Seine Motive sind auf Kalendern, Tassen, Uhren, Einkaufstüten, Schals, Regenschirmen und selbst Teedosen zu finden – die Kunst von Friedensreich Hundertwasser ist auch Jahrzehnte nach dem Tod des Österreichers allgegenwärtig. Hundertwasser-Ausstellungen ziehen zudem regelmäßig zahlreiche Besucher an. In den nächsten Jahren will die Bodenseestadt Lindau nun zu einem Mekka der Hundertwasser-Fans werden.

Lindau wird am Freitag das neue Kunstforum über Hundertwasser eröffnen. In den kommenden fünf Jahren sollen dort insgesamt vier verschiedene Ausstellungen mit exklusiven Exponaten über Hundertwasser (1928-2000) gezeigt werden.

Es sei das weltweit dritte Hundertwasser-Kunstforum, erklärten die Organisatoren. Die beiden anderen, in Wien und Hundertwassers Wahlheimat Neuseeland, hätten im Unterschied aber nur Dauerausstellungen.

Selten gezeigte Bilder in Ausstellung

Zum Auftakt ist ab Samstag die Ausstellung „Das Recht auf Träume“ zu sehen (bis 11. Januar 2026). Die Schau soll einen Gesamtüberblick über Hundertwasser von seiner Jugendzeit bis zu seinen letzten Werken schaffen. Sie biete faszinierende Einblicke in das facettenreiche Schaffen des außergewöhnlichen Künstlers, betonen die Ausstellungsmacher. „Hundertwasser verwirklichte unbeirrt seine eigenen Träume und Visionen.“

In der Ausstellung sind knapp 60 Bilder zu sehen – von frühen Aquarellen über Gemälde bis zu japanischen Farbholzschnitten. Die Mehrzahl der Werke seien seit Jahrzehnten nicht zu sehen gewesen. Sie stammen aus dem Bestand der Hundertwasser Gemeinnützigen Privatstiftung Wien, mit der die Stadt Lindau eng zusammenarbeitet, von Museen und aus Privatsammlungen. Die Exponate sollen Hundertwassers bunte Farbenwelt, die immer wiederkehrenden Motive wie Spiralen und damit letztlich seine traumgleichen Bildwelten dokumentierten.

Zum 100. Geburtstag soll der Visionär gewürdigt werden

Die weiteren Ausstellungen sollen sich speziell dem grafischen Werk des Künstlers oder seinen Architekturkonzepten widmen. Rund um Hundertwassers 100. Geburtstag soll in den Jahren 2027 und 2028 der „Visionär“ Hundertwasser vorgestellt werden.

Hundertwasser zählt im deutschsprachigen Raum zu den beliebtesten modernen Künstlern. Aber auch in den USA oder Japan ist er bekannt. Populär sind besonders seine märchenhaften Architekturentwürfe, die oftmals auch tatsächlich gebaut wurden.

In Wien ist seit Jahrzehnten das für Wohnzwecke errichtete Hundertwasserhaus ein Touristenmagnet. Eines seiner letzten Projekte war das Wohn- und Geschäftshaus Grüne Zitadelle in Magdeburg. In Bayern wird der nach Hundertwassers Entwürfen nach seinem Tod gebaute Turm einer Brauerei im niederbayerischen Abensberg von vielen Gästen besucht.

Lindau knüpft an erfolgreiche Ausstellung vor sechs Jahren an

Nun will Lindau von der Popularität des Künstlers profitieren und noch weitere Touristen in die Stadt locken. Seit 2011 präsentiert die Stadt moderne Kunstausstellungen mit großem Erfolg. Mittlerweile etwa 800.000 Besucher und Besucherinnen hätten die Ausstellungen über Pablo Picasso oder Emil Nolde besucht. Eine der erfolgreichsten in der Reihe war eine Hundertwasser-Schau 2019, damals kamen nach Angaben des Kulturamtes etwa 90.000 Menschen. „Es gab eine irre große Resonanz“, sagt Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn.

In den vergangenen Jahren hatte Lindau die ehemalige Hauptpost als Galerie genutzt, weil das Stadtmuseum wegen einer mehr als 30 Millionen Euro teuren Generalsanierung geschlossen war. Nachdem das Museum inzwischen weitgehend fertig renoviert ist und in wenigen Wochen wiedereröffnet wird, wurde das Interims-Ausstellungshaus in der Nähe des Lindauer Hafens frei.

Ab 2026 zwei große Kunstausstellungen in Lindau

Dadurch kam bei der Stadt die Idee auf, es als reines Hundertwasser-Zentrum die nächsten Jahre weiterzunutzen. Die Stiftung in Wien unterstützte dieses Vorhaben. Ab 2026 will Lindau dann auch im Stadtmuseum ihre Reihe von Wechselausstellungen zur klassischen Moderne fortsetzen. Welcher Künstler gezeigt werden soll, will Warmbrunn noch nicht verraten. Dann gebe es aber zwei große Kunstausstellungen zeitgleich in der Stadt, wodurch Lindau für Kunstfans noch attraktiver werde, betont er.

(dpa)