Bad Bürrheim Wir glauben, was groß und laut ist, sei auch bedeutend, die Fülle mache uns reich, die Farbigkeit schön, die Vielfalt interessant, der Reichtum glücklich…. „Viel Lärm um Nichts!“ Der Mensch benötigt eine gewisse akustische Grundtönung. Wären wir länger als eine halbe Stunde in einem schalldichten Raum, würden wir Geräusche hören, die gar nicht da sind. Das Gehör ist so etwas wie die Alarmanlage unseres Körpers – wir sind ständig „ganz Ohr“.

Allerdings sind die Großstadtmenschen geräuschverdorben. Sie haben sich an den ständigen Lärm gewöhnt – und glauben, das mache ihnen nichts aus. Der Krachmacher Mensch fühlt sich im Trubel der Geräusche zuhause: Verkehrs- und Maschinengedröhn, Flugzeuge, Generatoren, akustische Signale, Klimaanlagen, Piepstöne am Smartphone und ständige Radioberieselung stören ihn – so glaubt er – nicht. Gekreische von Kindern auf einem Schulhof oder in einem Schwimmbad, die frühe Amsel im Innenhof oder der bellende Hund der Nachbarin stellen Geduldsproben dar.

Wir lernen viel über die Notwendigkeit des Umweltschutzes – und verstehen im Wesentlichen darunter, Böden, Wasser und Natur zu schützen; vergessen aber leicht, dass der Luftraum darüber auch dazu gehört. Wer in einem Gebiet lebt, in dem die Geräuschkulisse mit über 55 Dezibel (dB) – das entspricht einem normalen Geräuschpegel in einem Büro! – gemessen wird, gefährdet seine Gesundheit nachhaltig.

Permanent ohne Ruhe

Nicht nur psychosomatische Krankheiten können auftreten – auch Schädigungen des Ohrs, Schlafstörungen und ein permanenter „Erregungspegel“ oder eine leichte Reizbarkeit, was, verbunden mit zu wenig Schlaf, einem nicht wirklich zur Ruhe kommen lässt. Wo sich viele Menschen aufhalten, ist Lärm. Auch die Nächte sind nicht mehr ruhig.

Wir entgehen diesen oft unbestimmten Schallereignissen, wenn wir Ruheräume aufsuchen – oder noch besser: In eine stille Naturzone eindringen. Geräusche empfinden wir hier nicht als belastend. Auch in der Kargheit einer Bergregion, am Fjord Islands oder in einer „reizlosen“ Schneelandschaft oder Wüste kann man Ruhe finden.

In der monochromen Malerei beschränkt sich der Künstler beim Aufbau seines Bildes auf eine Farbe oder auf geringe Abweichungen davon. Ebenfalls sind zuweilen monotone Klangpassagen oder ritualisierte Gesänge von einer meditativen Kraft.

In einer von vielfältigen Reizen überfluteten Welt ist der Gang in die Stille – auch in städtischen Räumen – heilsam und kann einen spirituellen Charakter bekommen. Es ist etwas ungemein Beeindruckendes, mit anderen Menschen gemeinsam in der Stille zu sein und zusammen Stille zu werden.