Blumberg Der Stadtwald ist nicht nur ein Erholungsraum für die Blumberger und Touristen, die die Natur in der Region erforschen und genießen wollen. Er ist vor allem auch ein forstwirtschaftlicher Betrieb. Bei einem Waldrundgang mit 35 Revierleitern, Förstern, Jägern und Gemeinderäten wurde nun deutlich, wie komplex die Herausforderungen bei der Pflege des Blumberger Stadtwalds inzwischen geworden sind: „Früher haben wir auf den Winter gewartet. Heute fehlt der Dauerfrost, der für die Holzernte ideal wäre“, erklärt Revierleiter Stefan Riedmüller den Gästen bei der Begehung. Zu den sicht- und spürbaren Folgen zählen zum Beispiel tiefe Fahrspuren der Erntemaschinen im Waldgebiet. Diese führen zu wachsender Kritik aus der Bevölkerung.

Dabei sind Rückegassen – also Fahrtrassen für Erntemaschinen – keine neuen Wanderwege, sondern gezielt angelegte Schneisen für die Holzernte. „Eigentlich schützen die Rückegassen den angrenzenden Bestand, da nur auf diesen Behelfsstraßen gefahren wird und nicht kreuz und quer im ganzen Wald“, betont Riedmüller die Wichtigkeit der Gassen. Doch viele Spaziergänger würden wenig Verständnis für den maschinellen Eingriff zeigen. Als potenzielle Erklärung dafür wurde beim Rundgang fehlende beziehungsweise eine nicht ausreichende Kommunikation zum Thema mit der Bevölkerung genannt.

Ein zentrales Thema für den forstwirtschaftlichen Betrieb ist und bleibt der Borkenkäfer. Zahlreiche sogenannte Käferlöcher haben sich in den vergangenen Jahren im Bestand des Blumberger Stadtwalds aufgetan. Käferlöcher sind Lichtungen im Waldbestand, die wegen Befalls abgeholzt werden mussten. „2018 war ein Schicksalsjahr – seither sind wir permanent im Krisenmodus“, so Revierleiter Stefan Riedmüller. 20 bis 30 Hektar Fläche seien betroffen. Dafür gibt es nun zwei potenzielle Lösungen: Entweder es wird aufgeforstet – was laut Riedmüller schnell bis zu 13.000 Euro Gesamtkosten pro Hektar ausmachen könnte – oder man hofft auf Naturverjüngung, was zwar deutlich günstiger, aber auch riskanter ist. Naturverjüngung ist der Fachausdruck für „nichts machen“ und den Wald sich selbst entwickeln lassen.

Auch wirtschaftlich steht der Forst unter Druck: Während hochwertiges Stammholz etwa 90 Euro pro Festmeter bringt, liegt Hackholz bei gerade einmal 35 Euro. „Da legen wir teilweise drauf“, stellt Riedmüller klar. Trotzdem sei die Maßnahme langfristig rentabel, wenn die Pflege wirkt: „Das Durchforsten ist eine Investition in dickere Zukunftsbäume. Es bringt im Moment nur billiges Hackholz, später aber besseres“.

Die Logistik bleibt eine weitere Herausforderung für den Betrieb: 1400 Festmeter Holz mussten im vergangenen Winter bewegt werden. Das entspricht 40 bis 50 Lastwagen-Ladungen. Dazu braucht es große Fahrzeuge, die oft nicht überall fahren können. Alternativen zu den Lastwagen wären Hubschrauber oder Seilkräne. Diese Alternativen finden vor allem in bergigen Lagen Verwendung und sind kostenintensiv, dafür schonen sie den Boden. Für die Wälder rund um Blumberg stellen diese Arten des Transports laut Riedmüller jedoch keinen wirklich sinnvollen Weg dar. Ein Problemfeld bleibt auch der Privatwald, der nicht immer im Einklang mit öffentlichen Flächen gepflegt wird. Der Käfer fliegt überall und macht keinen Unterschied zwischen Stadt- und Privatwald. „Wir können nur eingreifen, wenn Gefahr in Verzug ist“, erklärt Stefan Riedmüller. Dennoch versucht man durch Förderungen und Beratung private Eigentümer zum Mitmachen zu bewegen.

Die Diskussion über Baumarten geht weiter. Während früher Fichten dominierten, setzt man nun vermehrt auf Laubbäume wie Buche, Ahorn und Eiche – ergänzt durch Douglasie und Lärche. Doch auch hier gibt es laut dem Blumberger Revierleiter Rückschläge: „Bei einer Wiederaufforstung sind von 1500 Douglasien 40 Prozent vertrocknet – das Geld ist weg“, so Riedmüller. Am Ende bleibe trotz aller Probleme ein Ziel, fasst Riedmüller zusammen: „Wir lassen wachsen, was wachsen kann. Mit minimalem Eingriff und maximaler Geduld.“ Der Weg dorthin ist beschwerlich – und führt durch Rückegassen, Matsch und Missverständnisse.