Damit Patienten gut versorgt sind, muss es in erster Linie genügend Pflegekräfte geben. Die werden aber zunehmend weniger. Auf diesen Abwärtstrend reagiert die Bundesregierung mit einem Gesetz, das Pflegekräften mehr Kompetenzen einräumt.

Doch welche Folgen hat so ein neues Gesetz für die lokalen Kliniken? Davon berichten Experten auf dem Pflegekongress Villingen-Schwenningen aus erster Hand.

Ein Engpass kann schwere Folgen haben

Die größte Gruppe der Pflegenden in Baden-Württemberg sei 55 Jahre alt, referiert Thomas Klie, Rechtswissenschaftler und Sozialexperte. Bereits in den nächsten zehn Jahren müssten 22,6 Prozent Personal ersetzt werden. „Wir steuern auf einen Engpass zu und das ist massiv und dramatisch“, betont der Experte.

Thomas Klie war als Rechtswissenschaftler und Sozialexperte am Pflegekompetenz-Gesetzesentwurf des Bundesministeriums beteiligt.
Thomas Klie war als Rechtswissenschaftler und Sozialexperte am Pflegekompetenz-Gesetzesentwurf des Bundesministeriums beteiligt. | Bild: Elisa Gorontzy

Denn die Nachfrage nach Pflegeleistungen steige kontinuierlich, während zu wenige junge Pflegekräfte nachrücken würden – eine Folge des demografischen Wandels, referiert Vanessa Joos, Pflegewissenschaftliche Leiterin am Marienhospital Stuttgart.

Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis macht sich das Problem bemerkbar. „Fachkräftemangel ist überall ein Thema, auch bei uns“, sagt Arne Holthuis, leitender Pflegedirektor des Schwarzwald-Baar-Klinikums in Villingen-Schwenningen. Das neue Pflegekompetenzgesetz könnte ein Teil der Lösung sein.

Arne Holthuis ist leitender Pflegedirektor am Schwarzwald-Baar-Klinikum.
Arne Holthuis ist leitender Pflegedirektor am Schwarzwald-Baar-Klinikum. | Bild: Elisa Gorontzy

Zur Erklärung: Mit dem Pflegekompetenzgesetz sollen Pflegekräfte mehr Befugnisse erhalten, definiert die Bundesregierung online. Das heißt, dass sie künftig eigenständige Entscheidungen, etwa in der Wundheilung, treffen können, ohne auf ärztliche Weisung angewiesen zu sein. Dadurch soll die Qualität der Patientenversorgung steigen, wozu auch akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen beitragen.

Die Pflege soll attraktiver werden

Diese könnten laut Joos das Wissen aus dem Studium im Klinikalltag einbringen, innovative Prozesse im Team gestalten – von der Patientenaufnahme bis zur Entlassung. Nicht nur die Qualität der Behandlung würde steigen, sondern auch die Zufriedenheit aller Beteiligten.

Die Akademisierung der Pflege steckt in Deutschland noch in Kinderschuhen. Mit einer Ausbildungsvergütung im Rahmen des Pflegestudiumstärkungsgesetzes versucht die Bundesregierung mehr Menschen für einen Beruf in der Pflege zu gewinnen. Die Karriere soll attraktiver werden, was dem Fachkräftemangel entgegenwirken soll.

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Im Schwarzwald-Baar-Klinikum sind es bereits 25 akademische Pflegekräfte, bilanziert Holthuis zufrieden. Weitere Mitarbeiter würden ein Studium parallel zur Arbeit im Klinikum planen oder bereits vollziehen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt der leitende Pflegedirektor.