In der Musikschule ist wieder Leben eingekehrt, denn seit 15. Juni dürfen Schüler wie Lehrer zurück in den Unterricht und an ihre Instrumente. Auf den Gängen geht es sehr ruhig zu, doch hinter den Türen wird wieder fleißig geprobt: Aus einer Ecke ertönt eine Tonleiter einer jungen Flötistin, aus der anderen Ecke sind kräftige Pauken- und Trommelschläge zu hören. Zudem wird wieder an den Gitarrensaiten gezupft und beim Klavierunterricht in die Tasten gehauen.

Aufgrund der bis zum 15. Juni gültigen Landesverordnungen mit ihren strikten Kontakt-Beschränkungen sowie besonderen Hygiene- und Schutzmaßnahmen insbesondere im Bereich der Blasinstrumente war der Musikschule nichts anderes übrig geblieben, als ihren Unterrichtsbetrieb Ende April vorläufig komplett einzustellen, wie Musikschulleiter Michael Jerg verkünden musste. Einerseits war der Unterricht an Blasinstrumenten oder in Gesang vollständig untersagt, „da hier aufgrund der erhöhten Abgaben verbrauchter Atemluft und einer erhöhten Infektionsgefahr durch Tröpfcheninfektion und Aerosole auszugehen ist“, wie es in der Anordnung des Kultusministeriums hieß. Andererseits enthielt dieselbe Verordnung das Verbot der Nutzung schulischer Gebäude für außerschulische Zwecke. Der Trägerverein der Musikschule hatte daher für die 17 angestellten Musiklehrer Kurzarbeit für den Monat Mai sowie die erste Junihälfte beantragt. Umso mehr freut sich Michael Jerg mit seinem Kollegium nun, dass die Corona-Verordnung über die Wiederaufnahme des Betriebs von Musikschulen und Jugendkunstschulen die Rückkehr in einen nicht ganz normalen, aber zumindest realisierbaren Unterrichtsalltag nach den Pfingstferien ermöglicht hat – unter Auflagen versteht sich.
Die letzte, aktuell gültige Fassung vom 25. Juni sieht folgende Vorschriften vor: Lehrer und Schüler müssen beim Unterricht in Gesang oder an einem Blasinstrument einen Mindestabstand von zwei Metern zueinander einhalten. Ein Durchpusten des Instruments hat zu unterbleiben. Zudem muss das Entleeren des Kondenswassers aus den Instrumenten in verschließbare Becher erfolgen, die am Ende jeder Unterrichtseinheit geleert werden. Sollte Kondensat auf den Boden tropfen, ist dies mit Einmaltüchern zu entfernen, die im Anschluss direkt entsorgt werden. Der Unterricht in Gruppen ist nun bis maximal 20 Personen erlaubt.
Die Musikschule hält sich strikt an die Vorgaben und hat sich mit ihrem eigens erstellten Hygienekonzept bewusst dazu entschlossen, die gültige Verordnung sogar überzuerfüllen, da der Schutz der Schüler wie auch des unterrichtenden Personals an erster Stelle stehe, so Jerg. Die Schüler sind angehalten, mit Mundschutz zum Musikunterricht zu erscheinen und während den Zeiten des Schülerwechsels, bei denen sich Begegnungen nicht ganz vermeiden lassen, keine Gespräche auf den Gängen zu führen. Der gesamte Unterricht wurde außerdem so umgestellt, dass aktuell kein Unterricht mehr in Zweiergruppen stattfindet, sondern alle Musikschüler einzeln unterrichtet werden. Der Unterricht findet nach Möglichkeit bei offenem Fenster statt, ansonsten wird mindestens bei jedem Schülerwechsel intensiv gelüftet. Desinfektionsmittel sowie Gefäße zur Kondensmittel-Entleerung sind bei den entsprechenden Lehrkräften vorhanden. Die wohl umfangreichste Änderung im Unterricht sind die eigens von der Musikschule für mehrere Tausend Euro angeschafften Plexiglas-Trennwände, die bei den Bläsern zwischen Schüler und Lehrer stehen, was gemäß der gültigen Corona-Verordnung keine Notwendigkeit, sondern lediglich eine Empfehlung ist. Die Scheiben sollen dazu dienen, das Übertragungsrisiko durch die sogenannten Aerosole, feinste Tröpfchenkerne in der Luft mit Partikeln im Mikrometerbereich, so gering wie möglich zu halten.
Ensemble-Proben finden vorerst nicht statt
Unter Berücksichtigung dieser Auflagen kann zumindest ein Großteil des Musikschulbetriebs wieder stattfinden, was Musikschulleiter Michael Jerg sichtlich erleichtert. Trotz Kurzarbeit hätten alle Lehrkräfte ihren Schülern in der Übergangszeit Unterricht per Videoübertragung angeboten, was etwa die Hälfte der Schüler angenommen habe, wobei der Zuspruch auf das Angebot jedoch im Laufe der Zeit nachgelassen habe. „Über den Nutzen eines solchen Unterrichts lässt sich sicherlich streiten. Klar ist jedoch, dass dies definitiv nur eine Notmaßnahme war und in keinster Weise ein Ersatz für den Präsenzunterricht„, so Jerg. Ohne den persönlichen Vor-Ort-Kontakt sei es sehr viel schwieriger, die Inhalte rund um Haltung, Atmung, Ansatz, Tonbildung und vieles Weitere mehr einfach und verständlich zu vermitteln sowie auftretende Fehler zu erkennen und diese fortwährend zu korrigieren. Schmunzelnd erinnert er sich noch an eine seiner Videounterrichts-Einheiten, bei der er sogar eine Instrumenten-Reparatur zusammen mit der Mutter eines Schülers erfolgreich angeleitet habe. So ist mit gutem Willen und Geduld wohl einiges möglich gewesen, aber Lehrer wie auch Schüler sind nun froh, wieder in fast gewohnter Manier gemeinsam proben zu können.
Was momentan noch nicht stattfindet, sind die Proben verschiedener Ensembles sowie der gesamtstädtischen Jugendkapelle. Auch die beiden Bläsermodule an der Realschule ruhen derzeit noch. Außerdem wird kein Klassenunterricht etwa in Theorie oder Gehörbildung zur Vorbereitung auf die Jungmusikerleistungsabzeichen durchgeführt, da auf Verbandsebene auch keine Termine zur Abnahme der Prüfungen angeboten werden.
Jetzt anmelden für die neuen Kurse
Mit Beginn des neuen Schuljahres im September können auch wieder neue Schüler zum Unterricht im umfangreichen Kursangebot angemeldet werden, das vom Musikgarten für Kinder ab 18 Monaten über die musikalische Früherziehung für Kinder ab vier Jahren bis hin zum Instrumentalunterricht an Blasinstrumenten, Schlagwerk, Gitarre und Klavier reicht. Noch seien die Eltern wohl Corona-bedingt etwas zurückhaltend. Um besser planen und die Unterrichtsabläufe organisieren zu können, ist es für die Musikschule jedoch wichtig, die Anmeldungen noch bis Ende Juli, also vor den Sommerferien, zu erhalten. Michael Jerg sagt zu, dass die Eltern keinen Verpflichtungen unterliegen, sollte es einen Rückschlag bei der weiteren Entwicklung der Corona-Fälle geben. Nach den Ferien stehen den Schülern 17 erfahrene Lehrkräfte zur Verfügung. Auch die beliebte Klarinetten-Lehrerin Julia Guhl wird im September aus ihrer Elternzeit zurückkehren und wieder unterrichten.