Die Zeit der Reparaturen am Solemar ist vorbei. Das Bad ist für eine Totalsanierung fällig. Die Kommunalpolitik hat Fachbüros für Gutachten beauftragt. Seither schwelt das Thema in Bürgerskreisen der Stadt: Gastronomie, Handel, Kurbetriebe, private Vermieter sind in Sorge.
Das Bad soll – so ein Vorschlag der Verwaltung – 2027 und 2028 geschlossen werden. Neue Fakten gab es nach der Bekanntgabe der Schocknachricht im Herbst 2023 kaum mehr. Jetzt äußern sich die Fraktionssprecher und es zeichnen sich erste Linien für den Umgang mit der Lage ab.
Solemar in Bad Dürrheim: CDU drängt auf kurze Schließungszeit
Die Christdemokratin Barbara Fink sagt es klipp und klar: „Die Schließungszeit muss so kurz wie möglich gehalten werden.“ Sie formuliert weiter: „Das Solemar ist unsere Geschäfts- und Erwerbsgrundlage in der Stadt.“ Barbara Fink spricht die zwei großen Wege an, die sich ergeben: „Wir müssen eine gemeinsame Strategie entwickeln, wie wir sinnvoll sanieren oder etwas Neues bauen.“
Die Vorsitzende der stärksten Ratsfraktion weiß, was schlussendlich den Takt bestimmt: „Am Ende spielen die Finanzen eine große Rolle“, sagt sie und verbirgt ihre Vorahnungen nicht: „Das Land kann ja heutzutage selbst immer weniger Geld ausgeben“, äußert sie ihre Befürchtung.
Freie Wähler wollen schnelle Entscheidung
„Es ist schon überraschend, dass das jetzt so schnell gekommen ist“, sagt der Bad Dürrheimer Internist Klaus Götz für die Freien Wähler: „Wir wussten zwar, dass das irgendwann droht, aber wieso jetzt schon?“
Es sei nun aber vorrangig richtig, „genaue Untersuchungen von mehreren Firmen einzuholen. Dafür müssen wir uns die Zeit nehmen“, betont er. Angesichts der erforderlichen Betonsanierungen und der 37 Jahre alten Technik ergibt sich für ihn diese Schlussfolgerung: „Das Bad ist ein Totalschaden.“

Die Unwägbarkeiten bei einer Sanierung seien immer riesig. Keiner wisse wirklich, was alles noch zutage trete und wie das ende. Die Vorgehensweise für Bad Dürrheim müsse deshalb sein: „Wir lassen uns die Sanierungsmöglichkeiten berechnen und schauen parallel, wie eine Neuplanung gelingen kann.“
Wohin mit einem Neubau? „Vom Narrenschopf-Parkplatz stadteinwärts“, verweist Götz auf den Rand des Kurparks. Es brauche eine städtebauliche Planung. „Dazu müssen die Architektur-Koryphäen aus dem Land bitte ran“, fordert er. Für ihn ist klar: „Alle unsere Entscheidungen müssen Ende 2025 stehen. Spätestens.“
So ist der Zustand des Solemars
LBU will mit dem Minara überbrücken
„Das Solemar ist unser touristisches Zugpferd und auch unsere finanzielle Absicherung als Kommune“, sagt Karen Roeckl, Vorsitzende der Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz (LBU). Was sie irritiert: „Vor den Ferien hätte es zu Lage und Perspektive im Solemar noch eine Sitzung geben sollen.“ Diese hätte dann aber nicht mehr stattgefunden.
Roeckl räumt Naivität von von Rat und Stadt ein. „Man hat doch die Halbwertzeiten für eine solche Einrichtung gekannt.“ Für sie habe es vorab keine Hinweise gegeben, dass das Solemar so marode ist.
Laut Verwaltung brauche es zwei Jahre der Schließung für eine Sanierung. „Ich sage: Das ist sportlich, es kann gut noch länger dauern.“ Also ein Neubau? „Neben die Kuppeln etwas zu bauen, ist doch utopisch“, verweist sie aufs Kurparkgelände.
Roeckl schlägt vor, mehr aus dem Minara zu machen. „Jacuzzi-Becken dazu und das alte Außenbecken reaktiven und mit Sole befüllen.“ Bad Dürrheim müsse in seiner Gesamtheit andere Zielgruppen ansprechen für veränderte Therapie- und Freizeitangebote – beispielsweise Radfahren.
FDP kritisiert Kommunikation des Rathauses
Die Kommunalpolitikerin Andrea Kanold kritisiert die Ruhe in der Kommunikation zum Thema Solemar. „So richtig viel mehr wissen wir ja heute auch nicht“, bekennt sie am 27. August und legt nach: „Erst geht die Verwaltung an die Öffentlichkeit und dann ist Ende Gelände.“
Die Apothekerin fasst die Stimmung bei Vermietern, Gastronomen, Einzelhändlern und Hotelbetreibern so zusammen: „Das macht alle ängstlich.“ Die ganze Kommune brauche das Solebad – angesichts der Zahlungsströme von Land und Bund in die Stadtkasse. Bad Dürrheim sei keine reiche Gemeinde.
Zu einem möglichen Neubau sagt Andrea Kanold, dass ein neues Bad in der bisherigen Form nicht mehr zu bewältigen sein werde, also mit ausgedehnten Wasserflächen dem markanten Dach mit den drei Kuppeln.

„Wir sagten für die FDP schon zur Kommunalwahl, dass am Hallenbad Minara das Freibecken wieder freigeschaufelt werden muss und dass wir dort Sole anbieten können.“ Für eine Übergangs-Ausrichtung des Kurbetriebs hält sie Angebote für Fahrradfahrer für einen denkbaren Weg.
SPD will hinterher nichts bereuen
Can Zileli lebt seit 2004 in Bad Dürrheim und ist jetzt Fraktionssprecher der SPD im Gemeinderat. Der Vermögensberater zeigt sich optimistisch. „Wir müssen Ideen sammeln und dann alle ins Boot holen“, sagt er zunächst. Wichtig sei, dass die Entscheidungen zukunftssicher seien für Bad Dürrheim, betont er. Es gelte, „nur nichts zu überstürzen“. Er fügt hinzu: „Das darf auf keinen Fall so sein, dass wir später etwas bereuen.“
Die Kernfrage sei, wie eine zweijährige Schließung des Solemars überbrückt werden könne. Es dürfe nicht zur Katastrophe für Handel und Gastronomie kommen. Auch Zileli sagt, das Minara könnte zum Überbrückungsbad ausgebaut werden. „Natürlich ist ein Neubau immer besser.“ Hinsichtlich der Finanzierung sagt er: „Das Land wird uns nicht im Stich lassen.“