Es war ein Experiment, das von Anfang an Neugier weckte: Mitten in Donaueschingen eröffnete Barkeeper Julian Hischmann im September 2023 die Vivid Pop-Up Bar – eine Bar, die sich auf außergewöhnliche Mixology-Cocktails konzentrierte und internationale Standards direkt vor Ort etablieren wollte.

Nun ist Schluss

„Ich wollte etwas Einzigartiges schaffen, etwas, das es so in der Region noch nie gegeben hat“, erzählt Hischmann. Doch nach zwei intensiven Jahren ist Schluss.

Hischmann ist mit seinem Barcatering in ganz Deutschland und darüber hinaus tätig. Er wollte seiner Heimatstadt etwas Besonderes zurückgeben. „Die Idee war, eine Bar zu schaffen, die sich auf das Wesentliche konzentriert: zwölf handverlesene Cocktails, keine Bier- oder Weinkarte, sondern nur Drinks auf höchstem Niveau.“

Dafür bot das Café Vanilli‘s in Donaueschingen die perfekte Bühne. Die Atmosphäre war intim, das Konzept minimalistisch und doch voller Raffinesse – genau wie die Drinks selbst.

Eine Cocktail-Kreaktion mit heimischen Tequila.
Eine Cocktail-Kreaktion mit heimischen Tequila. | Bild: Hannah Schedler

Gut gestartet....

Schon das erste Jahr übertraf Hischmanns Erwartungen. „Die Resonanz war großartig, die Leute waren neugierig und begeistert“, sagt er. Sogar Gastbarkeeper aus einigen der besten Bars Deutschlands wurden eingeladen, ihre eigenen Kreationen in Donaueschingen zu präsentieren.

Acht solcher Abende fanden statt, oft begleitet von Live-Musik. Die Bar wurde schnell zum Geheimtipp – und das nicht nur für Einheimische.

...doch die Gäste blieben nach und nach aus

Doch die Exklusivität hatte ihren Preis. Mit einem Durchschnittspreis von 16 Euro pro Drink waren die Cocktails doppelt so teuer wie in anderen Lokalen der Region.

Hischmann verteidigt diesen Ansatz nach wie vor: „Es ging mir nie um Masse oder Profit. Ich wollte Qualität liefern, etwas Neues ausprobieren und dabei am Monatsende auf null kommen – das war das Ziel.“ Im ersten Jahr ging diese Rechnung auf. Doch schon im zweiten Jahr zeigte sich, dass die Nachfrage nach hochklassigen Cocktails nachließ.

Das könnte Sie auch interessieren

Standard-Cocktails wollte er nicht anbieten

„Die Leute wollten zunehmend Standard-Cocktails wie einen Whiskey Sour oder einen Mojito – eben genau das, was ich bewusst nicht anbieten wollte“, erklärt Hischmann. „Standard ist nicht mein Ding.“

Auch ein geplanter Umzug in die Orangerie, um die Bar im Sommer mit einem Pop-Up-Konzert zu verbinden, scheiterte. „Wir haben viel investiert, eine wunderschöne Lounge und Bar gebaut, aber das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am Ende konnten wir nur fünfmal öffnen.“

Der Rückzug ins Café Vanilli‘s war unvermeidbar, doch die Luft schien raus zu sein. „Die Leute wollen Klassiker“, resümiert er. Deshalb habe er im Sommer nach und nach Spritz-Kreationen angeboten – als sommerliche Alternative.

Finanzielle Enttäuschung

Finanziell war das zweite Jahr eine Enttäuschung. Hischmann zieht bereits erste Lehren aus der Vivid-Erfahrung und denkt über neue Projekte nach. Freiburg oder eine andere Stadt könnten Orte sein, an denen er das Mixology-Konzept ausprobieren möchte.

Doch auch Donaueschingen ist für ihn nicht vom Tisch. „Ich mag die Stadt und die Gastronomieszene hier. Aber es muss das richtige Konzept sein.“ Ideen für den kommenden Sommer habe er schon einige. Gerne wolle er auch in seiner Heimatstadt bleiben. „Ich bin einfach gerne in der Heimat.“

Für den Sommer hat er schon einige Visionen für ein neues gastronomisches Angebot. Gut möglich, dass die Wahl wieder auf Donaueschingen ...
Für den Sommer hat er schon einige Visionen für ein neues gastronomisches Angebot. Gut möglich, dass die Wahl wieder auf Donaueschingen fällt. | Bild: Hannah Schedler

Was macht das mit der Innenstadt?

Stefan Baur, Vorsitzender des Donaueschinger Gewerbevereins, betont: „Die Gastronomie ist entscheidend für die Attraktivität unserer Innenstadt. Sie belebt die Stadt und sorgt für eine höhere Aufenthaltsqualität“.

Besonders wichtig sei dabei die Vielfalt: „Ohne ein breites gastronomisches Angebot fehlt der Stadt etwas Wesentliches.“ Gleichzeitig verweist er jedoch auf die aktuelle schwierige Lage: „Die Menschen sind zurückhaltender, sie sparen und halten ihr Geld zurück. Das spüren wir auch im Einzelhandel.“

Stefan Baur, Vorsitzender des Gewerbevereins
Stefan Baur, Vorsitzender des Gewerbevereins | Bild: Anita Reichart

Er hebt die enge Verbindung zwischen Gastronomie und Einzelhandel hervor: „Es gibt eine starke Wechselwirkung. Beide unterstützen sich gegenseitig und tragen gemeinsam zur Lebendigkeit der Stadt bei.“

Das könnte Sie auch interessieren

Hiesige Gastro-Szene ist gut aufgestellt“

Baur bedauert, dass Hischmann die Reißlinie zieht. „Es wäre schön gewesen, wenn das Konzept funktioniert hätte,“ sagt er. „Allerdings war der Bedarf dafür offenbar nicht ausreichend. Manchmal benötigen solche Ideen einfach etwas mehr Anlaufzeit.“