Bad Dürrheim Am Montag ziehen als erster Schritt 20 Flüchtlinge in die Gemeinschaftsunterkunft an der Schwenninger Straße, gegenüber vom Kurstift, ein. Insgesamt ist die Containeranlage mit 100 Betten ausgestattet. Am Tag der offenen Tür konnten Interessierte die zweistöckige Anlage besichtigen. Dabei bestand großes Interesse, denn etwa 150 sind gekommen, um die Räume anzusehen. Die Führungen unternahm Daniel Springmann als Leiter des Amt für Soziale Sicherung beim Landratsamt.
Zum Auftakt der Veranstaltung waren Landrat Sven Hinterseh und Bürgermeister Jonathan Berggötz dabei. „Hier waren viele Gegner vor Ort, die ihre politischen Äußerungen sehr polemisch zum Ausdruck brachten“, berichtet Stefan Löffler, Amtsleiter Schule und Gebäudemanagement. Wegen der hohen Besucherzahl zum Auftakt wurde deswegen außerplanmäßig die erste Führung gestartet und drei weitere folgten.
In der Gemeinschaftsunterkunft sind die beiden Etagen baugleich ausgeführt. In einem 15 Quadratmeter großem Zimmer stehen jeweils zwei Betten, ein Tisch, ein Kühlschrank und Metallspinte. Einige Zimmer sind für Familien mit Zwischentüren ausgestattet. Etwa zwei Drittel sind Alleinreisende, der Rest Familien. Nach den Richtlinien stehen jedem Flüchtling sieben Quadratmeter zu. Im mittleren Teil sind Gemeinschaftsküche, Waschmaschinenraum, Sanitäranlagen und Aufenthaltsräume. Außerdem gibt es zwei Büros und einen Lagerraum. Der Außenbereich soll mit Sitzgelegenheiten und einem kleinen Spielplatz aufgewertet werden. In den Zimmern stehen Boxen mit Bettwäsche und einige Töpfe als Erstausstattung.
„Jeder Flüchtling erhält 440 Euro pro Monat, allerdings nicht als Barauszahlung“, erläutert Daniel Springmann. Die Containeranlage, so das Ziel, soll zwei Jahre genutzt werden: „So lange dauert der Mietvertrag mit dem Grundstückseigentümer“, sagt Daniel Springmann und weiter: „Die Container sind ebenfalls für diesen Zeitraum angemietet. Der Stadt entstehen keine Kosten. Die Kostenabrechnung geht über den Kreis zum Land und letztendlich an den Bund“. Die Flüchtlinge, die in der Anlage wohnen, warten das Verfahren zur Duldung oder Abschiebung ab. In der Regel dauert dies ungefähr 15 Monate.
„Viel zu lange“, findet auch der Amtsleiter, denn in dieser Zeit dürfen die Menschen nicht arbeiten. „In der Schweiz ist dies dagegen besser“, weiß ein Besucher, der meint, dass dort sofort mit Hilfe von Sprach-Apps die Sprachbarriere überbrückt und Beschäftigungen möglich sind. Die Flüchtlinge können sich hier lediglich gemeinnützig engagieren. Zum Beispiel mit Reinigungsarbeiten in der Unterkunft oder bei der Stadt. Derzeit werde geprüft, inwieweit das im Seniorenheim Kurstift, deren Leitung das befürwortet, möglich ist.
Wie ein typischer Tag ablaufe war oft die Frage, denn „schließlich soll Langweile keine dummen Gedanken aufkommen lassen“. „Die Bewohner strukturieren sich selbst, sie sind frei und man kann ihnen keine Angebote aufzwingen. Allerdings würde es begrüßt werden, wenn sich Ehrenamtliche engagieren, um den Menschen die Sprache in einem Sprach-Café näherzubringen. „Sprachkurse gibt es leider zu wenige“, so der Fachmann. Und: Bei einer vagen Bleibeperspektive sei die Motivation, die Sprache zu erlernen, gering.
Es gibt keine Schließzeiten. Allerdings kommt wieder ein Zaun entlang der viel befahrenen Straße hin. Der ehemalige Feuerwehrkommandant Markus Karrer schlug vor, zeitnah eine Probe am Objekt abzuhalten. Eine Besucherin bemerkte kritisch, dass in den Duschkabinen Sichtglas verwendet wurde und somit die Intimsphäre nicht gegeben ist. Die Frage nach Unterstützung mit Sachleistungen aus der Bevölkerung wurde nur zögerlich beantwortet. Man wolle sich auf keinen Fall zumüllen lassen, denn bei einem Auszug lassen die Gäste für sie Unnützes zurück.
Die Sprechzeiten des Personals in der Unterkunft sollen sich möglichst überlappen. Das sind der Heimleiter Michale Hurst, ein Hausmeister und die Sozialbetreuung. Zur ärztlichen Vermittlung kann der Sozialdienst eingebunden werden, für Kinder gibt es ein Impfangebot.
Von den insgesamt zwölf Gemeinschaftunterkünften im Kreis fallen zwei aus Donaueschingen und jene in Königsfeld weg. „Es wird erstmals eine Containeranlage verwendet“, bedauert Daniel Springmann, der den Charakter eines alten Gebäudes bevorzugt. Allerdings sei der Standort ideal. Zu den am Montag etwa 20 einziehenden Menschen werden bis Mitte April etwa 60 weitere folgen. Die erste Personengruppe besteht überwiegend aus Türken, Syrern und Araber. Bei einer 80-prozentigen Belegung spricht man von einer Vollbelegung. „Man spürt, dass die Zuweisungen zurückgehen“, so Daniel Springmann, der seit 2023 beim Landratsamt das Ressort besetzt und glaubt, dass es in der Kurstadt keine Probleme geben wird.