Heimat ist ein schwierig zu definierender Begriff. Zu groß die Deutungsebene, zu individuell die Ansätze, die einer jeder dazu findet. Klar ist allerdings eines: Je näher die Welt zueinander rückt, desto eher droht der Heimatbegriff im Lokalen zu verwischen – und damit auch die Identifikation. Besonders in der digitalen Welt ist das der Fall. Deren Auswirkungen sind so gravierend, dass die Entwicklungen überall aufschlagen, sei das in der Industrie, in der Schule oder mitten in der Gemeinde.
Mit dem Wandel umgehen
Bräunlingen rüstet sich dafür und ist seit Juni 2019 mit dabei beim Pilotprojekt des Landes „Digitalisierung und Heimat“. Und das als eine von neuen Modellkommunen. Dabei hat das Projekt eine Gesamtlaufzeit bis zum 30. September 2021. Bräunlingen befindet sich in der ersten Phase. „Wir haben in Phase eins eine Förderung von 30 000 Euro erhalten. Wenn wir uns um Phase zwei bewerben, wären hier noch mal bis zu 52 500 Euro denkbar“, erklärt Bürgermeister Micha Bächle. Er ergänzt: „Jedoch muss die Stadt immer 50 Prozent kofinanzieren.“ Ob und wann es in eine zweite Phase gehen soll, darüber müsse schlussendlich der Gemeinderat entscheiden. „Das Thema soll im ersten Halbjahr im Gemeinderat diskutiert werden“, so Bächle weiter.
Vieles schon angestoßen
Getan hat sich in der Stadt durch das Projekt schon einiges. Allerdings habe es bei der Bewerbung natürlich auch ein entsprechendes Konzept gegeben: „Damit haben wir uns schon bewerben“, so der Bürgermeister. Wie das Projekt dann umgesetzt wird, liegt an Bräunlingen selbst: „Wir erarbeiten uns alles selbst.“ Dabei habe man relativ viel Freiheit. Jede der Modellgemeinden setze das anders um. Es liege aber auch an der Kommune, den Schritt in die zweite Phase festzulegen, sollte er dann auch erfolgen: „Das kann jeder individuell festlegen.“
Erste Wiederholung
Jetzt wolle man die Ergebnisse aus den Workshops umsetzen, die Bauplatzvermarktung weiter vorantreiben und die weitere Vernetzung des Einzelhandels entwickeln. Auch wie es mit der neuen Homepage der Stadt weitergeht stehe jetzt an. Was allerdings bereits feststeht und ebenfalls aus dem Projekt hervorgegangen ist: Es wird wieder ein Neubürgerfrühstück geben. Das findet am Samstag, 16. Mai, um 10 Uhr im Rathaus statt. „Die Rückmeldungen von der ersten Veranstaltung waren sehr positiv. Das wollen wir weitermachen“, erklärt Bächle.
Was wurde bereits gemacht?
Drei verschiedene Fragebögen wurden in der Stadt verteilt, die individuell ausgewertet wurden. Sie gingen jeweils an Neu- und Altbürger. Hintergrund: Die Stadt wollte etwa wissen, aus welche Gründen die Leute nach Bräunlingen gezogen sind, oder eben weggezogen. Wichtig dabei auch die Erkenntnisse über die Außenwirkung Bräunlingens. Bürgermeister Micha Bächle kam dazu an einem Informationsstand beim Wochenmarkt auch ins Gespräch mit den Bürgern, die dort direkt ihre Meinung abgeben konnten.
Eine Auftaktveranstaltung hat es Ende September 2019 in der Brändbachhalle in Unterbränd gegeben. Dort wurde etwa auch die Auswertung der Befragungen präsentiert. Eine besondere Freude: 99 Prozent aller Befragten erklärten, gerne in Bräunlingen zu wohnen. „Wichtig ist Begegnung, Begegnung und nochmals Begegnung“, erläuterte Klaus Koziol, der an der katholischen Hochschule Freiburg „Social Marketing“ unterrichtet. Zur Belebung des Heimatortes brauche man emotionale Bindung. Einen Vortrag zum Thema Tourismus und Heimat hielt Hansjörg Maier, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus. Im Anschluss an die Vorträge wurden Workshops den Themen Tourismus, Verein, Homepage, Einzelhandel und Heimat angeboten, an denen die Anwesenden abwechselnd in Gruppen teilnehmen konnten.
Mit neuen Bauplätzen geht auch immer die Frage einer passenden Vermarktung einher. Wie können die Grundstücke schnell und effizient an die Interessenten gebracht und verkauft werden? Das soll in Zukunft ebenfalls digital gehen. Die Stadt arbeitet daran, mit Hilfe einer Software Lösungen anzubieten, bei der sich Bauplatzsuchende im Internet direkt einen konkreten Platz aussuchen und reservieren lassen können. Was sonst aufwendig über Termine und Gespräche im Liegenschaftsamt funktionierte, könnte dann bequem von Zuhause aus abgewickelt werden. Geplant ist, dass diese Möglichkeit für das neue Gebiet Hinterm Kirchle III in Waldhausen zuerst online geht.