Bad Dürrheim Im Rahmen der Haushaltsberatungen 2022 wurde auf Antrag der SPD-Fraktion im Verwaltungsausschuss entschieden, in Bad Dürrheim das Thema der Sozialraumplanung aufzuarbeiten. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses wurde nun über den aktuellen Stand informiert. Die Präsentation zeigte einen riesigen, kaum zu überblickenden Packen an Vorarbeit. Die Umsetzung wird nicht weniger herausfordernd sein. Der Bericht erfolgte durch Vertreter der Stadt Bad Dürrheim und des Landratsamtes Schwarzwald-Baar, Susanne Maier und Holger Mungenast.

Fakt ist, dass in Bad Dürrheim die Sozialraumplanung eigentlich schon seit über zehn Jahren erfolgreich umgesetzt wird und auch gute Anknüpfungspunkte zum Landkreis bestehen, wenn auch nicht alles verzahnt ist. Bad Dürrheim stehe absolut gut da und habe Vorbildfunktion, so Susanne Maier. Bekanntermaßen hat die Stadt einen riesigen Schatz an Vereinen und bürgerschaftlichem Engagement.

Was ist unter Sozialraumplanung zu verstehen? Die Sozialraumplanung zielt darauf, planerisch alle Lebensbereiche der Menschen jeder Generation zu berücksichtigen und beteiligte Institutionen zu vernetzen. Es soll ein Rahmen für zielgerichtete, partizipative Gemeinwesenarbeit beziehungsweise soziale Arbeit geschaffen werden. Wie zuvor erwähnt, findet das in Bad Dürrheim alles bereits statt.

Zunächst erfolgte nach dem Beschluss von 2022 die Kontaktaufnahme zum Landkreis, um Möglichkeiten zur Erarbeitung einer gemeinsamen Planung auszuloten. Die Planungspraxis des Landkreises sollte beleuchtet und dessen Übertragbarkeit auf örtliche Verhältnisse geprüft werden. Daten Bad Dürrheims wurden in einem Steckbrief erfasst. Ein Vorschlag zur Kooperation sollte entwickelt werden und eine Analyse der Zusammenarbeit. Ein erster systematischer Abgleich erfolgte im Herbst 2023.

Es wurde festgestellt, so erklärten das auch die Vertreter des Landratsamtes, dass im Bereich Kinder und Jugendliche bereits viele Freiwilligkeitsleistungen der Stadt als auch Pflichtleistungen des Kreisjugendamts angeboten werden. Infolgedessen sollten die Freiwilligkeits- und Pflichtleistungen weiter aufeinander abgestimmt werden. Danach sollte dieser Prozess auf weitere Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel ältere Menschen, ausgeweitet werden. Schlussendlich soll ein neu zu schaffendes Netzwerk etabliert werden.

Der Präsentation folgte eine lange Diskussion. Wolfgang Kaiser (LBU) erklärte: „Sie sehen mich ziemlich hilflos. Das Ganze ist schon ziemlich komplex, die Darstellung des Netzwerkes regelrecht überfordernd.“ Hauptamtsleiter Markus Stein wies auf die bestehenden, guten Strukturen hin: Kita-Beirat, Sportausschuss, das Mehrgenerationenhaus und viele andere. Sabrina Rozic, Koordinatorin Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement der Stadt, wünschte sich, dass die Bedürfnisse nicht auf politischer Ebene definiert werden. Die Akteure vor Ort sollten zu Wort kommen.

Die Anregung seitens des Landratsamtes war, eine Koordinierungsrunde unter der Federführung der Stadt Bad Dürrheim zu bilden. Im Ausschuss herrschte jedoch die Meinung, dass das Ganze so nicht aufgebaut werden könne. Man müsse im Vorfeld den Bedarf klären.

Angelika Strittmatter, vom Verein Lebenswert/Mehrgenerationenhaus Bad Dürrheim, verfolgte interessiert die Ausführungen. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erklärte sie: „Es ist schon ein gewisser Bedarf für Bad Dürrheim zu erkennen, wenn man den Sozialbericht vom Landratsamt sieht, der ganz spezielle Themen aufzeigt.“ Auch das Durchschnittsalter der Bevölkerung sei „alter Käse“. Das sei ein Grund gewesen, 2010 den Generationentreff ins Leben zu rufen. Das Engagement einzelner Vereine oder Institutionen sei oftmals schneller und effektiver, als wenn übergeordnet koordiniert werde. Ihr stelle sich die Frage, ob nicht ein weiterer Wasserkopf entstehe, und ob man um jeden Preis etwas Neues draufsetzen müsse, denn im Prinzip laufe schon, was man erreichen wolle. Aber auch sie befürworte eine Ist-Analyse.

Der Konsens zum Schluss lautete, dass man weitere Maßnahmen auf den Weg bringt, aber auf Wunsch von Sitzungsleiterin Barbara Fink (CDU) und Wolfgang Kaiser vorher den Bedarf durch Befragung beteiligter Akteure abklärt.