Bad Dürrheim Die neue Kindertagesstätte in Bad Dürrheim nahe des Minara-Bades ist ein mutiger Wurf. Nach der Inbetriebnahme des ersten Gebäuderiegels war der Ausbau bereits projektiert und steht nun vor der Inbetriebnahme. Die von Finanzsorgen geplagte Kurstadt legt Wert auf möglichst hohe Auslastung in ihren Betreuungseinrichtungen – und vollzieht nun einen mutigen Schritt.

Die Kindergartenbetreuungsordnung in Bad Dürrheim wurde dahingehend geändert, dass sich nun auch Eltern, die außerhalb der Stadt wohnen, in den Einrichtungen anmelden können. Fakt sei laut der Verwaltung, dass bei der zentralen Anmeldestelle im Rathaus regelmäßig Anfragen für Betreuungsplätze von Familien eingingen, die ihren Wohnsitz außerhalb Bad Dürrheims haben. Ziel sei es, die städtischen sowie kirchlichen Kinderbetreuungseinrichtungen optimal auszulasten. Die Änderung diene der Attraktivitätssteigerung der Stadt und wirke insoweit auch als positiver Standortfaktor für örtliche Betriebe und deren Beschäftigen. Die Platzvergabe wird nach einem Punktesystem geregelt. Kinder, die in Bad Dürrheim wohnen, werden dabei vorrangig behandelt.

Die Relevanz dieser Öffnung wird auch im Rückblick klar: Bürgermeister Jonathan Berggötz ließ zuletzt eine Mitteilung mit diesem Inhalt verbreiten: Der Neubau sei ein Gewinn. Und weite der Rathaus-Chef Ende März 2025: „Als 2018 die Kindertagesstätte Stadtkäfer I eröffnet wurde, hatte der damalige Bürgermeister Walter Klumpp Sorgen, dass viel zu groß gebaut wurde. Heute wissen wir, dass Betreuungsplätze gefragter sind denn je.“

Wie werden die Eltern für die großzügig gestaltete Betreuung zur Kasse gebeten? Zuletzt wurden vor dem Gemeinderat folgende Gebührenordnungen vorgestellt. Die Elternbeiträge wurden zuletzt zum 1. September 2023 neu festgesetzt. Seit einem halben Jahr, genau seit dem 1. September 2024, müssen Eltern mehr bezahlen. Für ein dreijähriges Kind aus einer Familie mit einem Kind sind das zum Beispiel für die Regelbetreuung 148 Euro pro Monat (vorher 138), für die verlängerte Betreuung 161 Euro (zuvor 150 Euro), für die Ganztagsbetreuung 227 Euro (zuvor 212 Euro). Die Kleinkindbetreuung am Vormittag bei fünf Tagen kostet seit 1. September 2024 genau 364 Euro, für die verlängerte Betreuung 439 Euro und für die Ganztagsbetreuung 643 Euro.

Der durchschnittliche Kostendeckungsgrad aus Elternbeiträgen lag vor diesen Erhöhungen bei knapp elf Prozent, angestrebt werden 20 Prozent. Das Plus um 7,5 Prozentpunkte zum 1. September 2024 soll durch einen Zuschlag von 7,3 Punkten zum 1. September 2025 ergänzt werden. Die Stadt übernahm zuletzt jährlich vier Millionen Euro Kosten für die Kinderbetreuung.

Auf zwei Etagen finden sich oben und unten jeweils eine Mensa, zwei Gruppenräume, ein Schlaf- bzw. Ruheraum, ein Waschraum für Kinder sowie Mitarbeitertoiletten. Im unteren Stockwerk gibt es zusätzlich noch eine große, industrielle Küche, um das angelieferte Essen für die Kinder fertig zu- und vorzubereiten. Außerdem befindet sich im angrenzenden Raum eine Bistroküche. An dieser Küchenzeile haben die Kinder die Möglichkeit, selbst zu helfen und zu kochen. Hierfür können Podeste ausgezogen werden, damit die Kinder alle Arbeitsflächen selbstständig erreichen. Ein moderner Wasserspender steht ebenfalls zur Verfügung. Die Bistroküche ist durch eine Durchreiche mit der Küche verbunden. Ein schallisolierter Raum neben der großen Garderobe im Erdgeschoss dient als Raum für Elterngespräche.

Mit den Neubauten für die Stadtkäferadresse investierte die Stadt Bad Dürrheim betont in die Förderung der frühkindlichen Bildung und schuf moderne und ansprechende Räume für die jungen Bürger der Stadt „Die neuen Einrichtungen werden den Bedürfnissen der Kinder gerecht und bieten optimale Voraussetzungen für ihre Entwicklung und ihr Wohlbefinden“, hieß es aus dem Rathaus zu den Projektierungen stolz.

Hinter dem zweiten Stadtkäfer-Gebäude stecken klare Beweggründe. Zu Beginn des Jahres 2022 beschrieb die Stadtverwaltung die Lage so: In der Kernstadt fehlten Kindergartenplätze für den Ü3-Bereich. Insgesamt seien es 51 Plätze, die vor etwas mehr als drei Jahren nicht in Sicht waren. Und weiter der Ausblick des Rathauses im Jahr 2022: Aufgrund eines sich in den nächsten Jahren abzeichnenden Bedarfes solle ein neuer Kindergarten gebaut werden, der an die Kindertagesstätte Stadtkäfer angegliedert wird.

Ergänzt wurde seinerzeit: Keiner hätte bei der Einweihung des ersten Stadtkäfer-Neubaus m April 2019 gedacht, dass eine Erweiterung so schnell notwendig werden sein würde. Die Finanzsorgen, die sich mit der Einmischung der Kommunalaufsicht in die städtischen Hausstrukturen im Frühjahr 2025 eröffneten, waren seinerzeit in den nun bekannten Dimensionen nicht öffentlich in der Debatte.