Skepsis bestimmte die lebhafte Diskussion im Schwenninger Gemeinderat zum Thema kommunale Biotopverbundplanung. Seitens der unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt Sigmaringen war als Biotopverbundbotschafterin Lara Braun ins Gremium gekommen, um über die Auswirkungen und Ziele des Landesnaturschutzgesetzes zu berichten. „Der Aufbau eines funktionalen Biotopverbunds ist eine bedeutende Maßnahme gegen das zunehmende Artensterben“, so Braun. Ziel des Verbunds sei neben der nachhaltigen Sicherung der heimischen Arten und Artengemeinschaften und ihrer Lebensräume die Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung funktionsfähiger, ökologischer Wechselbeziehungen in der Landschaft.
Netz von verbundenen Biotopen bis 2023
Bis zum Jahr 2023 beabsichtige das Land Baden-Württemberg ein Netz räumlich und funktional verbundener Biotope zu schaffen, das mindestens zehn Prozent Offenland (alles, was nicht Wald ist) und bis 2027 mindestens 13 Prozent Offenland der Landesfläche umfassen soll. Bis zum Jahr 2030 sei das Ziel sogar 15 Prozent. Deshalb richtet sich der Auftrag zur regionalen Umsetzung an die Kommunen. Die Biotopverbundplanung wird über die Landschaftspflegerichtlinie mit einem Zuschuss in Höhe von 90 Prozent der Planungskosten gefördert. Als Vorteile der Planung für die Gemeinde nannte Lara Braun den umfassenden und aktuellen Überblick über den Zustand der Natur im Gemeindegebiet, die Planungsgrundlage für eine vorausschauende Bauentwicklung und die sinnvolle Platzierung von Ausgleichsmaßnahmen.
„Gebrannte Kinder“ seit Natura 2000 oder FFH
Gemeinderätin Erika Veit-Straub stellte den Einstieg in die Planung mit den Worten in Frage: „Wir sind doch heute bereits völlig überplant mit Schutzgebieten. Warum sollen wir dann noch viel Geld ausgeben für diese Planung?“ Der Schutz der Tierwelt sei wichtig, aber Schwenningen müsse in der Angelegenheit nicht in der ersten Reihe tanzen, erklärte Kollege Vinzenz Greber. Auch Bürgermeisterin Roswitha Beck meinte, in Schwenningen laufe in diesem Bereich sehr viel und fragte: „Warum dann noch eine weitere Aufwertung?“ Gemeinderat Fritz Grad sah die Vorgehensweise des Landes, die Gemeinden bei der Planung in die Pflicht zu nehmen als den falschen Weg an. Die Lebensgrundlage für viele Tiere werde beispielsweise durch die aktuelle Durchführung bei der Heuernte stark eingeschränkt, so Grad. „Wir Schwenninger sind im Bereich Biotopgebiete seit Natura 2000 oder FFH (Fauna-Flora-Habitat) gebrannte Kinder“, erinnerte Vinzenz Greber. Immer wieder stoßen die Gemeindevertreter bei der Ausweisung von neuen Baugebieten im Außenbereich wegen der Schutzgebiete an ihre Grenzen.
Einig waren sich die Leute am Ratstisch auch, dass selbst eine hohe 90-Prozent-Förderung bei der Planung und eine 70-Prozent-Förderung bei der Umsetzung der Maßnahmen immer noch Kosten von mehreren tausend Euro für die Gemeinde bedeuten würden. So kristallisierte sich in der Diskussion die Meinung heraus, solange abzuwarten bis sich wesentliche Änderungen bei der Umsetzung der Biotopverbandplanung ergeben, die eine Neubewertung notwendig machen. Und genau so lautete auch der Gemeinderatsbeschluss.