Bad Dürrheim/Brigachtal Die beiden Geistlichen der Kernstadt brachten es angesichts der Segnung des neuen Wasserwerkes Schabelwiesen auf den Punkt. „Wasser ist die Schöpfungsgabe schlechthin“, so Pfarrer Bernhard Jaeckel von der evangelischen Kirche, der zusammen mit Michael Fischer von der katholischen Kirche dem Trinkwasser und dessen Aufbereitungsanlagen für Bad Dürrheim und Brigachtal Gottes Segen mit auf den Weg gaben.
Zuvor hatte Bürgermeister Jonathan Berggötz beim Tag der offenen Tür mit lobenden Worten das Ende einer Jahrzehnte langen Diskussion um eine gute Wasserversorgung verkündet. „Schon 2003 war das harte Wasser in Bad Dürrheim ein Wahlkampfthema“, so Berggötz mit Blick auf den ebenfalls anwesenden Ehrenbürger und ehemaligen Bürgermeister Walter Klumpp. Er brachte auch den Bürgerentscheid von 2009 zur Sprache, ob gar Fremdwasser aus der Bodenseewasserversorgung zur Enthärtung dem Dürrheimer Trinkwasser beigemischt werden sollte. Knapp war seinerzeit die Entscheidung gegen eine Beimischung ausgefallen.
2014 stand dann die Sanierung des alten Wasserwerkes auf der Agenda, deren eingehende Diskussionen 2017 in die Entscheidung mündete, ein völlig neues Wasserwerk zu errichten. Parallel dazu wurde nach technischen Verfahren gesucht, eine effiziente Wasserenthärtung zu realisieren. Stadtrat Gottfried Schacherer erinnerte sich an die Besichtigung zentraler Enthärtungsanlagen in Tübingen und Furtwangen. Die Anlagen hätten die damaligen Räte allerdings nicht zufrieden gestellt. „Wir wollten auf keinen Fall unsere Wasserversorgung auf Fremdwasser umstellen“, betonte der langjährige Kommunalpolitiker. „Die Entscheidung bei der Wasserversorgung autark zu bleiben war goldrichtig“, ergänzt er mit sichtlicher Genugtuung.
Nach eingehenden Studien kamen die Fachleute im Vorfeld des Neubaus überein, mit Hilfe des Carix-Verfahrens in Bad Dürrheim ein chemiefreies und energieeffizientes Entkalkungsverfahren auf den Weg zu bringen. „Dieses Verfahren senkt nicht nur die Wasserhärte sondern auch den Nitratgehalt und auch noch die CO2-Emissionen“, so Bürgermeister Berggötz. Der Umstand, dass auch die Wasserversorgung in Brigachtal unter hartem Wasser litt, führte zur Zusammenarbeit der Gemeinden. Das Wasserwerk Schabelwiesen sei somit „ein Beispiel für Innovation, Nachhaltigkeit und gelebte Partnerschaft“, so Berggötz.
Brigachtals Bürgermeister Michael Schmitt betonte die enge und gute Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in Bad Dürrheim. „Unser Ortsbaumeister Patrick Lutz ist ganz hervorragend in das Projekt eingestiegen und hierfür gilt besonderer Dank“, so Schmitt. Dass die Quellen der Bäderstadt zusammen mit denen aus Brigachtal nun fürderhin einer hervorragenden Versorgungssicherheit dienen, stellte Bürgermeister Berggötz in seinem Grußwort an zentrale Stelle.
Die zahlreichen Besucher, die trotz Temperaturen deutlich über 30 Grad zum größten Teil mit dem Fahrrad zum neuen Wasserwerk gekommen waren, machten deutlich, dass das Interesse an der Wasserversorgung groß ist. Carl Michael Ruyter aus Bad Dürrheim bemerkte gegenüber dem SÜDKURIER, dass der Calciumgehalt des Wassers deutlich gesunken sei und nun seine private Enthärtungsanlage wesentlich weniger Salz benötige. Zur Diskussion über die geringmengige Chlorung des Wasser bemerkte der Apotheker: „Mit der Chlorung habe ich übrigens kein Problem. Das wird alles verstoffwechselt.“
Im Halbstundentakt bestaunten die Besucher die gewaltigen Tanks und endlosen Rohrleitungen im neuen Wasserwerk. Da im Gebäude nur knapp zehn Grad Lufttemperatur herrschten, dienten die Führungen auch zur willkommenen Abkühlung ob der sommerlichen Hitze. Allein das laute Pumpengeräusch führte dazu, dass trotz kräftiger Stimme des Vortragenden nur wenige Besucher die detailreichen Erläuterungen hören konnten. Von den Teilnehmern der Besichtigungstour war anschließend durchweg Staunen und Zustimmung für das 11,5 Millionen Euro Projekt zu vernehmen.
Auch Bad Dürrheims Gemeinden auf der Ostbaar profitieren von dem aufbereiteten Wasser. Bei dem Carix-Verfahren handele es sich um das einzige Ionenaustauschverfahren zur Trinkwasserenthärtung ohne schädliche Regenerationschemikalien. Reines Kohlendioxid werde im Tankzug angeliefert und diene zu Regeneration der Filteranlagen.