Im November jährt sich der Todestag von Kardinal Augustin Bea zum 50. Mal. Gleichzeitig wird das gleichnamige Museum in Riedböhrigen 25 Jahre alt. Das sei für den Förderverein Grund genug, des größten Sohnes von Riedböhringen und der gesamten Baar eine besondere Veranstaltung zu widmen, sagte die stellvertretende Vorsitzende Birgit Schotten am Freitagabend. Der Vorstand konnte Lothar Degen, Ortsvorsteher von 2004 bis 2014, zu einem Vortrag gewinnen.
Fast 100 Zuhörer im Museum
Fast 100 Zuhörer waren ins Museum gekommen, um das Leben des 1881 im Dorf geborenen Geistlichen zu würdigen. Der Referent verstand es, unter dem Titel "Vom Bauernbub zum Kardinal der Einheit", das Wirken des für die Kirche so bedeutenden Mannes lebendig werden zu lassen. Zu Beginn unterstrich er die vielfältige Persönlichkeit und das enorme Wissen des Jesuitenpaters Bea. In der Schule und im Studium sei er stets bei den Besten gewesen. In seinem langen Leben habe er niemals den Kontakt zu seinem Geburtsort und dem Fürstenhaus Donaueschingen abreißen lassen.
Impressionen von der Baar
Zur Einstimmung zeigte Degen Impressionen von der Baar zu Lebzeiten Beas und heute. Der Kardinal habe einmal gesagt, die Riedböhringer seien gute Katholiken, ließen sich aber nicht herumkommandieren. Er sei ein sehr ordnungsliebender Mensch gewesen. Er war das einzige Kind seiner Eltern und wurde in dem kleinen Bauernhaus in Riedböhrigen, das heute als Museum dient, streng katholisch erzogen. 1918 wurde das Anwesen vom Jesuitenorden an Konrad Hauser, einem Großvater von Lothar Degen, verkauft. Da das Bea-Museum in der Grundschule untergebracht war und dort weg sollte, kaufte die Stadt Blumberg das Haus in der heutigen Kardinal-Bea-Straße und ließ es zum Museum umbauen.
Kardinal-Bea-Museum 1993 eingeweiht
Am 25. Todestag Beas wurde es 1993 von dem Freiburger Erzbischof Oskar Saier eingeweiht. Die Festansprache hielt Kardinal Willebrands, Beas Nachfolger. Der Kurienkardinal war mit dem späteren Politiker und letztem Badischen Reichtagsabgeordneten Franz Xaver Honold, der auch in Riedböhringen geboren wurde, befreundet. Nach seiner schulischen Laufbahn trat Bea 1902 gegen den Willen seines Vaters den Jesuiten bei. Dieser Orden war wegen seiner wissenschaftlichen Forderungen in der Kirche umstritten. Immer wieder habe der junge Mann Zoff gehabt, weil er zu Hause nicht auf dem Feld helfen wollte, sagte Degen. Trotz einer damals diagnostizierten Schwindsucht mit baldiger Todeserwartung wurde Bea 87 Jahre alt.
1959 von Papst Johannes XXIII. zum Kardinal ernannt
Da ein Jesuit keine Kirchenämter ausüben durfte, wurde er erst 1959 von Papst Johannes XXIII zum Kardinal erhoben. Mit diesem Oberhaupt der katholischen Kirche, das gleichaltrig war, arbeitete der Kurienkardinal eng zusammen. Sein Einsatz für die Ökumene erweckte weltweit Aufmerksamkeit. Sein größtes Anliegen war die Aussöhnung mit anderen großen Kirchen. 1962 bereitete er das zweite Vatikanische Konzil maßgeblich mit vor. 1956 wurde der langjährige Beichtvater von Pius XI Ehrenbürger seines Heimatdorfes.
Zur Person
Kardinal Augustin Bea wurde am 28. Mai 1881 geboren, gestorben 16. November 1968. 1900 Studium Uni Freiburg, 1902 Eintritt Jesuitenorden, 1912 Primiz in Riedböhringen, 1913 Promotion Doktor teolog., 1917 Habilitation zum Professor in alttestamentarischer Exegese. 1924 Lehrstuhl biblische Theologie an der päpstlichen Uni Gregoriana Rom, 1929 Visitator katholische Uni Tokio. Ab 1945 Beichtvater von Pius XII. 1956 Ehrenbürger von Riedböhringen. 1959 Berufung zum Kardinal, 1962 Zweites Vatikanisches Konzil im Petersdom Rom. 1966 Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und Einweihung der Kardinal-Bea-Grundschule Riedböhringen, 1968 letzter Besuch im Heimatdorf, wo Kardinal Bea auch begraben wurde. (gs)