Bad Dürrheim Die Kirche in der Dorfmitte von Biesingen ragt ortsbildprägend in die Höhe, doch mittelfristig ist sie nicht mehr finanzierbar. Diese Meldung verbreitete sich in der Vorwoche wie ein Lauffeuer, weshalb die Verantwortlichen unter der Leitung von Pfarrer Jonathan Richter zu einer Infoveranstaltung in die Kirche einluden.
Der ehemalige Kirchengemeinderatsvorsitzende Martin Kalisch informierte über die weiteren Schritte. Wenig Hoffnung machte er, dass es möglich ist, das Gotteshaus in seiner jetzigen Form weiterzubetreiben. Vor rund 60 Anwesenden berichtete er angesichts der prekären finanziellen Situation von einem jährlichen Defizit von 12.000 Euro für Unterhalt und Betrieb der Kirche in Biesingen, die sich auf der roten Liste der evangelischen Landeskirche in Karlsruhe wiederfindet. Das Defizit kommt aufgrund wegfallender Zuschüsse für alle Renovierungsarbeiten, einem gedeckelten Betriebskostenzuschuss von maximal 5000 Euro und einer geforderten Rücklagenbildung von rund 3000 Euro zusammen. Geld, das sich hinsichtlich einer Begrenzung auf aktuell 12 Regelgottesdienste pro Jahr nicht mehr aufbringen lässt. „Wir müssen einen Weg finden, der in die Zukunft führt“, fasste Kalisch zusammen. Er verriet, dass rund 60 Prozent aller Kirchen der Landeskirche ein ähnliches Schicksal blüht. „Derartige Diskussionen gibt es auch in der Stadt. Selbst die Kirche in Oberbaldingen wird gelb eingestuft und ist diesbezüglich nicht sicher“, fügte er an. Alles tendiere in Richtung Mega-Gemeinden.
Bürgermeister Jonathan Berggötz ergriff das Wort, als die Diskussion in Gefahr war, aus dem Ruder zu laufen. Er sprach sich gegen aufkeimende Neiddiskussionen aus, die Oberbaldingen als bevorzugt betrachteten. „Es geht um Transparenz und Offenheit und eine realistische Einschätzung der Situation“, stellte er mit Blick auf die seit Jahren sinkenden Mitgliederzahlen und das zurückgehende Interesse der jungen Menschen am Kirchenleben vor Ort fest.
Es gelte, vorausschauend zu denken. Die Kirchengemeinde habe mehr Liegenschaften, als sie benötigt, fügte Berggötz hinzu. Martin Kalisch ergänzte, dass alle im selben Boot sitzen, die Kirchengemeinde zwar eigenständig, aber ohne eigenes Konto ist. Als Möglichkeit sah er, die Kirche einer anderen Trägerschaft zu übertragen. Der stellvertretende Ortsvorsteher Armin Wehre griff die Idee auf, weitere Zukunftspläne für die Biesinger Kirche in einem Arbeitskreis mit vier bis fünf Personen zu erarbeiten. Er lud Interessierte ein, sich bis Ende März bei Ortsvorsteherin Tatjana Tröster zu melden. Als Termin für ein erstes Treffen ist Mitte Mai vorgesehen, um mittelfristig einen Lösungsweg aufzuzeigen. Die Kirche Biesingen gehört zur Kirchengemeinde Oberbaldingen, die rund 1300 Mitglieder zählt und die Gemeinden Biesingen, Sunthausen, Unterbaldingen, Heidenhofen, Immenhöfe und die Seniorenresidenz Hirschhalde umfasst. (sk)