Der Fortbestand der Ortgruppe des Schwäbischen Albvereins hängt an einem seidenen Faden. Während der Hauptversammlung am Freitagabend im Soldatenheim fand sich niemand bereit, das Amt des Vorsitzenden zu übernehmen. In einem Schreiben an alle Mitglieder soll die prekäre Lage nun noch einmal dargestellt werden.
Sollte sich bis zu einer weiteren Versammlung im kommenden Frühjahr nach wie vor niemand finden, bleibe „als letzte Konsequenz nur die Auflösung der Ortsgruppe“, erklärten der noch amtierende Vorsitzende Werner Bock und Gauobmann Claus Bayer.
Vorstand überaltert
Einen kleinen Strohhalm sah Bayer noch in einer gemeinsamen Versammlung der regionalen Ortsgruppen aus Stetten a.k.M, Frohnstetten, Schwenningen und Hausen im Tal, zu der er in seiner Funktion als Gauobmann zeitnah einladen werde: „Nahezu alle Ortsgruppen haben die gleichen Probleme, vielleicht lässt sich gemeinsam eine Lösung finden“, argumentierte Bayer und fand damit die einhellige Zustimmung der Versammlung. „Wir wollen jeden Strohhalm ergreifen“, stimmten die noch amtierenden Vorstandsmitglieder zu, denen die im Raum stehende Auflösung sichtlich nahe ging.
Den Hintergrund hatte Vorsitzender Werner Bock zuvor dargelegt: „Unser Vorstand ist schlicht und einfach überaltert“, sagte er. Angesichts des Durchschnittsalters von 76 Jahren werde die Arbeit immer schwieriger, sei in manchen Fällen kaum mehr leistbar. „Uns fehlen praktisch zwei Generationen“, sagte Bock und erklärte, dass man „die Veränderungen der Gesellschaft nicht aufhalten“ könne. Seit zwölf Jahren im Amt, ist Bock seit Langem bemüht, einen Nachfolger zu finden. Er hat sich nach eigener Aussage – wie andere Vorstandsmitglieder auch – „mehrfach breitschlagen lassen“ weiterzumachen. Allerdings könne es so nicht mehr weitergehen, zumal auch Kassierer Jürgen Feißel unmissverständlich zum Ausdruck gebracht hatte, sein Amt nicht mehr länger auszuüben, und andere Vorstandsmitglieder altersbedingt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten.
Trotz dieser schwierigen Umstände hat die Ortsgruppe im vergangenen Jahr noch einiges auf die Beine gestellt und Aktivitäten angeboten, die sich sehen lassen konnten. Allein 50 Kilometer Wanderwege hat die Ortsgruppe zu betreuen, wie dem Bericht von Wegewart Manfred Maier zu entnehmen war, für den wegen seines Schlaganfalls „dankenswerterweise“, so Bock, Cordula Speer und Heinrich Mehling in die Presche gesprungen waren. Auch Wander- und Hüttenwart Reinhard Stolz sowie die für Kultur und die Nordic-Walking-Gruppe verantwortliche Sigrid Espe hatten einiges zu berichten. Egal ob Morgen-, Abend- oder Dreikönigswanderung, Frühjahrstagung, Sommerfest, Winterabend, Mittwochsradeln oder der Besuch der Gartenschau in Balingen: Die Ortsgruppe war jeweils mit zahlreichen Teilnehmern am Start und pflegte auch die Geselligkeit: „Am aktivsten ist nach wie vor unsere Nordic-Walking-Gruppe“, die jeden Montagmorgen bei Wind und Wetter unterwegs sei, lobte der Vorsitzende, derweil der Gauobmann „mit Erstaunen“ feststellte, dass trotz der bekannten Probleme „so viel gelaufen“ sei, wofür er allen ein herzliches Dankeschön übermittelte.
Betretenes Schweigen
Im Beisein von Bürgermeisterstellvertreter Klaus-Dieter Halder stand Bayer seine schwierigste Aufgabe noch bevor, nämlich einen neuen Vorstand wählen zu lassen. Zwar erklärten sich der 83-jährige Reinhard Stolz und die 85-jährige Sigrid Espe noch bereit, ihre Ämter weiter auszuüben, doch traf Bayers Frage, wer bereit wäre, den Vorsitz oder das Amt des Kassierers zu übernehmen, auf betretenes Schweigen in der Runde. „Wir sind personell einfach am Ende“, zuckte Reinhard Stolz mit den Schultern. Jetzt liegt die ganze Hoffnung in besagtem Schreiben an alle Mitglieder sowie einer möglichen Fusion mit benachbarten Ortsgruppen: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, fasste Werner Bock das Geschehen zusammen. Nicht ohne erneut festzuhalten, dass als letzte Konsequenz die Auflösung der Ortsgruppe im Raum stehe.