Bad Dürrheim Die Bevölkerungszählung namens Zensus hat für die Stadt Bad Dürrheim eine um 576 geringere Einwohnerzahl als bei der letzten Zählung ergeben. Dadurch werden Zuwendungen geringer. Die Stadt will Widerspruch einlegen.

In der letzten Gemeinderatsitzung führte Verwaltungsmitarbeiterin Gina Buccelli aus, wie die Volkszählung mit Stichtag am 15. Mai 2022 vorgenommen wurde und welche negativen Auswirkungen zu erwarten sind.

Die Erhebung genauerer Bevölkerungszahlen dient zur Planung von Infrastruktur, Bildung oder Wohnungsbau. Wesentlich abhängig ist davon die finanzielle Verteilung zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Dabei wurden etwa zehn Prozent der Bevölkerung per Zufallsprinzip persönlich oder online befragt. Die Zuständigkeit oblag dem Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis, wozu eine Erhebungsstelle eingerichtet wurde.

Der Zensus 2022 brachte für die Stadt einen Einwohnerverlust von 4,8 Prozent oder 576 Personen zu Tage. Mit dem negativ ausfallenden Ergebnis steht die Kurstadt nicht alleine da, denn viele Kommunen sind in Deutschland unzufrieden, weil ihre Bevölkerungszahlen niedriger ausfielen. Wie Gina Bucceli ausführte, habe bereits ein Drittel der 1100 Kommunen im Land Widerspruch eingelegt. Auch Bad Dürrheim will diesen Weg gehen und muss nun bis Ende April seine Widerspruchsbegründung einreichen. Federführend im Kreis war Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle, der ein gemeinsames Vorgehen mit 14 Kommunen erreichte. Jede Gemeinde müsse dabei aber für sich den Widerspruch einlegen.

„Das Zensus-Ergebnis brachte bei allen Gemeinden im Kreis einen Einwohnerverlust, obwohl die Einwohnerzahlen laut Melderegister stetig steigen“, führte Gina Bucceli aus. Kritik gilt im Wesentlichen der Methodik, da der Zensus keine Vollerhebung darstellt, sondern als Stichprobe mit Hochrechnung agiert. Dies führe zu Melderegisterabweichungen und fehlender Berücksichtigung bestimmter Gruppen. Fraglich sei hierbei, ob die Sonderanschriften von Gemeinschaftsunterkünften, Alten- und Pflegeheimen, Flüchtlingsunterkünften oder Dauerbewohnern auf dem Sunthauser Campingplatz oder im Öfinger Feriendorf ausreichend berücksichtigt wurden.

Konkret bedeutet die Erfassung, dass im Finanzausgleich 2025 die Zahlen vom Zensus 2022 zu Grunde gelegt werden und der Stadt dadurch 574.460 Euro fehlen. Die Landeszuweisung pro Einwohner beträgt 1928,40 Euro. Ab dem Jahr 2026 würden der Stadt sogar rund 1,35 Millionen Euro pro Jahr fehlen. Im gesamten Landkreis würden durch die neuen Berechnungsgrundlage rund 4,8 Millionen Euro pro Jahre Einbußen entstehen, wurde dargestellt.

Bürgermeister Jonathan Berggötz meinte, es sei nicht einfach festzustellen, wer wo wohne – und beim Städtetag wurden die Erfolgsaussichten bereits als gering eingestuft. Auf Nachfrage wurde gesagt, dass bereits der Zensus 2011 Verlustzahlen auswies und die damaligen Widersprüche vom Tisch gewischt wurden. Ortsvorsteher Helmut Bertsche stellte die Frage, warum man nicht dem amtlichen Melderegister vertrauen könne und man dagegen eine Menge Geld für die fragwürdige Erhebung ausgebe.