Bruno Pozzi, Ortsvorsteher von Storzingen, dem rund 350 Einwohner starken Ortsteil von Stetten am kalten Markt, hat es wieder einmal geschafft, ein besonderes musikalisches Erlebnis in das Dorf am Ufer der Schmeie zu holen. Franz Mayer Experience nennt sich die Band, hinter der kein geringerer als Alex Köberlein steckt, für Fans des Schwabenrocks unvergessener Gründer der Mundartrockgruppen Schwoißfuaß und Grachmusikoff. Entsprechend strömte dann auch die damalige Jugend der 1970er-/80er-Jahre in die Halle, wohlwissend, dass der Bandleader auch im Alter nichts von seiner Energie missen lässt.

Mit seiner neuen Gruppe ließ Köberlein die Weckensteinhalle beben und erhob Anspruch auf nichts Geringeres als „die wohl größte kulturelle Rettungs-Mission der schwäbischen Popgeschichte“. Denn er machte klar: „Englischsprachige Poplyrik ist in Wahrheit nur schlechte Übersetzung des schwäbischen Originals“. Wer es bis jetzt noch nicht gewusst hat, konnte es beim Konzert verinnerlichen: Die meisten großen Hits der Popgeschichte sind geklaut, schnöde abgekupfert von ursprünglich schwäbischen Songs aus dem vergangenen Jahrhundert.

Köberlein befand, dass US-amerikanische und englische Besatzungssoldaten damals nahmen, was sie in Schwaben gehört hatten. So entstanden Welthits wie „Rebel yell“, „Locomotive Breath“ oder „Baker Street“, während die Originale aus dem schwäbischen Untergrund fast in Vergessenheit gerieten. So sei aus der klaren Aussage „Mei Vadder war an harte Hond“ das harmlose „Papa was a Rolling Stone“ geworden. „Das wollen wir gerade rücken“, so der Schwabenrocker.

Der Abend ist ein Streifzug durch die komplette Rock-‘n‘-Roll-Geschichte geworden. Mit sehr viel Humor sind auf das Zwerchfell abzielende Hits von den Stones, Jethro Tull und viele mehr aufs humoristische Korn genommen worden. Alex Köberlein überzeugte nicht nur gesanglich, der alte Bühnenprofi ließ beispielsweise mit seinem Querflötenspiel bei dem Song „Locomotive Breath“ echtes Gänsehautfeeling aufkommen. Seine augenzwinkernden Einleitungen zu den verschiedenen Songs bewies einmal mehr seine unerschöpflich scheinende Kreativität in Sachen Humor, sein schauspielerisches Talent und die Liebe zur Mundart, das ihn bereits seit über 40 Jahren auf der Bühne auszeichnet.

Aber wer dachte, die Bandmitglieder, die ihn begleiteten, seien nur Statisten, hatte sich geirrt und musste erkennen, dass Köberlein wieder erstklassige Musiker um sich geschart hatte. Die Klasse der Band Franz Mayer Experience ist spätestens bei dem Song „Das Fenster“ der Rockband City jedem klar geworden. Gesungen vom Bassisten Ralf Trouillet war das Lied ein Beispiel für perfektes Zusammenspiel zwischen der klassischen Querflöte gepaart mit Matze Reimanns Elektrogitarrensound, unterstützt von Steff Hengster am Keyboard und Joo Apple am Schlagzeug.

So war sich das Publikum in der gut gefüllten Weckensteinhalle einig, dass es ein toller Abend war. „Gut gelaunte Gesichter und absolute Zufriedenheit bei der Band waren ein sicheres Zeichen dafür“, sagte Bruno Pozzi. Die Dorfgemeinschaft Storzingen, als Veranstalter, sei sehr zufrieden, meinte Pozzi, trotz des doch eher schleppenden Vorverkaufs. Erst zwei Tage vor dem Konzert habe es sich dann abgezeichnet, das genügend Musikliebhaber sich einfinden werden, damit sich der Abend rechnet.

„Wir versuchen immer, die Eintrittspreise unten zu halten, um es allen zu ermöglichen, die Konzerte zu besuchen“, so der Ortsvorsteher, „trotzdem sollen auch die Künstler ihr verdientes Geld bekommen“. Dass dieser Spagat jetzt doch schon zum elften Mal gelungen ist, sei vor allem den treuen Fans zu verdanken „die bereit sind für handgemachte Kleinkunst auch noch ein paar Euro zu bezahlen“, freute sich Pozzi und machte gleich auf das nächste Konzert aufmerksam. So soll im Dezember die einzige rein weibliche Deep-Purple-Coverband Europas in Storzingen auftreten. Pozzi ist stolz, das es gelungen ist, die Profimusikerinnen von Strange Kind of Women aus Italien für Storzingen engagiert zu haben: „Zwar ist das die absolute Obergrenze, was man in der Weckensteinhalle machen kann, aber es soll auch beweisen, das es die Möglichkeit gibt, international sehr erfolgreiche Bands aufs Land zu holen, um somit die kulturelle Vielseitigkeit auch bei uns sicherzustellen.“