Der Ukraine-Krieg geht in den fünften Monate. Die Auswüchse des russischen Angriffskrieges werden immer brutaler und die Bevölkerung leidet immer mehr. Umso wichtiger ist, dass neben den Waffenlieferungen des Westens, mit dem die Verteidigungsfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte aufrecht erhalten wird, auch die Unterstützung für die Menschen vor Ort fortgesetzt wird. Seit Ausbruch des Krieges am 24. Februar gibt es zahlreiche Initiativen, so auch in Pfullendorf. Angela Klug, die in der Ukraine geboren ist und seit vielen Jahren in Pfullendorf lebt, hat mit ihren Mitstreitern schon etliche Unterstützungsaktionen initiiert und beispielsweise Sammelaktionen für Hilfsgüter mit dem Diakonischen Werk Pfullendorf gestartet.

Schülerinnen wollten einfach helfen

Klar ist, dass für den Transport oder Lagerung auch Geld benötigt wird. So war die Freude bei Angela Klug und Thomas Stehle, der schon mehrfach mit Sprintern Hilfsgüter in die Ukraine gebracht hat, groß, als sie von Schülerinnen und Lehrerinnen der Heimschule Kloster Wald mehr als 1200 Euro als Spende erhielten. „Wir wollten einfach helfen“, bringt die 13-jährige Anastasia ihre Motivation und das ihrer Mitschülerinnen für die Aktion auf den Punkt. Während der Osterferien stellten sie ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Die Mädchen mähten Rasen, erledigten Einkäufe und noch viele andere Aufgaben und ihre Auftraggeber spendeten für die Ukraine-Hilfe. „Es waren viele kleine Sachen. Aber viele kleine Dinge ergeben etwas Großes“, erklärte Schülersprecherin Svea Andersen beim offiziellen Spendenübergabetermin. Einige Lehrerinnen zwackten einige Ferientage ab, gaben den Schülerinnen Nachhilfe und auch hier erfolgte die Entlohnung auf Spendenbasis, wie Lehrerin Ines Schönegg erzählt.

Eltern von Schülerinnen haben schon Hilfsgüter an Grenze transportiert

Verbindungslehrerin Tamara Jäkle berichtet, dass Eltern von Walder Schülerinnen in den vergangenen Monaten mit Autos selbst Hilfsgüter an die ukrainische Grenze gebracht haben und einige Mädchen mit dabei waren. Klar ist, dass der Krieg im Unterricht thematisiert wurde, und auch sonst immer wieder angesprochen wurde. Aber die intensive Beschäftigung schwächt sich ab, wie die Schülerinnen erzählen. „Das Entsetzen dauert einfach schon so lange“, sagt Zehntklässlerin Svea. Die Schülersprecherin ist eher pessimistisch, was das Kräfteverhältnis zwischen Russland und der Ukraine angeht und fürchtet, dass der Aggressor die Oberhand behalten könnte.

Thomas Stehle berichtet über Fahrten in die Ukraine

Angela Klug, deren Mutter vor Kriegsausbruch aus purem Zufall ihre Tochter in Pfullendorf besuchte und seitdem in Sicherheit ist, berichtet von der Zerstörung in der Ukraine und den sinnlosen Tod unschuldiger Menschen: „Das ist doch unvorstellbar, dass Kinder sterben und Menschen alles verlieren, weil ein Mann das so will!“ Dass die Menschen in der Ukraine Hilfe benötigen und dankbar für die Unterstützung sind, hat Thomas Stehle in den vergangenen Monaten mehrfach erlebt, als er und seine Mitstreiter Hilfsgüter in den Osten brachten.

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Er erzählt, dass man bei der ersten Hilfsfahrt Anfang März bei der Rückfahrt den falschen Grenzübergang nahm und die westlichen Helfer Zeuge wurden, wie ein riesiger Flüchtlingstreck von tausenden Kindern, Müttern und Großmüttern sich Richtung Grenze bewegte. „Da war ein kleiner Junge. In beiden Händen hatte er je zwei Taschen und auf dem Rücken einen Rucksack. Das war alles, was ihm und seiner Mutter geblieben war“, läuft dem Mengener noch immer ein Schauer über den Rücken, wenn er an diese Szene denkt. Bekanntlich dürfen Männer zwischen 18 und 65 Jahren die Ukraine verlassen, außer sie haben mindestens drei Kinder.

Halle zur Zwischenlagerung von Hilfsgütern angemietet

Wichtig für die Hilfstransporte ist, dass man einen festen Übergabeort mit Einheimischen verabredet, berichtet Thomas Stehle von seinen Erfahrungen. Diese Übergabetermine werden oft kurzfristig vereinbar, sodass man nicht weiß, wie weit man auf ukrainisches Territorium fahren muss. Bei der Rückfahrt brachten die Helfer dann Flüchtlinge nach Deutschland mit, die dann in der Region untergebracht wurden. Etwa 70 Personen konnten so in Sicherheit gebracht werden. Stehle ist Mitgründer der Ukraine-Hilfe Oberschwaben und hat in Mengen eine Gewerbehalle angemietet, wo Hilfsgüter zwischengelagert werden. Für den Spendentermin in Wald hat der Helfer ein olivgrünes T-Shirt angezogen, auf dem die ukrainische Flagge zu sehen ist. „Das ist das T-Shirt, das Präsident Selenskj bei seinen Videobotschaften immer wieder trägt“, erklärt Stehle.

Spendenaktion in Pfullendorf

Die nächste Sammelaktion für die Ukraine-Hilfe findet am Samstag, 23. Juli, statt. Von 10 bis 13 Uhr können Spenden wieder bei der Diakonie in Pfullendorf (Melanchtonweg) abgegeben werden. Nach Angaben von Angela Klug werden Verbandsmaterial, Sanitärprodukte, Schmerzmittel und haltbare Lebensmittel besonders benötigt. Die Hilfsgüter werden dann wieder mit einem Hilfstransport an die Grenze gebracht.