Vor gut neun Monaten hat in der Heuberggemeinde der Wohnpark „Viertel 4“ mit 74 seniorengerechten Wohnungen eröffnet. Nach diesem ersten Dreivierteljahr gaben der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Servicehaus Sonnenhalde MSG GmbH, Richard Wolfframm und die kaufmännische Leiterin Kerin Höldrich Einblick in die Entwicklung des Quartiers, das mehr sein will, als eine Pflegeeinrichtung im üblichen Sinn. Das verdeutlichten die beiden Verantwortlichen in einem Gespräch vor Ort.

„Wir sind kein betreutes Wohnen, aber eine Alternative zum Pflegeheim!“ Das Viertel 4 – der Name ist angelehnt an die schwäbische Variante der Uhrzeit 15.15 Uhr. „Um Viertelvier trifft man sich zum Kaffeetrinken, was bei uns auch wörtlich zu nehmen ist“, sagte Wolfframm. Er und Höldrich erläutern, was das Viertel 4 von anderen Einrichtungen unterscheidet. „Hier sollen die Leute ein selbst bestimmtes Leben führen können, in dem sowohl Individualität als auch Gemeinschaft tragende Elemente sind“, werben sie.
Ort für selbst bestimmtes Leben
Den pflegebedürftigen Personen werde ein Ort garantiert, an dem sie ihr Leben in ihrer eigenen Wohnung selbst bestimmt führen können. Individuell und nach den jeweiligen Bedürfnissen und Wünschen werde Unterstützung in allen pflegerischen Bereichen ermöglicht. Für Kunden von Pflegegrad zwei bis zu Pflegegrad 5 vereine es Wohnen, Pflege, Versorgung, Service und Aktivität unter einem Dach, wobei auch steigende Pflegebedürftigkeit kein Problem darstelle.
Kosten nicht höher als 3750 Euro
Wie Wolfframm darlegte, gibt es keine Kostenpauschalen. Die Wünsche und Bedürfnisse werden in einem Beratungsgespräch ermittelt und in einem Kostenvoranschlag zusammengestellt. Abgerechnet würden die vereinbarten Einzelleistungen sowie die Miete. „Die Summe des Eigenanteils, das sich aus Ambulanz, Tagespflege und Miete der Wohnung zusammensetzt, überschreitet dabei nicht den Betrag von 3750 Euro“, sagte Wolfframm, „damit liegen wir noch unter den Sätzen, die andere Pflegeeinrichtungen erheben“.
Kostensteigerung hat viele Ursachen
Allerdings: „Auch an uns gehen die Kostensteigerungen in allen Bereichen nicht vorbei“. Was ihn nervt, sind die unterschwelligen Vorwürfe, mit der Pflege Geld machen zu wollen, nicht nur aus der Bevölkerung, auch seitens der Politik: „Wieso wird die Pflege immer teurer?“ Dabei werde gerne vergessen, dass Teuerungen und Inflation auch vor der Pflege nicht halt macht, wie auch die Gehaltssteigerungen der Pflegefachkräfte, deren Leistung nach wie vor unterschätzt und nicht gewürdigt werden.
Nervende Behördenabläufe
Er kritisiert die langen Bearbeitungszeit der Behörden und Kostenträger. „Wir warten manchmal ein halbes Jahr und länger auf die Beantwortung unserer Anträge – das kostet uns Geld!“ Denn in der Zeit der Antragsbearbeitung müsse der alte Mensch ja versorgt werden – von Geld, das nicht komme. „Das ist mit ein Grund, warum kleinere Pflegehäuser schließen müssen“, so Wolfframm.
Ambulant benötigt mehr Mittel als stationär
Mittlerweile habe sich herausgestellt, dass das von der Politik favorisierte Modell „ambulant vor stationär“ mehr Mittel verbrauche, als die Heimpflege, weil in der ambulanten Pflege viel mehr Kosten anfallen, unter anderem durch Krankenfahrten zu diversen Einrichtungen für Untersuchungen und Therapien. „Die Missachtung der Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft wird uns eines Tages schmerzhaft auf die Füße fallen“, so Wolfframm.
Auslastung zu rund 50 Prozent
Ausgelastet sei das Viertel 4 zu gut 50 Prozent, sagt der Geschäftsführer, was zum Teil daran liege, dass die betreffenden Behörden- und Kostenträgerstellen Ratsuchenden nur unzureichende Hinweise auf den Wohnpark in Stetten a.k.M. geben. Lob haben Wolfframm und Höldrich für die Gemeinde Stetten: „Im Rathaus finden wir immer Unterstützung und ein offenes Ohr!“