Roger Müller

Riesenandrang beim Agrartag in den Donaueschinger Donauhallen. Die vom Badischen landwirtschaftlicher Hauptverband (BLHV) und dem Maschinenring Schwarzwald Baar ausgerichtete Leistungsschau zog Hunderte von Besuchern an, nicht zuletzt auch aufgrund interessanter Vorträge und Workshops gepaart mit einer Ausstellung im Bartók Saal.

Bevölkerung muss auch in Zukunft ernährt werden

Neben den klassischen Fachvorträgen, sowie dem Bericht von Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, referierte auch der Geschäftsführer des Bundesmaschinenrings (BMV) Erwin Ballis über die Digitalisierung in der Landwirtschaft. "Von Google zur Landwirtschaft", so Ballis, der selber einige Wochen im Silicon Valley einmal Einblick in die Prozesse bei Google bekam. "Der Wert der Daten wird immer mehr zum höchsten Gut, und auch für die Landwirtschaft immer spannender". Die Erdbevölkerung wachse und müsse auch in Zukunft ernährt werden. "Und plötzlich ist Landwirtschaft ein Riesenthema", so Ballis weiter. Es müsse auf immer mehr Ressourcen geachtet werden, Wasser sei etwa im Sommer 2018 ein Riesenthema gewesen. So gelte es, auch in der Landwirtschaft viel Sensorik einzusetzen.

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"Die Firma Bosch entwickelte unlängst Sensoren, die etwa Blätter von Kartoffeln abtasten und somit den Feuchtigkeitsgrad der Kartoffeln messen. So kann die optimale Beregnung, sprich Wasserzufuhr, geregelt werden kann".

Immer mehr Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz werde bei den landwirtschaftlichen Fahrzeugen bedeutend: Sei es über Sprachsteuerung oder autonomes Fahren. "Dann jedoch ist auch die Emotionalisierung zur Maschine ein Stück weit weg. Es gilt nicht mehr mit dem größten Traktor durch den Ort zu fahren, sondern bei autonomen landwirtschaftlichen Maschinen wird auf Effektivität gesetzt, was optisch teilweise doch etwas gewöhnungsbedürftig sein wird". Bei Google spreche man etwa nicht mehr von Autos, sondern von Computern auf vier Rädern.

Ressourcen schonen

Es werde in Zukunft auf mehr Ertrag mit weniger Aufwand gesetzt, alles natürlich ressourcenschonend. Auch hier setzt der BMV auf die Digitalisierung. Unter dem Schlagwort "Maschinenring 2.0" will man zukünftig nicht mehr nur das "Maschinen-Sharing" weiter ausbauen, auch gesammelte Daten sollen in Zukunft für alles zugänglich sein. Und dies sind die gesammelten Daten aus den digitalisierten Landmaschinen mit ihren Düngeprozessen, Beregnung oder auch Dieselverbrauch um nur einige zu nennen. Hierfür will man in Zukunft Smartphone-Apps entwickeln.

Tobias Schuler,
St. Märgen

Tobias Schuler
Tobias Schuler | Bild: Roger Müller

"Unser Betrieb ist in puncto Digitalisierung schon sehr gut aufgestellt. Wir bieten Lösungen in Melktechnik, Fütterung und auch Gesundheitsmanagement der Tiere. Die Fütterung beispielsweise wird durch Fütterungsroboter vorgenommen, so kann die Dosierung automatisiert werden, was Zeit und Kosten spart", erklärt Tobias Schuler aus St. Märgen. Transponder für Kühe übermitteln Daten, wann die Kuh beispielsweise Nahrung aufnehme. "Somit können auch frühzeitig Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Tieres gezogen werden." Dasselbe gelte für intelligente Melksysteme, wenn etwa Service- oder Wartungsarbeiten zu machen seien. Alles könne bequem per App auf dem Smartphone abgerufen werden, sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag.

Patrick Bossert, Donaueschingen

Patrick Bossert
Patrick Bossert | Bild: Roger Müller

"Auch bei uns auf dem Fohrenhof hat die Digitalisierung Einzug gehalten. So haben wir beispielsweise beim Düngerstreuer intelligente GPS-gesteuerte Spurführungssysteme, die auf zwei Zentimeter genau steuern", erklärt Patrick Bossert aus Donaueschingen. Zusätzlich kommen noch digitale Wiegesysteme zum Einsatz. Dies habe den Vorteil, nicht nur Kosten einzusparen, vielmehr gehe es auch um den Aspekt Umwelt, um Ressourcen zu schonen, und gerade auch Düngemittel nur so viel als nötig einzusetzen. "Riesenpotenzial sehe ich jedoch noch beim autonomen Fahren. Hier bin ich gespannt, bis wir das etwa bei einem Radlader einsetzen können. Allerdings sind durch die Digitalisierung auch die Anschaffungskosten von solchem Gerät gestiegen."

Matthias Bittner, Bräunlingen

Matthias Bittner
Matthias Bittner | Bild: Roger Müller

"Die moderne Traktorkabine sieht heute eher aus wie eine Mischung aus Auto und Büroarbeitsplatz. Neben dem Lenkrad befindet sich der Bildschirm mit Touch Display, das über Berührungen bedient wird. Die Größe des Feldes, die Hangneigung, sämtliche Ackerdaten sind heute abgespeichert", erklärt Matthias Bittner. Mit Hilfe eines GPS-Empfängers lege der Landwirt eine Referenzspur auf dem Acker an. "Der Bordcomputer rechnet aus, wie die übrigen Spuren liegen müssen, damit das Feld möglichst effizient bewirtschaftet wird. Auch bei der Vernetzung der Fahrzeuge mit der Außenwelt ist die Traktorbranche weit fortgeschritten. Ein moderner Schlepper übermittelt Daten aller Art an seinen Besitzer, die Service-Werkstatt und den Hersteller."