Wie von den Glashütter Narren des gleichnamigen Stettener Ortsteils gewohnt, hat die Glasbläserzunft unter Zunftmeister Christian Szofer für ihren Zunftball erneut ein Programm aufgelegt, das die Erwartungen voll erfüllte. Schon am Nachmittag waren die Narren los, stellten den Narrenbaum und lockten allerhand Publikum mit dem Handwerk an, das dem Dorf seinen Namen gab. Zwar war das Glasblasen früher deutlich aufwendiger als heute, was der Faszination allerdings keinen Abbruch tat. Die Hitze zum Formen der Glasmasse kam am von Zunftrat Dietmar Frey betreuten Schaustand aus einem speziellen Brenner, nicht mehr wie in grauer Vorzeit aus einer mit Holz befeuerten Brennkammer oder gar aus einem offenen Feuer, wie es der traditionelle Brauchtanz andeutete. Doch geblasen wird immer noch durch ein Rohr, an dessen Ende die zähe Schmelzmasse hängt. Mit Hilfestellung durch den Zunftrat versuchte Carola Straub durch gezieltes Blasen eine Form in das erhitzte Glasstück am Ende des Rohres zu bringen.

Das närrische nachmittägliche Treiben, mit dem die Glashütter die eigene Fasnet einläuteten, ging nahtlos über in den abendlichen Zunftball, diesmal unter dem Motto „Maskenball in Venedig“ stand. Entsprechend hat sich der Großteil des Publikums mit schmucken Gesichtsmasken und prunkvollen Gewändern herausgeputzt. Auch das bewährte Moderatorentrio mit Lisa Riester, Dennis Bauer und dem unvergleichlichen Volker Beck vermittelten mit Outfit und Auftritt venezianischen Charme. Insbesondere die junge Lisa Riester bewies einmal mehr ihre komödiantischen und schauspielerischen Talente, die mit der erfrischenden natürlichen Ausstrahlung der jungen Frau eine perfekte Harmonie bildeten.

Natürlich hatte auch Glashüttes ortsbekannte Sanges- und Komödiantentruppe „Los Carinios“ einen denkwürdigen Auftritt. Die Gruppe sorgte aufgrund ihres brühwarmen therapeutischen Angebots für Gelächter und schrille Schreie im Publikum. Denn sie empfahlen, ohne mit der Wimper zu zucken, als unschlagbares Heilmittel den eigenen Urin zu trinken. „A Gläsle Eigenurin, gezapft vom Morgenstrahl, des ganze körperwarm, des hilft auf jeden Fall“, sangen die Los Carinios und reimten herrlich weiter: „Fest eingerieben oder inhaliert und man sofort darauf die Heilung spürt.“ Doch die Komödianten beließen es nicht bei Empfehlungen. Mit Krug und Becher schritten sie zur Tat, zapften beim Sangeskollegen Manfred Staub, der in einem Fass steckte und an entsprechender Stelle einen Zapfhahn präsentierte, den Inhalt ab, prosteten sich zu und tranken die obskure Flüssigkeit mit offensichtlichem Genuss. Nicht genug damit, offerierten sie die gefüllten Becher auch dem Publikum und bespritzen die tobenden und kreischenden Gäste mit Urin mit Teegeschmack. Die Gaudi bei diesem Auftritt war grenzenlos.
Auch Moderator Volker Beck sorgte als liebenswertes, sich selbst überschätzendes Dummerle wieder für Heiterkeit. In seiner unendlichen Naivität erhoffte sich der schon in die Jahre gekommene Glashütter Kerle auf dem Maskenball in Venedig endlich eine Frau zu finden. Er träumte davon, wie es sein wird, den ersten Kuss zu erhalten, bedachte aber nicht, dass es in Glashütte noch nie einen Zahnarzt gab, was dem armen Volker auch deutlich anzusehen war. Sein Gebiss war schon rein optisch nicht für den Austausch solcher Zärtlichkeiten gemacht. Mit dem gleichen Outfit von Dennis Bauer, der den Casanova mimte, gedachte der blauäugige Naivling, es diesem gleichzutun, bedachte aber nicht, dass ausgerechnet seine dentale Charakteristika sich nicht maskieren ließ.

Als Blickfang erwies sich das Männerballett. Wobei „Ballett“ hier die richtige Bezeichnung war, denn die wackeren Männer trauten sich tatsächlich, ganz in Weiß gekleidet und in Tutus den „Schwanensee“ zu tanzen, passende Klassikuntermalung inklusive. Natürlich war der Klassiker humoristisch verfremdet, dennoch fiel einer der Akteure, Karl-Heinz Arnold, durch elegante Körpersprache und anmutige Bewegungen auf. Ob hier ein tänzerisches Talent unentdeckt geblieben ist? Für weitere Programmpunkte sorgen auch eine Tanzgruppe des TSV, ein Männerballett aus Heidenstadt, Jürgen und Jürgen mit Friends, die Krautstampfergarde, eine Sketchgruppe und selbstverständlich die Hidda-Kracher, die zunfteigene Musikkapelle.