Herr Erzbischof, Sie sind in Löffingen und Seppenhofen aufgewachsen, ganz in der Nähe von Kardinal Beas Heimatort. Wann haben Sie das erste Mal von Kardinal Bea erfahren und in welchem Zusammenhang?
Wann ich das erste Mal von ihm gehört habe, kann ich leider nicht mehr richtig sagen. Sicherlich schon in Kindheitstagen, weil er ja hier aus der Region stammt. Aber die erste intensive Beschäftigung mit Person und Bedeutung Kardinal Beas war während meines Theologiestudiums in Freiburg. Dort wurde er natürlich nicht nur als besondere Gestalt des Zweiten Vatikanums rezipiert, sondern auch als Wegbereiter der Ökumene. Nicht umsonst gilt er bis heute als Brückenbauer zwischen den Religionen und Konfessionen.
Welche Bedeutung hatte Kardinal Bea für Sie bisher?
Besonders wichtig für mich ist sein Streben nach und sein Einsatz für die Einheit unserer Kirche. Das ist nicht immer einfach, weder auf Welt- noch auf Bistumsebene. Und doch hat Bea diese Einheit immer, diplomatisch, theologisch und auch persönlich zur Grundlage seines Handelns gemacht. Damit hat er nie Menschen und Gruppen ausgeschlossen, sondern alle zum Dialog eingeladen. Gerade als Misereor- und Caritasbischof sehe ich in vielen Teilen der Welt, dass es wieder mehr von diesen Bemühungen um Frieden und Einheit braucht. Sein Vorbild hat da eine besondere Bedeutung für mich.
Welche Bedeutung hat Kardinal Bea heute, 50 Jahre nach seinem Tod für die katholische Kirche, in Deutschland und darüber hinaus?
Ich denke, da könnte man jetzt viele unterschiedliche Bedeutungen nennen. Ich möchte mich an dieser Stelle auf eine konzentrieren: Kardinal Bea hat die zwei Weltkriege miterlebt. Er hat erfahren, was es heißt, wenn sich Völker, Nationen, Staaten und Religionen bekämpfen. Und doch hat er die Hoffnung auf Versöhnung nie aufgegeben. Ganz im Gegenteil. Wir haben jüngst 100 Jahren nach Ende des Ersten Weltkrieges gedacht. Gedenken an die grausamen Ereignisse, die Kriege und das Leid. Gedenken gegen das Vergessen. Kardinal Bea hat hier eine ganz besondere Bedeutung: Er hat sich schon zu Lebzeiten für Frieden und Einheit in Vielfalt eingesetzt. Er hat sich gegen Zwietracht und für Versöhnung stark gemacht. Damit ist er Vorbild und Appell an uns. Auch wir in Gesellschaft und Kirchen müssen aufstehen gegen Hass und Zwietracht, gegen Diskriminierung und Vorurteile. Wir müssen genauso zu Brückenbauern und Versöhnern werden, wie Kardinal Bea.
Das Pontifikalamt am Freitag, 16. November, beginnt um 17 Uhr in der Kirche St. Genesius in Riedböhringen. Im Anschluss laden die Seelsorgeeinheit Blumberg, der Kardinal-Bea-Förderverein und die Stadt Blumberg zum Festakt anlässlich des 50. Todestags von Kardinal Bea in die Mehrzweckhalle Riedböhringen ein. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister wird der frühere Ortsvorsteher Lothar Degen, der unter dem Kardinal ministriert hat, über das Leben von Augustin Bea berichten. Grußworte sprechen der Jesuiten Provinzial Johannes Siebner (Bea war selbst Jesuit), der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei und Landrat Sven Hinterseh, für die feierliche Umrahmung sorgt der Musikverein Riedböhringen.
Zur Person
Stephan Burger (56) kam in Freiburg zur Welt und wuchs in Löffingen und Seppenhofen auf. Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Freiburg und München weihte ihn Erzbischof Dr. Oskar Saier am 20. Mai 1990 zum Priester. Nach seiner Vikariatszeit wurde er 1995 Pfarrer in St. Leon-Rot südlich von Heidelberg. Neben seinem Pfarrersdienst absolvierte er von 2004 bis 2006 ein Aufbaustudium am Kanonistischen Institut der Universität Münster. Von September 2007 bis Juni 2014 war er Vorsteher des Kirchengerichts (Offizial) der Erzdiözese Freiburg. Schon im Mai 2014 hatte ihn Papst Franziskus zum neuen Erzbischof von Freiburg ernannt. Mit Stephan Burger kommt bereits der zweite Erzbischof in den letzten zwölf Jahren nach Riedböhringen. Sein Vorgänger Robert Zollitsch kam 2006 zum 125. Geburtstag von Kardinal Bea. (blu)