Bad Dürrheim Wenn Eltern, Pädagogen oder Großeltern Kindern ein Buch vorlesen oder mit ihnen ein Bilderbuch anschauen, öffnen sich für die Kleinen Welten. Nicht nur, dass ihre Phantasie angeregt wird, auch ihr Wortschatz wird größer, sie lernen neue Wörter, Reime und werden neugierig. In Bad Dürrheim leitet Sabrina Rozic, die Koordinatorin für Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement, jetzt einen Neustart der Lesepaten-Idee ein, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

Nach der Corona-Pandemie war der Einsatz der Ehrenamtlichen nicht mehr richtig ins Laufen gekommen. Und dies, obwohl einige der bisherigen Lesepaten darauf warten, wieder in die Kindergärten und Schulen zu gehen. Nun sucht Sabrina Rozic, die ihren Arbeitsplatz im Bad Dürrheimer Rathaus hat, weitere Ehrenamtliche, die sich vorstellen können, beispielsweise einmal wöchentlich zum Vorlesen in einen der elf städtischen oder kirchlichen Kindergärten in der Kernstadt oder den sechs Ortsteilen zu gehen und in Absprache mit den Leiterinnen vorzulesen.

Start in der Kita St. Raphael

Zunächst soll in der katholischen Kindertagesstätte St. Raphael in der Kernstadt mit dem Vorlesen begonnen werden. Interessenten, die sich melden, werden zunächst von Sabrina Rozic nach ihren Interessen befragt und nach dem zeitlichen Rahmen, in dem sie sich einbringen wollen. Dann werden Termine mit den Kindergärten ausgemacht. Ziel ist es, dass Lesepaten für alle Kindergärten gefunden werden, heißt es in der Mitteilung.

Die neue Leiterin der Stadtbibliothek, Lieselotte Banhardt, unterstützt die Idee und gibt auch gerne Hinweise zu kindgerechter Literatur und Formen der Gesprächsführung, um die Kleinen zu Diskussionen über das Gehörte anzuregen. „Medienpädagogik und Leseförderung gehen Hand in Hand. Basis ist das Vorlesen“, weiß die Bibliotheksleiterin.

„Die Ehrenamtlichen bestimmen, wann und wie oft sie eingesetzt werden, alles läuft auf freiwilliger Basis“, so Sabrina Rozic, die sich freut, dass Daniela Tritschler, die Leiterin der Kita St. Raphael, bereit war, den Anfang zu machen. In ihrer Kita könnten Lesepaten beispielsweise zwischen 7.30 und 11 Uhr sowie ab 14 Uhr einmal in der Woche eine halbe oder ganze Stunde vorlesen. „In der Freispielzeit suchen sich die Kinder selbst aus, was sie machen. Liest jemand in den Leseecken unserer Einrichtung ein Buch vor, setzen sich schnell fünf bis sechs Kinder dazu und hören aufmerksam zu“, ist die Erfahrung der Kita-Leiterin. „Wir lesen schon den Krippenkindern, die ein Jahr alt sind, vor“, so Daniela Tritschler. In den Bücherregalen der Kita stehen sogar Bilderbücher für Kinder ab sechs Monaten. Die Kita lädt regelmäßig auch Eltern zu Vorlesenachmittagen ein, „denn die Begeisterung für das Vorlesen soll ja zu Hause weitergeführt werden“, wie Daniela Tritschler erläutert. Karl Lotz aus Hochemmingen, der bisher schon Lesepate ist, berichtet aus seiner Erfahrung: „Manchmal habe ich die Geschichte gar nicht mehr zu Ende gelesen, weil die Kinder so viel Phantasie hatten, dass sie die Geschichte selbst zu Ende erzählt haben.“

Roswitha Kneer, die früher den Eine-Welt-Laden Karibuni führte, kann sich nun Zeit für das Vorlesen nehmen. „Kinder sind lernbereit und aufgeschlossen und vor allem sind sie auch ehrlich und sagen, was sie wollen“, weiß sie.

Sie alle hoffen, dass sich viele Freiwillige finden, die mit ihrem Engagement Kindern die Welt und die deutsche Sprache erschließen. „Da weiß man, was man tut und, dass man seine Zeit in die Zukunft der Kinder investiert“, freut sich Karl Lotz.