Auf dem Friedhof in Bräunlingen gibt es seit dem Sommer 2015 die Möglichkeit einer Baumbestattung. Weil diese Form laut Hauptamtsleiter Jürgen Bertsche seitdem auf breite Akzeptanz stößt, ist ihm zufolge eine Erweiterung der Friedbaumanlage notwendig. Dafür hat er jüngst Gelder im Haushalt 2021 angemeldet, die vom Gemeinderat bewilligt worden sind. Außerdem soll diese Möglichkeit, die es bislang ausschließlich auf dem Friedhof in der Kernstadt gibt, auf die kleineren Anlagen in Döggingen und Unterbränd ausgeweitet werden.

Viele Bestattungsformen möglich

Im Durchschnitt werden auf den drei Friedhöfen in Bräunlingen sowie den Ortsteilen 55 bis 60 Bestattungen pro Jahr vorgenommen. Vielerlei Formen sind möglich: von der klassischen Erdbestattung im Sarg, über verschiedene Feuerbestattungen, bis hin zu einem Gräberfeld für anonyme Urnenbestattungen auf einer reinen Rasenfläche.

Darüber hinaus berichtet Bertsche, dass es auch ein Erdbestattungsfeld für muslimische Menschen gibt; dabei sei es wichtig, dass die Verstorbenen in eine bestimmte Himmelsrichtung ausgerichtet sind, und zwar Richtung der Stadt Mekka in Saudi-Arabien. Diese gilt nämlich als heiligste Stadt des Islams, weil sie der Geburtsort des Propheten Mohammed und des Glaubens selbst ist. Mekka darf nur von Muslimen betreten werden.

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Bis dato sind im Bereich der Friedbaumanlage zehn Bäume gepflanzt, die jeweils Platz für zwölf Urnen bieten. Von den in Summe 120 vorhandenen Plätzen sind laut Jürgen Bertsche aktuell 99 belegt. „Deshalb ist Handlungsbedarf angesagt, das zeigen die Erfahrungswerte der Verwaltung“, sagt er. Unterstreichen würde das die Tatsache, dass der Großteil der Bestattungen mittlerweile in dieser Form stattfinde. Und was könnte das trefflicher beweisen als die nackten Zahlen, denkt sich der Hauptamtsleiter. Von 2015 bis heute seien 258 Bestattungen verzeichnet worden, davon 70 Erd- und 188 Feuerbestattungen. „Dieses Verhältnis zeigt, dass sich die Bestattungskultur auf dem Land grundlegend verändert hat“, sagt Bertsche. In Großstädten sei solch ein Trend sogar schon länger festzustellen.

In Bräunlingen liegt der Friedhof außerhalb des Ortskerns.
In Bräunlingen liegt der Friedhof außerhalb des Ortskerns. | Bild: Wursthorn, Jens

Generell liege der Schwerpunkt mittlerweile auf Urnenbestattungen. Und da wiederum seien in Bräunlingen von 188 Feuerbeisetzungen in den vergangenen fünf Jahren 99 auf Baumbestattungen ausgefallen, allein im Jahr 2019 seien es 22 gewesen. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass auf dem Bräunlinger Friedhof bald die Plätze ausgehen. Das wäre fatal“, so Jürgen Bertsche. Deshalb müsse man nun frühzeitig handeln und erweitern. Im Winter könne man aufgrund der Witterung beispielsweise nichts anpflanzen.

Investition von 32.000 Euro

Durch den Beschluss des Gemeinderats, dem Erweiterungs-Vorhaben der Stadtverwaltung zuzustimmen, kann Bräunlingens Hauptamtsleiter jetzt konkrete Planungen vorantreiben. Ihm zufolge sollen für 32.000 Euro vier weitere Bäume mit je zwölf Urnengrabplätzen angelegt werden. Dafür wolle man zwei Terrassenflächen im oberen Bereich des Friedhofs zusammenlegen. „Mit Hinblick auf die angespannte Haushaltslage 2021 haben wir verwaltungsintern abgestimmt, dass die Umsetzung in zwei einzelnen Schritten erfolgt“, schildert Bertsche. Zunächst sollen im kommenden Jahr zwei Bäume angelegt werden, der Rest soll dann 2022 folgen.

Corona wirkt sich aus

Indes wirken sich die Corona-bedingten Einschränkungen auf den Friedhofsalltag aus. Vorschriften sorgen dafür, dass zum Beispiel Trauerfeiern nicht in gewohnter Weise durchgeführt werden können. Im Frühjahr sei das besonders spürbar gewesen, erinnert sich der Hauptamtsleiter.

In Zeiten des harten Lockdowns gilt auf dem Friedhof in Bräunlingen, auch beim Grabbesuch, nun Maskenpflicht; die Mindestabstände müssen ohnehin eingehalten werden. Die auf dem Gelände liegende Kirche ist geschlossen, Trauerfeiern findet direkt an den Gräbern statt. Zudem ist es laut Jürgen Bertsche zwingend erforderlich, dass sich die Teilnehmer für den Fall einer Corona-Infektion zur Nachverfolgung in eine Liste eintragen. „Für Angehörige ist das eine schwierige Situation. Schließlich ist man es gewohnt, in einem Gottesdienst Abschied zu nehmen“, so Bertsche.

Regeln wie die Maskenpflicht würden auf dem Friedhofsgelände in Bräunlingen eingehalten. Größtenteils herrsche Verständnis, doch die Corona-Situation sei für alle eine absolute Ausnahmesituation. Und damit müsste jeder sensibel umgehen.