Verstechnik und mehrstimmigen A cappella-Gesang, begleitet von rein vokal erzeugten Melodien. Das ist für Leute, die im echten Leben bodenständige Handwerker und Geschäftsleute sind, echt bemerkenswert.
Gewagte Nummer des Männerbaletts

Ein echter Kracher des Abends war der nicht ganz jugendfreie Auftritt des Männerballetts „Bambolero“, das zum gleichnamigen Lied wirklich nur mit Sombreros bekleidet agierten. Dabei hatte der mutige Tanz, bei dem die Herren aufpassen mussten, dass ihnen der nur mit einer Gummischnur um die Hüften gehaltene Hut nicht abhanden kommt, seine Premiere – man höre und staune – im Jahr 1997! Das förderte die Zeitreise zutage, wobei allerdings einige der heutigen Huttänzer noch in den Windeln gelegen haben dürften. Eine Gaudi war es allemal, denn der Saal tobte. Die Glashütter hatten wieder einmal gezeigt, wie man das Publikum begeistert, wenn auch manchmal haarscharf an den guten Sitten vorbeigeschrammt. Aber es ist ja Fasnet. Und in Glashütte. Die dürfen das.