Bad Dürrheim In der jüngsten Sitzung ist der Gemeinderat Bad Dürrheim am Donnerstag den Schritt hin zum Bebauungsplan „Hofen 8“ und zur Änderung des bestehenden Flächennutzungsplans gegangen. Die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung wurde ergänzt und dann in zwei Teile gesplittet. Das Gremium stimmte, was die ersten vier Punkte der Beschlussvorlage betraf, einstimmig zu. Beim zweiten Teil endete die Abstimmung mit drei Gegenstimmen. Dem Beschluss ging eine rund zweistündige Diskussion, inklusive der Bürgerfragen und aktueller Präsentationen, voraus.
Sieben Anwohner aus dem Johanniterweg hatten bei der ersten Offenlage Einwendungen erhoben. Zur Gemeinderatssitzung waren auch mehrere Bürger gekommen. Zwei Anwohner aus dem Johanniterweg nutzten die Fragemöglichkeit. Stefan Schleicher wollte wissen, wie gesichert wird, dass das geplante Gesundheitsresort tatsächlich gebaut wird, ob nicht der Hotelneubau auf dem Solegarten-Gelände im „Schwarzwald-Stil“ erfolgen könne und wie sichergestellt wird, dass auf Hofen tatsächlich nur Einfamilienhäuser gebaut werden.
Markus Fink, der Sohn von CDU-Stadträtin Barbara Fink, der auch im Johanniterweg wohnt, ging auf die Schwierigkeiten ein, die er vor fünf Jahren bei seinem Bauantrag mit dem Technischen Ausschuss hatte. Er fragte: „Wie ernst nimmt der Gemeinderat seine eigenen Entscheidungen von vor fünf Jahren? Wie verlässlich sind die Zusagen, die die Verwaltung macht?“ Und beide Männer fragten, wie es kommt, dass auf einmal Dinge, die früher nicht erlaubt waren, etwa bei der Firsthöhe, Flachdächer und ein höherer Kniestock, erlaubt sein sollen.
Antworten auf die Fragen zur Hotel- und Gesundheitsresort-Planung gab Joachim Limberger, einer der 13 Gesellschafter der B.E.S.T.-Holding. Sieben Gesellschafter seien aus Bad Dürrheim, vier aus der Region Schwarzwald-Baar und zwei aus den Niederlanden, erklärte Limberger. Er stellte dar, was die Holding-Gesellschaft bereits umgesetzt hat (2020/21 Umbau des früheren Badhotels in der Luisenstraße, das seit 2004 leer stand) und stellte den Stand der Neukonzeption vor. Er wies darauf hin, dass dies zunächst nur ein Entwurf sei. Konkrete Pläne würden vorgelegt, wenn der finale Bauantrag eingereicht wird. Dem Entwurf nach soll ein Hotelcampus mit sechs Gebäuden – durch überdachte Gänge miteinander verbunden – mit maximal vier Vollgeschossen und maximal 140 Zimmern entstehen. Dieses Konzept ähnele dem, wie zum Beispiel in der Schweiz und in Österreich aktuell Hotels gebaut werden.
Joachim Limberger erklärte außerdem, dass sich seit 2017 die Realität komplett geändert habe. Die Grundvoraussetzungen seien jetzt vollkommen andere. Zum Schluss ergänzte er, dass er, die Brüder Rebholz und die anderen Bad Dürrheimer Investoren alteingessene Familien der Stadt seien, die die touristische Entwicklung der Stadt voranbringen wollen: „Wir sind keine Heuschrecken, die den schnellen Euro machen wollen und alles vernichten.“
Stadtplaner Rüdiger Stehle aus Spaichingen erklärte danach Details zu den Einwendungen aus der ersten Offenlage und was davon aufgenommen und umgesetzt wurde. Zusammen mit Joachim Limberger, Linda Rebholz, dem Gewinner des städtebaulichen Wettbewerbs, Architekt Gerd Grohe, und dem Stadtbauamt sei ein guter Konsens ausgearbeitet worden.
Vor den Stellungnahmen der Fraktionen ging Bürgermeister Jonathan Berggötz darauf ein, dass die Best-Holding den Änderungswünschen der Stadt in jeglicher Hinsicht – hier wäre unter anderem die starke Reduzierung der Hofen-Bebauung zu erwähnen – entgegengekommen sei, Vertrauen eingebracht und ihre ernsten Absichten bewiesen habe. Nun sei es an der Zeit, den Investoren Vertrauen entgegenzubringen. Eine weitere Verzögerung würde sich nur nachteilig für den Tourismus der Stadt auswirken.
Dem pflichtete auch Kurgeschäftsführer Markus Spettel bei. Die Stadt brauche dringend viel mehr und qualitativ hochwertige Betten, sonst würden die Übernachtungszahlen unweigerlich zurückgehen. Auch FW-Stadtrat und Architekt Franz Eisele lobte den Entwurf und bestätigte, wie auch Stadtplaner Stehle zuvor, wie sehr sich in den vergangenen fünf Jahren die Situation in der innerörtlichen Entwicklung und Verdichtung geändert habe.
Nach den Stellungnahmen stellte die CDU-Fraktionssprecherin Barbara Fink nochmals die gleichen Fragen wie in der Fragerunde ihr Sohn und rollte pauschal zusammengefasst eigentlich abgehakte Themen neu auf. Das war aber Verlautbarungen zufolge so nicht innerhalb der Fraktion abgesprochen. Daraufhin platzte Wolfgang Kaiser (LBU) regelrecht der Kragen. Er fand sehr deutliche Worte, auch an noch zögerliche Räte gerichtet: Es sei alles beschlossen, er könne nicht nachvollziehen, was da jetzt vorgebracht werde. Wenn der Gemeinderat jetzt zögere, dann gehe auf Jahre hinaus nichts mehr. Die LBU werde auf jeden Fall zustimmen. Auch die anderen Fraktionen waren dieser Meinung und kündigten ihre Zustimmung an.