Weder der Gemeinderat noch die Verwaltung sind besonders entzückt, wenn man ihnen aufs Dach steigt. Aber wenn es um die Dächer der kommunalen Gebäude geht, dann sieht das doch gleich ganz anders aus. Auf denen gibt es nämlich Potenzial. Und das reichlich: nicht nur, um etwas fürs Klima zu tun, sondern auch um ein bisschen zu sparen. Und da sind die Bräunlinger Stadträte gleich ganz verzückt oder zumindest ein bisschen.

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Das Stichwort lautet Photovoltaik-Anlagen. Die Kosten für PV-Strom aus gebäudeeignenen Anlagen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken und liegen mittlerweile bei unter zehn Cent pro Kilowattstunde. Das ist wesentlich weniger, als wenn die Stadt den Strom einkaufen würde. „Im Einkauf muss man um die 20 Cent zahlen“, erklärt Gerhard Bronner vom Umweltbüro des Gemeindeverwaltungsverbandes. Bei diesen Zahlen sei es sinnvoll, möglichst viel Strom selbst zu erzeugen, anstatt ihn teuer einzukaufen. Außerdem müsse man auch bedenken, dass so eine Anlage 20 Jahre halte, sich aber schon nach der Hälfte der Zeit amortisiert habe.

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„Es wurde analysiert, welche Möglichkeiten bei den städtischen Gebäuden vorhanden sind“, sagt Bürgermeister Micha Bächle und fügt hinzu: „Das heißt nicht, dass wir das auch zwingend machen müssen.“ Die kommunalen Dächer in Bräunlingen eignen sich besonders gut, um auf ihnen Strom zu gewinnen. Das sind die Brändbachhalle in Unterbränd, die Gauchachschule in Döggingen und die Stadthalle in Bräunlingen. Doch Halle ist nicht gleich Halle, die Möglichkeiten, die sich bieten, sind recht unterschiedlich.

Brändbachhalle:

Hier könnte eine Anlage für 37.000 Euro errichtet werden, die sich nach 10,7 Jahren amortisiert haben soll. 31.681 Kilowattstunden könnten erzeugt werden. Allerdings ist der Eigenverbrauch mit 4232 Kilowattstunden relativ gering, so dass 27.449 Kilowattstunden ins Netz eingespeist werden müssten.

Gauchachschule:

Mit der Photovoltaik-Anlage für 34.000 Euro könnte auch noch die Gauchachhalle versorgt werden. Das bedeutet, dass von den 29.270 Kilowattstunden 7003 selbst verbraucht werden würden und 22.267 Euro ins Netz eingespeist werden müssten. Die Amortisationsdauer liegt hier bei 10,5 Jahren. „Wir müssen aber auch die Nutzungsdauer berücksichtigen“, sagt Werner Weh in Vertretung von Ortsvorsteher Dieter Fehrenbacher. Es werde kaum Strom tagsüber gebraucht, sondern eher in den Abendstunden. „Wenn wir keinen Speicher haben, verkaufen wir den Strom tagsüber, um ihn abends wieder teuer einzukaufen.“

Stadthalle:

Ideal für die Stromgewinnung ist das Dach der neuen Stadthalle. Hier können nicht nur fast 60.000 Kilowattstunden Strom produziert werden, sondern bei dieser Möglichkeit sind auch große Verbraucher in unmittelbarer Nähe. Nur mit dem Verbrauch der Stadthalle, der bei 22.272 Kilowattstunden liegt, müssten noch 37.731 Kilowattstunden ins Netz eingespeist werden. Aber es könnte auch noch das Bildungs- und Betreuungszentrum angeschlossen werden. Dann würden 30.495 Kilowattstunden von städtischen Einrichtungen genutzt und die Einspeisung würde nur noch bei 29.509 Kilowattstunden liegen. Im ersten Fall würde die Amortisation bei 8,3 Jahren und im zweiten Fall bei 7,3 Jahren liegen.

Für die Stadthalle gibt es allerdings zwei weitere Optionen. Die erste sieht vor, dass von der Stadthalle zum Bildungs- und Betreuungszentrum Leitungen gelegt werden und dass so die Anlage auch den Strombedarf von beiden Gebäuden deckt. Die zweite Variante berücksichtigt, dass aktuell auf dem Bildung- und Betreuungszentrum eine private Anlage installiert ist. Nach dem Auslaufen der EEG-Förderung könnte diese von der Stadt übernommen werden und künftig Eigenstrom produzieren. Dies wäre dann im Jahre 2026 möglich – vorausgesetzt man kann sich auf einen Übernahmepreis mit dem Eigentümer verständigen.