Bad Dürrheim Mal ehrlich: Wann nehmen wir uns im Alltag schon Zeit für einen Blick nach innen? Um zu spüren, wie es uns gerade wirklich geht? In der Espan-Klinik Bad Dürrheim, einer Reha-Klinik für Krebs- und Lungenpatienten, fällt die Antwort leicht: im Rahmen der Kunsttherapie natürlich.
Aus dieser Fragestellung heraus sei in den vergangenen Monaten eine berührende Ausstellung entstanden, die kürzlich verwirklicht worden sei, so die Klinik in einer Pressemitteilung. Die Ausstellung trägt den Titel „Blick nach Innen – Blindportraits und Stimmungsbilder“. Zu sehen sind Werke von Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden der Klinik. Bilder, die oft mehr sagen als Worte. „Über die Bilder werden innere Prozesse sichtbar, die normalerweise unsichtbar bleiben“, erklärte Bernd Baumbach, Geschäftsführer der Klinik, in seiner Eröffnungsrede.
Und genau darum gehe es bei diesem Projekt: raus aus dem Hamsterrad, Zeit nehmen, innehalten. „Wir leben in einer schnellen und leistungsorientierten Welt“, so Baumbach weiter. „Umso wichtiger ist es, den Blick nach innen zu richten und bei sich selbst anzukommen.“ Denn: In einer Welt, in der es ständig ums Vergleichen und Optimieren gehe, brauche es Orte, an denen man einfach sein dürfe, ohne Druck, ohne Erwartungen. Um die ganzheitliche Gesundheit zu fördern, also körperlich wie seelisch, sei es wichtig, sich selbst zu spüren und dem eigenen Erleben Ausdruck zu verleihen.
Die Idee zur bereits dritten Ausstellung dieser Art sei direkt aus der kunsttherapeutischen Arbeit heraus entstanden, so die Mitteilung. Unter der Leitung von Sandra Roser, Kunsttherapeutin an der Klinik, konnten die Teilnehmenden ihre Gedanken, Gefühle und inneren Bilder in Farbe übersetzen. Ein Teil der Künstlerinnen und Künstler entschied sich für Stimmungsbilder. Diese geben aktuellen Emotionen Raum. „Viele unserer Patientinnen und Patienten sind mit belastenden Gedanken konfrontiert. In der Kunsttherapie können sie lernen, anders damit umzugehen“, wird Sandra Roser zitiert.
Spannend ist auch die Entstehungsgeschichte der Blindportraits. Eine Hand ertastet das eigene Gesicht, die andere zeichnet, die Augen bleiben dabei geschlossen. Danach wird das Bild frei weitergestaltet. Der Malprozess werde von vielen als beruhigend, klärend und stärkend erlebt. Viele der Ausstellenden hätten seit Jahren nicht mehr gemalt und jetzt mutig ihre Werke öffentlich gemacht. Das Ergebnis ist eine sehr persönliche, ehrliche und tiefgehende Ausstellung. „Eine Reise weg vom Perfektionismus hin zum Individualismus“, heißt es in der Projektbeschreibung.
Die Ausstellung ist im Raum der Künste und im Lichtgang der Espan-Klinik, Gartenstraße 9, 78073 Bad Dürrheim, täglich und zu den Zeiten, an denen die Klinik geöffnet ist, zu sehen. Sie bleibt auch in den nächsten Wochen geöffnet. (pm/sgn)