Vom schmucken Bräunlinger Rathaus ist aktuell wenig zu sehen. Von unten bis oben ist das historische Gebäude an der Kirchstraße eingerüstet. Zwar wurde in der Vergangenheit immer mal wieder über eine Sanierung gesprochen, doch so weit ist es noch nicht und im Haushalt aktuell auch noch gar kein Geld für so eine große Maßnahme eingeplant. Das Ganze ist eine eher spontane Aktion.
„Es handelt sich um eine Sofortmaßnahme„, sagt Stadtbaumeister Volker Dengler und fügt hinzu: „Wir haben Feuchtigkeit vom Dach her – im vorderen Bereich.“ Bei einer ersten Befahrung mit dem Hubsteiger hatte Alexander Misok, stellvertretender Bauamtsleiter, mehr entdeckt, als ihm lieb war. Zwar hatte sich das Problem von unten schon angedeutet, bei näherem Hinsehen entpuppte sich aber das ganze Ausmaß.
Zum letzten Mal ist das Rathaus im Jahr 1978 saniert worden. „Seither ist nichts mehr am Dach gemacht worden“, erklärt Misok. Das wäre eigentlich auch nicht das Hauptproblem, denn man gehe davon aus, dass ein Dach 40 bis 50 Jahre hält. Aber bei der Sanierung damals wurden keine neuen Ziegel verwendet. „Man hat damals entschieden, dass man gebrauchte Ziegel verwendet, die schon eine Patina haben“, sagt Misok. Es macht sich schließlich auch schicker, wenn ein historisches Gebäude nicht nagelneu Ziegel eingedeckt wird, die über die Jahre erst verwittert werden.
Und wie alt sind jetzt die Ziegel auf dem Rathausdach?
So genau kann man das nicht sagen. Was man aber genau sagen kann: Sie haben mittlerweile ihr Lebensende erreicht. „Sie sind zum Teil erfroren, haben Löcher und sind spröde“, erklärt Misok. Und es besteht Handlungsbedarf, denn so ein undichtes Dach ist nie gut, aber besonders schlecht, wenn der Winter naht.
„Eigentlich wollten wir die Planungen für die Sanierung jetzt angehen, aber die Sache hat eine Dynamik bekommen“, erklärt Dengler. In einer Wochenendaktion wurden Handwerker organisiert, die in der nächsten Woche bereits mit den Arbeiten beginnen. „Hier zeigt sich einmal mehr, dass auf die lokalen und regionalen Handwerker Verlass ist und wie wichtig ein Netzwerk ist“, erklärt Misok. Dachdecker, Zimmermann und Blechner sollen zum Einsatz kommen. Das Ziel: Die schadhaften Stellen auszubessern, dazu muss der vordere Teil neu eingedeckt werden. „Das wird natürlich auffallen“, sagt Misok.
Und wenn das Dach schon einmal auf ist, wird auch gleich ein Blick hineingeworfen. „Wir wissen, dass der Dachstuhl sehr alt ist“, sagt Misok. Und auch dass der eine oder andere Balken schon etwas von Fäule angegriffen ist. Bevor jetzt aber alle Bräunlinger um ihr schönes Rathaus bangen: „Der Dachstuhl ist noch tragfähig“, sagt Misok. Trotzdem kann ein Blick unter die Ziegel nicht schaden und voraussichtlich steht 2021 dann eine größere Maßnahme an.
Das Rathaus
Das Bräunlinger Rathaus wurde 1590 erbaut. Noch heute ist die Jahreszahl gemeinsam mit einem Allianzwappen über der Tür zu sehen. Es zeigt, dass sich zwei Familien vereint haben. Zum einen Hans Rietmiller, Stabshalter (Vertreter des Schultes) und Erbauer des Hauses und das andere von seiner ersten Frau, über die reichlich wenig bekannt ist. Jung wurde er zum Witwer und mit der zweiten Frau sollte es auch nicht gut ausgehen. Ihr wurde nämlich der Hexenprozess gemacht und sie wurde am 26. September 1635 enthauptet und verbrannt – zusammen mit den drei Frauen, die sie beschuldigt hatten. Seit 1669 ist das Gebäude im Besitz der Stadt.Erklärtext – Titel 2sp über eine Zeile
Erklärtext – Text
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Einleitung