Bad Dürrheim Seit 14 Jahren ist die Attraktivitätssteigerung der Stadt Thema. Dazu gehört auch das sogenannte Mobilitätskonzept. Konkret wurde das ganze Mitte Mai 2022 angegangen. Seinerzeit erfolgte zum Auftakt eine Begehung der neuralgischen Punkte in der Innenstadt. Dem folgten Workshops und ein Fußverkehrscheck. Das Büro Brennerplan aus Stuttgart wurde mit Erhebungen zum Ist-Zustand beauftragt. Den Beschluss dazu fasste der technische Ausschuss im Februar 2024. Jetzt erfolgte bei der jüngsten Sitzung des technischen Ausschusses die Präsentation der bisher erhobenen Ergebnisse.

Der Aufwand ist enorm. Es geht um folgende Themenfelder: der motorisierte Individualverkehr in der Innenstadt, der ruhende Verkehr – also die Parkplatzsituation in der Stadt und die Parkraumbewirtschaftung –, ein Parkleitsystem und kostenpflichtiges Parken, E-Mobilität und Ladestationen, Fußverkehr, ÖPNV (Buslinien und Haltestellen) und den Radverkehr. Das Ziel: die Erarbeitung eines „multimodalen“ Verkehrskonzeptes unter Einbeziehung der aufgeführten Punkte.

Zur Erfassung der bestehenden Situation erfolgten unter anderem Verkehrszählungen des fließenden und ruhenden Verkehrs und eine Haushaltsbefragung zum Verkehrsverhalten der Bad Dürrheimer Bürger. Alles sowohl in der Kernstadt als auch auf den Ortsteilen. Zur Erfassung des Mobilitätsverhaltens wurden an 4000 Haushalte Fragebögen verschickt, 1540 Personen und etwa 1400 Wegetagebücher konnten erfasst werden.

Erste Grundlagen

Zu den Schlüsselerkenntnissen, „Key-Facts“, wie es Brennerplan nennt, gehört die zentrale Lage der Stadt im regionalen Verkehrsnetz, allein schon durch die Nähe zur Autobahn. Alle Stadtteile sind über das kommunale Straßennetz direkt angebunden. Zwischen den Einkaufsmöglichkeiten und den Wohngebieten, teilweise auch zur Realschule am Salinensee, bestehen jedoch teilweise weite Wege.

Ein relativ auffälliges Unfallaufkommen besteht (beruhend auf von der Polizei zur Verfügung gestellten Daten) entlang der Friedrichstraße auf Höhe des Salinensees und am Knotenpunkt im Gewerbegebiet der Stadt. Ebenso an der Kreuzung zwischen Biesingen und Öfingen.

Interessante Daten ergaben sich in Bezug auf das Parkverhalten in der Stadt. Es gibt keine einheitliche Regelung, in der Friedrichstraße dominiert der ruhende Verkehr das Straßenbild.

Auch was die Radwege angeht, sind Bad Dürrheim und die Ortsteile gut vernetzt. Aber auch hier besteht wieder ein Gefahrenbereich in der Friedrich-, Schul- und Karlstraße und in der Carl-Friedrich-Benz-Straße im Gewerbegebiet. Im Gewerbegebiet besteht keine separate Radinfrastruktur, wodurch zusätzliche Risiken durch Parkvorgänge, Schwerverkehr und gemeinsame Wegnutzung (Fußgänger/Fahrradfahrer) entstehen.

Was das Fußwegenetz angeht, sei positiv zu vermerken, dass die Wege vielfach durch Grünanlagen führen, so die Vertreter vom Büro Brennerplan. Indizien für Defizite in der Verkehrssicherheit am Knotenpunkt im Gewerbegebiet seien fünf Verkehrsunfälle mit Personenschaden und Fußgängerbeteiligung in den Jahren 2022 und 2023.

Was schon vielfach seitens der Bürger kritisiert wurde und sich auch wieder durch die Erhebungen bestätigte, ist die Situation im öffentlichen Personennahverkehr. Ein Fahrtangebot sei vorhanden, aber deutlich reduziert, hieß es in dem Bericht. Besonders außerhalb der Schulzeiten. Die Erschließung der Kernstadt sei zwar gut, aber auch hier fallen wieder große Lücken in den östlichen und südöstlichen Gebieten mit den Kliniken, dem Solemar und dem Kurpark auf.

Bei 21 von 49 vorhandenen Haltestellen seien ein Witterungsschutz und Sitzmöglichkeiten vorhanden. Bei 20 Haltestellen gibt es gar keine Ausstattung, dies auch bei so wichtigen Haltestellen wie am Adlerplatz 2 und in der Schulstraße. Und: nur die Haltestellen am Busbahnhof sind vollständig barrierefrei. Das ist bekannterweise ein Thema, welches regelmäßig die ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt, Inge Teichert, zur Sprache bringt.

Das Gremium nahm die vorgestellten ersten Ergebnisse des Mobilitätskonzepts zur Kenntnis und beauftragte im Anschluss die Verwaltung, auf diesen Grundlagen die nächsten Schritte zu planen und später dann dem Gemeinderat zur Entscheidung vorzulegen.

Dem Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss sollen in seiner Sitzung am 3. November Vorschläge zum Parkraummanagement, ein Verkehrsmodell sowie Maßnahmenkonzepte zum Fuß- und Radverkehr vorgestellt werden, über die dann ebenfalls später der Gemeinderat beschließen wird. Eine detaillierte Auswertung und daraus resultierende Maßnahmenvorschläge der Betrachtungen sollen dem Gemeinderat im ersten Quartal 2026 zur weiteren Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden.