Blumberg Der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Blumberg hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig empfohlen, die Elternbeiträge für Kindergärten und Schulkindbetreuung zum neuen Kindergartenjahr um 7,3 Prozent zu erhöhen. Die endgültige Entscheidung soll der Gemeinderat am 26. Juni treffen.
Bürgermeister Markus Keller machte in seiner Stellungnahme deutlich, dass es sich bei der Anpassung nicht um einen Luxus, sondern um eine notwendige Reaktion auf die steigenden Kosten handle: „Wir sind noch weit entfernt von einem Kostendeckungsgrad von 20 Prozent, wie ihn die Kirchen und Fachverbände empfehlen. Aktuell liegen wir lediglich bei neun bis 14 Prozent.“ Das bedeute, dass die Stadt den Großteil der laufenden Kosten selbst trage.
Ganztagsbetreuung ist teuer
Als Beispiel nannte Keller ein Angebot der Ganztagsbetreuung für Einzelkinder mit 40 Wochenstunden: „Die Eltern zahlen derzeit 382 Euro im Monat – real verursacht dieser eine Platz jedoch Kosten von fast unglaublichen 4000 Euro. Das bedeutet: Rund 90 Prozent der entstehenden Ausgaben werden nicht von den Eltern bezahlt.“
Hauptamtsleiterin Nicole Schautzgy bestätigte diese Zahlen und erklärte, dass die Beitragserhöhung auf einer jährlichen Empfehlung des Gemeindetags, des Städtetags sowie der kirchlichen Fachverbände Baden-Württembergs basiere. „Diese 7,3 Prozent sind keine Pflicht, sondern eine Orientierung. Doch wer diese Erhöhung über Jahre nicht mitgeht, riskiert ein strukturelles Defizit.“
Die Stadt Blumberg sei in den vergangenen Jahren stets der Empfehlung gefolgt – allerdings ohne dabei den Zielwert von 20 Prozent Kostendeckung je zu erreichen. „Das zeigen auch unsere internen Vergleichstabellen“, so Schautzgy. Diese berücksichtigen gestaffelte Beiträge nach Kinderzahl, Betreuungsumfang sowie Altersstufe – von Halbtagesplätzen bis Ganztagsgruppen. Ein besonderes Augenmerk lag in der Diskussion auch auf der Transparenz. „Wir müssen den Eltern klar kommunizieren, woher die Kosten kommen“, forderte Keller. Besonders Personal sei ein entscheidender Faktor.
„In einer Gruppe mit zehn Kindern unter drei Jahren oder 25 Kindern über drei Jahren betreuen drei pädagogische Fachkräfte, dazu kommen Integrationshilfen und Sprachförderkräfte. Die Qualitätsstandards sind heute ganz anders als noch vor 20 Jahren.“ Und weiter führte Keller aus: „Ich wurde damals mit meiner 30-köpfigen Kindergartengruppe einfach zum Spielen geschickt und von einer Person beaufsichtigt. Davon sind wir aber heute meilenweit weg.“ Eltern würden jedoch oft vermuten, die Stadt profitiere finanziell von den Gebührenerhöhungen. Dem widersprach der Bürgermeister vehement: „Wir verdienen hieran nichts. Im Gegenteil: Wir erfüllen unseren sozialen Auftrag und können das Niveau der Betreuung nur halten, wenn wir regelmäßig nachsteuern.“
Beiträge sind nicht überhöht
Dass Blumberg im landesweiten Vergleich keine überhöhten Beiträge verlange, unterstrich Schautzgy ebenfalls. Zudem seien einkommensschwache Familien über Sozial- oder Jugendhilfeleistungen vollständig von den Gebühren befreit.
Dennoch bleibt die Maßnahme sensibel. „7,3 Prozent mehr hören sich nach viel an, vor allem für Familien, die ohnehin mit hohen Lebenshaltungskosten kämpfen“, räumte Keller ein. „Aber wer sein Kind täglich zehn Stunden betreuen lässt, muss mit einer monatlichen Mehrbelastung von zehn bis 15 Euro rechnen. Bei Halbtagesplätzen sind es oft nur zwei oder drei Euro.“ Eine automatische Übernahme der Verbandsvorgaben, wie sie in anderen Kommunen üblich ist, lehnte Markus Keller aber ab. „Gebühren sind Satzungsthemen – da braucht es jedes Mal eine bewusste Entscheidung“, erklärte der Verwaltungschef.
Unterm Strich steht die Stadt Blumberg damit letztlich vor einer Gratwanderung: zwischen finanzpolitischer Vernunft und sozialer Verantwortung. Dass der Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats am Ende dennoch einstimmig votierte, zeigte deutlich, wie notwendig die Maßnahme gesehen wird.