Eine Maschine, die auf Knopfdruck einen Cocktail zubereitet? Was sehr futuristisch klingt, haben Anna-Maria Binninger und Janik Ebding zu einem Geschäft gemacht. Denn sie vermieten eine Apparatur, die sich Cocktailchef nennt.
Mittels digitaler Anleitung und vollautomatischer Saft- und Spirituosen-Zuleitung kann jeder kinderleicht und schnell einen Cocktail zubereiten.
In diesem Jahr 110 Veranstaltungen begleitet
Die Miet-Cocktailmaschine hat sich in kürzester Zeit zu einem festen Bestandteil der regionalen Eventszene entwickelt. Über 110 Veranstaltungen haben Binninger und Ebding in diesem Jahr begleitet, oft war die Maschine jedes Wochenende im Einsatz – und das Interesse nimmt den Anbietern zufolge weiter zu.
„Dass der Cocktailchef so einschlägt, hätten wir nie gedacht“, sagt Anna-Maria Binninger. Seit September 2023 vermieten sie das Gerät, seit Mai 2024 kümmert sich die gelernte Kauffrau Binninger hauptberuflich darum.

In der Hochsaison im Sommer seien es bis zu fünf Veranstaltungen der Woche gewesen, egal ob Vereins- oder Stadtfeste, Einkaufsnächte oder Festivals. Aber auch auf kleineren Veranstaltungen wie Herbstfesten, der kulinarischen Einkaufsnacht in Donaueschingen und der Eröffnung des Freibads in Donaueschingen kam der Cocktailchef zum Einsatz.
Ein Highlight war der Stadtstrand in Schwenningen im August. Dort war der Cocktailchef mehrere Wochen im Einsatz, und das Feedback war positiv, sodass die beiden Gründer im nächsten Jahr neun Wochen vor Ort sein wollen.
Mitunter 16 Stunden am Tag im Einsatz
Trotz der vielen Erfolge war das Jahr für die beiden Gründer auch arbeitsintensiv und herausfordernd. In der Hochsaison arbeiteten sie oft 12 bis 16 Stunden am Tag, mit nur wenigen Stunden Schlaf. „Es war anstrengend, aber wir haben es gut gemeistert“, erzählt Binninger.
Aber auch technische Probleme kamen mal vor. Einmal fiel ein Hänger aus, doch das Team wusste sich zu helfen. „Wir mussten improvisieren, aber wir sind ein gutes Team und bekommen solche Situationen gemeinsam gelöst“, sagt sie.
Die Fähigkeit, flexibel zu reagieren, sei ein zentraler Erfolgsfaktor. „Wir sind Improvisationskünstler – wenn etwas nicht funktioniert, finden wir eine Lösung“, ergänzt sie.

Neben den technischen und logistischen Herausforderungen gab es auch Vorbehalte zu bewältigen. Besonders in ländlichen Regionen treffen sie gelegentlich auf Skepsis. „Man hört manchmal: Das brauchen wir nicht, das haben wir schon immer anders gemacht“, berichtet Binninger.
Dennoch sind die beiden überzeugt, dass ihre Cocktailmaschine gerade für Vereinsfeste und ähnliche Formate ideal sei. Die Funktionsweise sorge dafür, dass große Mengen an hochwertigen Cocktails schnell und unkompliziert zubereitet werden könnten.

Für das kommende Jahr haben die beiden ehrgeizige Pläne. Neben der Anschaffung einer dritten Maschine, die es ihnen ermöglichen soll, mehr Veranstaltungen gleichzeitig zu bedienen, möchten sie ihr Team vergrößern.
Bislang konnten sie sich auf die Unterstützung von Familie und Freunden verlassen, doch nun brauchen sie mehr Mitarbeiter. Die Buchungen bis März 2025 seien nahezu vollständig vergeben, und zahlreiche Festivals und Veranstaltungen seien geplant – bis St. Georgen und Pfullendorf.

Die Resonanz aus der Barszene sei dagegen etwas durchwachsen, auch wenn der Umgang immer sehr freundschaftlich sei. „Natürlich ersetzt die Maschine keine klassische Bar, aber sie ergänzt das Angebot auf eine sinnvolle Weise, besonders bei großen Events“, erklärt Binninger.
Was sagt der Verband dazu?
Doch Cocktailmaschinen können je nach Einsatzbereich Unterstützung oder Bedrohung sein. Laut Ulf Neuhaus von der Deutschen Barkeeper-Union liegt ihr Vorteil in der Effizienzsteigerung bei großem Gästeaufkommen, etwa an Veranstaltungen. Sie ermöglichen außerdem eine Standardisierung von Rezepten, die gleichbleibende Qualität ermögliche.
Gleichzeitig kritisiert er, dass Maschinen zum „Verlust der Handwerkskunst und Individualität“ führen könnten, die für viele Gäste ein wichtiger Bestandteil des Barerlebnisses seien. Auch die Einschränkungen bei der Flexibilität und Kreativität, etwa bei spontan gewünschten Abwandlungen, sieht Neuhaus als problematisch.
Experte sieht die Entwicklung kritisch
Die persönliche Interaktion bleibt für ihn ein zentraler Bestandteil des Barerlebnisses, denn „Gäste schätzen oft die Geschichten hinter den Cocktails, Empfehlungen und die Möglichkeit, persönliche Vorlieben in Echtzeit zu kommunizieren“. Maschinen könnten diese soziale Dimension nicht ersetzen und würden langfristig die Atmosphäre und den Charme klassischer Bars beeinflussen.
Auch die Veränderung der Erwartungen der Gäste betrachtet er kritisch. Maschinen könnten „die Erwartungen an standardisierte Qualität verstärken“, jedoch „möglicherweise die Begeisterung für handgefertigte Drinks mindern“. Für Neuhaus besteht die Gefahr, dass das „Handwerk an Bedeutung verliert, wenn Maschinen zur Norm werden“.