Insgesamt 1,2 Milliarden Euro schwer war das Angebot der US-amerikanischen Private-Equity-Firma TA Associates. Das Ziel: die Aktienmehrheit an der Donaueschinger Nexus AG und damit die Möglichkeit zur Übernahme des Unternehmens. Anfang November informierte der Krankenhaus-Software-Hersteller Nexus über die entsprechende Vereinbarung mit dem US-Investor. Anschließend hatten Aktionäre bis zum 3. Januar Zeit zu entscheiden, ob sie das Angebot annehmen wollen und ihre Wertpapiere für je 70 Euro pro Aktie zu verkaufen.
Nun steht fest, dass TA Associates nicht nur die entscheidende 50-Prozent-Hürde nehmen konnte, sondern nach Ablauf der letzten Verkaufsfrist für Anleger sogar 94,95 Prozent der Aktienanteile an Nexus gesichert hat.
Rechtliche Prüfung steht aus
Hannes Wehinger, kaufmännischer Leiter bei Nexus, zeigt sich mit dem Ergebnis zufrieden: „Das ist eine wahnsinnig gute Annahmequote. Viele Aktien waren im Management- und Mitarbeiterbesitz und dass auch sie so mitgezogen sind, bestätigt uns.“ Offiziell ist die Übernahme damit allerdings nicht. Zunächst stehen noch rechtliche Prüfungen und Freigaben in Deutschland und den USA aus. Diese erwarten der Investor und Nexus noch im ersten Quartal 2025.
Solange müssen auch die Aktionäre noch darauf warten, von TA ausbezahlt zu werden: „Erst wenn die Kontrollen auch durch sind, wird der Preis bezahlt“, sagt Hannes Wehinger zum weiteren Ablauf. Zurücknehmen können die Anleger ihre Zusage jedoch nicht mehr.
Letzte Anleger könnten zum Verkauf gezwungen werden
Und was passiert mit denjenigen, die ihre Aktien nicht freiwillig an TA verkauft haben? Die Entscheidung, ob es zu einem sogenannten „Squeeze out“ (Deutsch: auspressen) kommt, liegt laut Hannes Wehinger nun bei TA. Würde der Investor 95 Prozent der Aktienanteile halten, könnte er die verbliebenen Aktionäre einfach zum Verkauf zwingen. Diese Schwelle hat TA jedoch um 0,05 Prozent verfehlt. „Ein Squeeze out wäre durchaus auch mit 90 Prozent möglich. Es wäre nur mühsamer, weil Anleger dann dagegen klagen könnten.“
Sollte die Übernahme von den Ländern genehmigt werden, plant der US-Investor die Nexus AG schnellstmöglich von der Börse zu nehmen. Ein Schritt, den Anlegerschützer Paul Maares von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisch sieht. Minderheitsaktionäre, die ihre Aktien jetzt nicht verkauft haben, könnten demnach ihre Anteile so nicht mehr im regulierten Markt handeln und damit schwieriger noch angemessene Preise für ihre Wertpapiere bekommen.
Wie es in Donaueschingen weitergeht
Für den Betrieb betont Hannes Wehinger: „Es bleibt alles, wie es ist. Sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden.“ Kleinere Anpassung gebe es immer, aber bedeutende Veränderungen in der Strategie werde es mit dem neuen Eigentümer nicht geben. Schon im Dezember versicherte Wehinger, dass es im Zuge der erwarteten Übernahme weder zu Stellenstreichungen noch zu Standortschließungen kommen werde. Zudem bleibe Donaueschingen mit seinen 200 Mitarbeitern weiterhin Hauptsitz der Nexus AG.