Bad Dürrheim Bad Dürrheims Stadtwald kann sich sehen lassen: Obwohl die Forstwirte immer wieder außerplanmäßig reihenweise vom Borkenkäfer befallene Bäume fällen müssen, gibt es keine größeren Kahlflächen, denn schnell wird wieder neu bestockt.
Jedoch bereiten Sturmwurf und Borkenkäfer zusätzliche Arbeit, was sich bei den Kosten niederschlägt, teilt die Stadtverwaltung über eine Presseerklärung mit. Dennoch konnte Forstrat Matthias Berger, Bad Dürrheims Revierförster, dem Gemeinderat für das Jahr 2024 anstatt des ursprünglich eingeplanten Defizits einen Überschuss von 171.717 Euro präsentieren.
Das habe hauptsächlich mit dem guten Holzverkaufspreis zu tun. Denn wie Matthias Schupp, der stellvertretende Leiter des Kreisforstamts, erläuterte, steigen die Marktpreise für Stammholz seit eineinhalb Jahren – zwar maßvoll, aber stetig.
Der Forstbeamte registrierte sogar eine gewisse Knappheit an Rundholz in Europa. Selbst in die USA werde dieses – wenngleich in geringen Mengen – exportiert. „Die Folgen der klimatischen Veränderung werden gravierend sein“, ließ der stellvertretende Forstamtsleiter durchblicken.
Doch Bad Dürrheim baue seinen Stadtwald schon seit Jahrzehnten in Richtung klimaresistenter Bestände um, so Matthias Schupp. Der stellvertretende Forstamtsleiter lobte die Stadtverwaltung und den Gemeinderat: Bad Dürrheim sei einer der wenigen Forstbetriebe, die bereit seien, für ökologische Leistungen und die Sozialfunktion des Waldes betriebswirtschaftliche Einbußen hinzunehmen.
Morsche Äste entfernt
Ein Beispiel, das Revierförster Matthias Berger in diesem Zusammenhang nannte: Im Kapfwald sind viele Spazierwege angelegt. Der Förster muss entlang dieser Wege sicherstellen, dass Fußgänger und Radler nicht von herunterfallenden morschen Ästen gefährdet werden – die so genannte Verkehrssicherungspflicht. Bei der Baumkontrolle stellte Berger fest, dass bei zahlreichen Bäumen diese Gefahr bestand.
Normalerweise hätte er diese Bäume fällen lassen, doch um für Spaziergänger und Gäste ein vitales Waldbild zu erhalten, habe er Kletterer in die Bäume geschickt, die einzelne Äste absägten und somit verhinderten, dass die Bäume gefällt werden mussten. Im Stadtwald laufen mehrere Naturschutzprojekte, etwa im Wuhrholz beim Schabelhof, in Oberbaldingen, am Unterbaldinger Berg sowie am Osterberg in Öfingen. Darüber hinaus gibt es im Süden der Stadt in Richtung Donaueschingen ein Wiedervernässungsprojekt. Im Wittmannstal, wo der Biber große Flächen aufstaut, soll im Frühjahr am Unkenweg ein so genannter Mönch eingebaut werden, ein Bauwerk zur biberfreundlichen Wasserstandsregulierung. Als einzige Stadt im Kreis erhalte Bad Dürrheim Fördermittel aus dem Bundesprogramm klimaangepasstes Waldmanagement. Mit dieser Förderung wurden rund 4.500 Habitatbäume mit einem „H“ gekennzeichnet und kartiert.
Ziel des Programms ist der Erhalt, die Entwicklung und die Bewirtschaftung von Wäldern, die an den Klimawandel angepasst (klimaresilient) sind. Wie Förster Matthias Berger darlegte, musste im vergangenen Jahr mehr für die Kulturpflege ausgegeben werden, weil aufgrund der reichlichen Regenfälle Brombeeren und Labkraut wucherten und die jungen Bäume bis zu vier Mal davon freigeschnitten werden mussten.
Das Ziel, einen klimaangepassten Wald zu erreichen, sei mit einem hohen Maß an Pflegearbeit verbunden, so der Förster. Doch dies seien „Investitionen in die Zukunft“. Zwar sollte nach dem laufenden Zehnjahresplan im vergangenen Jahr nur 6600 Festmeter (Kubikmeter) Holz geerntet werden, doch am Ende konnte nur ein planmäßiger Hieb von 2799 Festmeter abgeliefert werden. Hinzu kamen 5516 Festmeter Käfer- und Sturmholz. Gerade bei Käferholz sei der Ernteaufwand immens, denn manchmal müssen einzelne oder wenige Bäume herausgeholt werden. Doch: „Es bringt nichts, zu jammern“, so Matthias Berger laut Pressemitteilung, und er ergänzte demnach: „Das ist das neue Normale.“ Auf das Durchforsten der übrigen Bestände könne man jedoch nicht verzichten: „Wir müssen jährlich 2500 bis 3000 Festmeter planmäßig einschlagen, denn die jungen Bestände brauchen das, gerade weil wir weniger Niederschläge haben, der Regen reicht sonst nicht für alle Bäume“. Zudem klappe die Naturverjüngung besser, wenn durch die Entnahme von Bäumen Licht nach unten dringe.
Bürgermeister Jonathan Berggötz lobte die Arbeit des Forstamtes und der städtischen Forstwirte: „Wir sind dankbar für diesen tollen Wald. Immer wieder hört man dieses Lob auch von den Bürgern und Gästen“, wird er in der Pressemitteilung zitiert. Auf Nachfrage von Regine Mäder (CDU) berichtete Berger, dass es mittlerweile weniger Verbiss-Schäden gibt, die Jagdpächter also der Bitte nachkommen, den Wildbestand niedrig zu halten.
Bürgermeister und Revierförster berichteten, dass es verstärkt Klagen von Spaziergängern über Reiter gibt, die ihnen nicht ausweichen oder deren Tiere Pferdeäpfel hinterlassen. Geritten werden darf nur auf Waldwegen, die mindestens drei Meter breit sind. Karen Roeckl (LBU), die mit ihrem Mann die Tierklinik Schabelhof betreibt und die selbst reitet, regte ein Gespräch zwischen den Reiterhöfen, Pferdepensionen und dem Forstamt an. (pm/nat)