Ein Gemeinderat hat's nicht immer einfach. Es kann vorkommen, sich am frühen Morgen beim Schlange stehen in der Bäckerei für eine Entscheidung rechtfertigen zu müssen, die am Abend zuvor vom Stadtparlament getroffen wurde – und die nicht jedem in den Kram passt. Gelegentlich kämpft ein Gemeinderat auch auf verlorenem Posten, wenn die Mehrheit ihm nicht folgt und ein noch so gut gemeinter und wohlfeil formulierter Antrag abgeschmettert wird. Es wird deutlich: Gemeinderäte brauchen eine gewisse Frusttoleranz, sie müssen kommunikativ sein und dürfen Diskussionen nicht scheuen. Und da in der Lokalpolitik ganz konkrete Sachfragen zur Lösung anstehen und weltanschauliche Aspekte nur ganz selten eine Rolle spielen, wird auch schnell deutlich, ob ein Gemeinderat fleißig und kompetent ist, oder ob es sich bei ihm um einen Blender und Schönwetterredner handelt.

Fraktionen betonen gutes Miteinander im Gemeinderat

In diesen Tagen sind die CDU, die Freie Liste, die SPD und die FDP dabei, Kandidaten für ihre jeweilige Gemeinderatsliste zu suchen. Gemeinsamer Tenor aller drei Fraktionssprecher und von FDP-Stadtrat Werner Waimer: Es werde immer schwierigen, Menschen für das politische Ehrenamt zu begeistern. Gleichzeitig betonen sie, dass es durchaus Freude bereite, an der Zukunft Blumbergs mitzuwirken und dass das Verhältnis der Fraktionen untereinander und zum Bürgermeister und der Stadtverwaltung gut sei.

Dieter Selig, Fraktionssprecher der CDU Bild: Bernhard Lutz
Dieter Selig, Fraktionssprecher der CDU Bild: Bernhard Lutz | Bild: Lutz, Bernhard

CDU verlor 2014 vier Sitze

Beim Urnengang 2014 wurden die Karten im Blumberger Gemeinderat neu gemischt (siehe Grafik). Die CDU kam auf 14 von 28 Sitzen (minus vier Sitze), die Freie Liste holte neun Sitze (plus zwei), die SPD erreichte vier Sitze (plus einen) und die FDP schrumpfte von drei Sitzen auf einen Sitz.

Das Randener Sprachrohr kandidiert nicht mehr

Von zwei CDU-Räten ist laut Fraktionssprecher Dieter Selig bekannt, dass sie sich nicht erneut um einen Platz im Gemeinderat bewerben werden: Norbert Baumann wird sich wie berichtet zurückziehen, außerdem auch Dietmar Schweigler, bislang einziger Randener im Gremium. Weitermachen wollen Dieter Selig, Matthias Fischer, Elke Bellhäuser, Horst Fürderer (nur Gemeinderat, nicht mehr Ortschaftsrat Hondingen), Klaus-Dieter Krähmer, Markus Merk und Christian Schautzgy. Die übrigen CDU-Räte hätten noch keine Entscheidung getroffen, so Selig. Für den CDU-Frontmann ist die "Lokalpolitik die ehrlichste Politik überhaupt". Er lobt die Sacharbeit im Gemeinderat, persönliche Angriffe blieben aus. Und das ist für Selig gut so, denn "schließlich geht es um Blumberg".

Hannes Jettkandtm Fraktionssprecher der Freien Liste Bild: Bernhard Lutz
Hannes Jettkandtm Fraktionssprecher der Freien Liste Bild: Bernhard Lutz | Bild: Lutz, Bernhard

Hannes Jettkandt: Kandidaten dürfen gerne auf uns zukommen

Bei der Freien Liste haben Fraktionssprecher Hannes Jettkandt, Sascha Engel und Edgar Blessing bereits im Frühjahr dieses Jahr öffentlich gemacht, erneut in den Gemeinderat einziehen zu wollen. Wer von den übrigen FL-Räten weitermacht oder sich zurückzieht, verrät Jettkandt nicht, weil darüber in der Fraktion noch nicht gesprochen worden sei, da wolle er nicht vorpreschen. Auch bei der FL läuft die Kandidaten-Rekrutierung auf vollen Touren und man habe schon viele interessante Gespräche geführt, so Jettkandt. Voll sei die Liste noch nicht. Und dann sagt Jettkandt noch etwas, das auch alle anderen Fraktionsspitzen unterschreiben würden: "Wir kennen zwar viele Blumberger und sprechen sie an. Wir kennen aber nicht alle. Deshalb kann sich jeder, der mitmachen möchte, an uns wenden."

Ursula Pfeiffer hat sich noch nicht festgelegt

Um den Fraktionsstatus zu behalten, haben sich SPD und FDP im Laufe der Legislaturperiode zu einer Fraktionsgemeinschaft zusammengeschlossen. Doch die Liebe geht nicht so weit, eine gemeinsame Liste für die Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 zu präsentieren – obwohl Fraktionsvorsitzende Ursula Pfeiffer (SPD) und Werner Waimer (FDP) nach eigenen Angaben gut miteinander können. Pfeiffer, die seit 25 Jahren dem Gemeinderat angehört, ist unschlüssig, ob sie noch einmal antreten wird. Sie will ihre Entscheidung davon abhängig machen, welche Namen sich auf der SPD-Liste finde werden. Wenn auf ihr junge und kompetente Kandidaten auftauchen, möchte sie sich zurückziehen. Und wenn nicht, dann lässt sie sich wohl erneut in die Pflicht nehmen. Ihre SPD-Kollegen Jutta Zöller und Luis Miguel Rocha dos Santos wollen erneut antreten, so Pfeiffer.

Das Gesicht von Zollhaus und der Blumberger FDP: Werner Waimer bewirbt sich erneut für den Gemeinderat.
Das Gesicht von Zollhaus und der Blumberger FDP: Werner Waimer bewirbt sich erneut für den Gemeinderat. | Bild: unbekannt

Werner Waimer sieht die FDP im Aufwind

Auch Waimer ist wie Pfeiffer ein politisches Urgestein in Blumberg. Er wird sich erneut um das Vertrauen der Wähler bemühen und führt in diesen Tagen viele Gespräche mit potenziellen FDP-Kandidaten – wobei eine FDP-Mitgliedschaft keine Voraussetzung sei, um auf die FDP-Liste aufgenommen zu werden. Einige hätten auch schon zugesagt. Daran sehe man, dass sich die FDP momentan im Aufwind befinde. Schwierig sei es vor allem, an junge Gemeinderatsbewerber zu kommen, sagt Waimer. Das wiederum kann er nicht so recht nachvollziehen, denn mit dem Schulcampus, der Entwicklung der Kindergärten und der Schaffung von Baugebieten stünden in Blumberg doch viele Themen auf der Tagesordnung, die vor allem jüngere Menschen beträfen. Waimer selbst ist alles andere als politikmüde: "Ich denke, ich konnte schon einiges für Zollhaus erreichen, aber es gibt auch noch viel zu tun." Dank des Bundestagsabgeordneten Marcel Klinge sei die FDP jetzt auch wieder sehr gut vernetzt.

Zorbach ist noch unschlüssig

Und was macht Einzelkämpfer Hermann Zorbach, dem die SPD-Fraktion den Stuhl vor die Tür gestellt hat und der wohl auch auf keiner anderen Liste einen Platz finden dürfte? Der sagt, dass sein Interesse an Blumberg und der Lokalpolitik noch lange nicht erlahmt sei. Und er weiß, dass er als Einzelkandidat mit einer gewissen Anzahl an Unterstützer-Unterschriften sich zur Wahl stellen lassen könnte. Ob er das tatsächlich vorhat, das lässt er auf Nachfrage aber offen.

Bild 4: Blumberger Politik-Prominenz auf Kandidaten-Suche
Bild: SK