Das Ergebnis der Gläubigerversammlung war nicht einstimmig, doch die notwendige einfache Mehrheit kam zustande: Für das Haus Hohenbaden zeichnet sich eine Lösung ab.
Insolvenzverwalter Michael Mucha zeigte sich nach dem Treffen der Kreditoren am Montag, 4. August, zufrieden, kann er doch nun einen Kaufvertrag vorbereiten. „Das könnte noch in diesem Jahr soweit sein“, sagte Mucha gestern dem SÜDKURIER.
Damit geht nun eine lange Zeit der Ungewissheit zu Ende, nachdem sich frühere Pläne für die Umnutzung des früheren Kindersolbades zerschlagen haben.

Luisenklinik kommt zum Zug
Der Insolvenzverwalter aus Stuttgart ist mit dem Objekt schon seit April 2019 befasst. „Das ging jetzt eine längere Zeit“, sagte der Insolvenzverwalter, wobei er vor allem äußere Einflüsse geltend macht. Die Zinsentwicklung und Corona hätten für Verzögerungen gesorgt.
Zwar gab es nach Angaben des Insolvenzverwalters diverse Interessenten für die Immobilie, doch scheiterten deren Planungen entweder an den Preisvorstellungen, an den Möglichkeiten der Bebauung, am Denkmalschutz oder der sich eintrübenden Konjunktur.
Mittlerweile stünden die Konditionen für den Kauf weitgehend fest, sagt Mucha. Wie bereits vermutet wurde, sollen das Haus und die zwei benachbarten Grundstücke an die Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Gesundheitsforschung AG (GVG AG) gehen, die Betreiberin der Luisenklinik. Festgezurrt werden muss das Geschäft dann noch mit dem Abschluss eines Kaufvertrags.
Platz für Erweiterung
Dass die Luisenklinik Platz für eine Erweiterung benötigt, ist schon seit längerer Zeit bekannt. Mit dem Erwerb der etwa 67.000 Quadratmeter umfassenden Grundstücke erhält die Einrichtung nun den Platz, den sie für ihre Expansion benötigt.
Die Luisenklinik, eine Fachklinik für psychische und psychosomatische Erkrankungen, beschäftigt 450 Mitarbeiter und kann derzeit über 212 vollstationäre Betten und 133 Tagesklinikplätze anbieten.
Gründer und Leiter der Klinik ist Rolf Wahl. Bis heute ist die Klinik im Familienbesitz und wird durch die drei Brüder Sven, Nico und Pablo Wahl gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor Norbert Grulke geführt.
Der Hauptstandort ist in Bad Dürrheim angesiedelt, weitere Klinikstandorte befinden sich in Stuttgart und in Radolfzell. Der Firmensitz des Trägers, der GVG AG, ist in Konstanz.
Der zweite Anlauf
Mucha hatte bereits im Jahr 2020 einen ersten Anlauf zum Verkauf genommen, seinerzeit aber nicht die Mehrheit der 30 Gläubiger hinter sich bringen können. Fünf Jahre später haben sich die Vorzeichen geändert: Eine Mehrheit der Gläubiger sprach sich für den Verkauf aus.
Ausschlaggebend für die Entscheidung dürften drei größere Gläubiger gewesen sein, denn je höher die Forderungen der Kreditoren, desto mehr Gewicht hat ihre Stimme innerhalb der Gläubigerversammlung, die nichtöffentlich tagt.
Leerstand seit 2004
Das frühere Kindersolbad wird seit 2004 nicht mehr betrieben und steht seitdem leer. Das Gebäude sieht auf den ersten Blick nach wie vor attraktiv aus, doch nagte der Zahn der Zeit während der letzten beiden Jahrzehnte an dem Haus. Was mit dem Gebäude passiert, hat der Käufer in Abstimmung mit dem Denkmalamt zu klären.
Ursprünglich gab es ganz andere Pläne für das Haus im Jahr 1906 eingeweihte Haus, das einst dem Deutschen Roten Kreuz gehörte. Projektentwickler Ralf Dickscheid plante, dort ein Vier-Sterne-Hotel einzurichten, nachdem er die Immobilie im Jahr 2013 gekauft hatte. Doch es blieb bei den Plänen, denn Dickscheid musste sechs Jahre später Insolvenz anmelden.
Das Deutsche Rote Kreuz hatte das im Jugendstil erbaute Haus bis 2004 betrieben. Es diente bis in die 70er-Jahre unter anderem für die Aufnahme von Verschickungskindern – eine Zeit, in der es wiederholt zu Gewalt gegenüber den dort aufgenommenen Kindern kam, wie eine wissenschaftliche Untersuchung ergab.