Ernst Holzer ist ein Mann, der mit seinen Händen arbeitet. In seinem Haus an der Fackenhaldenstraße sind viele Gebrauchsgegenstände, Treppenteile, Metallgeländer, Schränke und Holzbalken in der Decke selbst hergestellt und auch teils selbst montiert.

Es gibt im Haus kein Zimmer, in dem Ernst Holzer nicht in Eigenarbeit zur Verschönerung oder zur Nutzungsverbesserung mit eigener Hand beigetragen hat. Sein Talent beschränkt sich nicht auf praktische Dinge im Alltag.

Dass er auch bis ins kleinste Detail und sogar bis in den Millimeterbereich, original und maßstabsgetreu Kunstwerke mit Bräunlinger Bezug herstellen kann, das konnte man erst vor Kurzem bestaunen.

Modell steht im Kelnhofmuseum

Im Kelnhofmuseum übergab er jüngst ein Modell der Marienkirche, der Bräunlinger Stadtkirche früherer Jahrhunderte. Es ist nur ein weiteres Beispiel von Holzers handwerklichen Fertigkeiten. Denn direkt neben der Marienkirchen steht eine maßstabsgetreue Kopie der heutigen Stadtkirche. Auch in diesem Fall Holzers Werk.

Das Modell der früheren Stadtkirche steht im Kelnhofmuseum.
Das Modell der früheren Stadtkirche steht im Kelnhofmuseum. | Bild: Dagobert Maier

„Mir lagen frühere Pläne der Marienkirche vor, die kurz vor ihrem Abriss erstellt wurden und ziemlich jedes Detail bis zur kleinsten Dachbalkenverstrebung zeigen“, nennt der bald 88 Jahre alte Rentner den Ansatzpunkt für sein Vorhaben. Ferne habe ihn Christof Reiner vom Kulturförderverein angesprochen, ob er nicht ein maßstabsgetreues Modell der Marienkirche bauen könnte.

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Als er dann die Pläne mit dem schönen Dach und auch im Innenraum mit den Bänken, dem Taufstein, der Orgel und dem Altar gesehen habe, sei für ihn klar geworden, „das muss für die Nachwelt erhalten bleiben“, erzählte Ernst Holzer.

Schablonen sind maßstabsgetreu

Das Meiste des Modells ist aus Sperrholz. Beim maßstabsgetreuen Bau der Einzelteile hat ihm eine Minilaubsäge gute Dienste geleistet. Für fast alle Einzelteile hat er selbst maßstabsgetreue Schablonen gebastelt, damit jedes Einzelteil die gleiche Größe sowie Winkel hat und deshalb kaum zu unterscheiden ist.

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„Viele Teile habe ich mehrmals machen müssen und deshalb habe ich immer mehrere Fertigungen hergestellt, da öfters etwas schief lief“, erinnert er sich. Allein für das Dach habe er für zwei Reihen Schindeln einen ganzen Tag gebraucht.

Leim klebt an den Fingern

Wie diffizil die Arbeiten waren, zeigte sich beim Anbringen der Schindeln besonders: „Oft hing mehr Leim an den Fingern als an den Schindeln selbst.“ Doch der Hobby-Bastler konnte sich behelfen. Mit einem kleinen Bohrloch und einer Nadel gelang es, den Leim an die richtige Stelle zu bringen.

Bei Mez und Dynacast gearbeitet

Für den Bau der Marienkirche gehörten Geduld, Kenntnisse über die Eigenschaften von Holz und das Können bei der technischen Umsetzung. Dabei habe ihm sein beruflicher Hintergrund geholfen. In der Bräunlinger Firma Mez war er Textilmeister und hat durch Fortbildungen und Schulungen sowie die praktische Arbeit mit den Monteuren, viel dazu gelernt. Als Betriebsleiter bei der Firma Dynacast ging er Rente.

Viele Werkzeuge und Maschinen vor allem für die Holzbearbeitung hat Erich Holzer in seiner Werkstatt.
Viele Werkzeuge und Maschinen vor allem für die Holzbearbeitung hat Erich Holzer in seiner Werkstatt. | Bild: Dagobert Maier

Dass Ernst Holzer sehr kreativ ist, zeigt das Beispiel der Schindelherstellung. Für die 9300 benötigten Kleinschindeln hat er einen eigenen kleinen Stanzapparat konzipiert und gebaut, mit dem er in einer Minute viele Schindeln herstellen konnte. Auch im hohen Alter hat Holzer noch die Fingerfertigkeit bei kleineren Detailarbeiten.

Farbbilder gaben Gestaltungstipps

Etliche Farbbilder halfen dem Kunsthandwerker, den Innenraum der früheren Marienkirche originalgetreu nachzubauen. Die Bilder wurden auf dem Maßstab 1:50 verkleinert. Davon hat eine Druckerei kleine Bilder mit selbstklebender Folie gefertigt, die dann im Innenraum auf die entsprechenden Stellen geklebt wurden.

Ernst Holzer arbeitet auch gerne mit Metall und malt Landschaftsbilder.
Ernst Holzer arbeitet auch gerne mit Metall und malt Landschaftsbilder. | Bild: Dagobert Maier

Um sein Hobby in dieser faszinierenden Tiefe auszuleben, bedarf es der geeigneten Hilfsmittel. Seine große Werkstatt ist gut ausgestattet. So sind dort neben viel Werkzeugen in hängenden Wandschränken eine Drehbank, ein Maschinenbohrer, etliche Sägemaschinen und auch Großwerkzeuge zur Holz- und Metallbearbeitung zu sehen. Auch ein großer Materialraum ist gut bestückt.

Die Verbindung von Kunstinteresse und handwerklichem Broterwerb war bei Holzer, der seit 1959 mit seiner Frau Rosemarie verheiratet ist, schon früh ausgeprägt. „Eigentlich sollte ich aufgrund einer Empfehlung von Kunstmaler Hornung Lithograph lernen, doch ich war mehr in Richtung handwerkliches Arbeiten orientiert“, sagt er.

Sein Jugendwerk will er jetzt sanieren

Schon in jungen Jahren hat Ernst Holzer gerne gebastelt. Damals hat er eine Anlage für den Garten gebaut. Entstanden sind ein Bauernhaus, die Landwassermühle und die Säge in Urach. Diese Jugendwerke lassen ihn nicht los. „Derzeit bin ich dran diese Gartenanlage zu sanieren“, nennt der Bräunlinger eines der nächsten Projekte.

Ernst Holzer arbeitet gerne in seiner exzellent ausgestatteten Hobbywerkstatt.
Ernst Holzer arbeitet gerne in seiner exzellent ausgestatteten Hobbywerkstatt. | Bild: Dagobert Maier

Doch das kann dauern. Denn Holzer ist vielseitig interessiert. Er liest auch gerne mal ein gutes Buch, hat zeitweise Klarinette in der Stadtmusik gespielt und in früheren Jahren mit seiner Maschine beim Motorsportclub ein Geschicklichkeitsrennen gewonnen.