Eigentlich würde die fünfte Amtsperiode von Bürgermeister Bernhard Kaiser noch bis zum 31. Januar 2020 laufen. Doch nun hat er sich entschieden, bereits Ende Februar des kommenden Jahres in den Ruhestand zu gehen.

Eigentlich hatte er ja schon überlegt, nach der vierten Amtszeit in den Ruhestand zu gehen. Immerhin war er damals schon 32 Jahre zweiter Mann im Donaueschinger Rathaus und 63 Jahre alt. "Da kann man schon einmal überlegen, ob man aufhört." Doch letztendlich bat ihn OB Erik Pauly, noch eine Amtszeit dranzuhängen. Pauly gerade frisch im Amt und der Konversionsprozess in seiner Anfangsphase – da ist es doch gut, wenn man im Rathaus an der entscheidenden Stelle einen Routinier sitzen hat.

Und dann kam der Abschied von Heinz Bunse dazu. "Wir hatten im Bauamt eine ganze Zahl von personellen Veränderungen – absehbar und nicht absehbar." Beispielsweise Stadtplaner Jens Tempelmann, der Wasserwerkschef Klaus Scholl, Tiefbau-Spezialist Rudolf Reichle, der im November geht. "Man soll sich ja nicht zu wichtig nehmen, aber ich wollte erst gehen, wenn die Umstrukturierung abgeschlossen ist." Letzte fehlende Stellenbesetzung war die Reichle-Nachfolge im Tiefbauamt.
Nachdem Dirk Monien am Sonntag beim Tag der offenen Türe im Bauhof nun offiziell als neuer Amtsleiter Tiefbau vorgestellt wurde, führte Kaisers Weg am Sonntagabend in sein Büro und er unterschrieb alle vorbereiteten Unterlagen. Gestern Morgen teilte er dann seine Entscheidung offiziell mit. Von Abschiedsstimmung ist bei Kaiser noch nichts zu spüren. Schließlich hat er noch fünf Monate, bevor er am Schmutzige Dunnstig seinen letzen Arbeitstag hat. "Ich schaffe bis zum letzen Tag, bis auf den Part mit meiner Nachfolge. Den werde ich einfach nur beobachten."

Nur beobachten, das hat Kaiser in den vergangenen 36 Jahren kaum. Er ist ein Mann des Handelns. Ein Beispiel: Kaum aus dem Urlaub zurück, fuhr er keine 300 Meter durch die Stadt, ohne dass er etwas entdeckte, um das man sich kümmern muss. Das wird sich in fünf Monaten ändern: "Ich freue mich darauf, die Stadt dann als Bürger zu genießen." Denn Donaueschingen ist dem Schwaben längst zur Heimat geworden. Klar, es gab auch andere Angebote. Beispielsweise als er nach der Wende als Berater in den neuen Bundesländern war. Doch wegziehen wollte seine Familie nicht. "Und irgendwann wird man ja auch ruhiger."

Eine der wichtigsten Ideen für die Stadt ist wohl im Kaiserschen Garten entstanden. "Als ich den Gemüsegarten umgegraben habe, kam mir die Idee, wie wir mit dem ehemaligen Kasernenareal nach dem Abzug der Franzosen verfahren sollten", erinnerte sich Kaiser, der damals der erste Mann im Rathaus war. Thorsten Frei war schon weg und Erik Pauly noch nicht mal in Sicht. Und so oblag es Kaiser am 31. Oktober 2013 die "traurige, aber zugleich hochinteressante Geschichte" in einer OB-losen Zeit öffentlich zu machen: Die französischen Soldaten werden abgezogen.

Anders als Villingen-Schwenningen wollte Kaiser verfahren. Das Gelände kaufen, eine Gesellschaft gründen und den ganzen Prozess mit eigenem Personal abwickeln. Seine Vision: "Wir entwickeln da ein schickes, modernes Wohnquartier." Schon am Dienstag nach der Gartenarbeit ging er mit dieser Idee in den Gemeinderat. "Konsequent hat der Gemeinderat jeden Schritt möglich gemacht", sagt der Donaueschinger Bürgermeister.

Doch eigentlich möchte Kaiser gar nicht so sehr über sich selbst sprechen. "Die Stadt ist über 1100 Jahre alt. Was sind da schon 36 Jahre." Anstatt dessen formuliert er lieber eine Liebeserklärung: "Auch die neue Generation wird das Städtchen nach vorne bringen. Denn es hat ein tolles Potenzial, ist ein dynamischer Wirtschaftsstandort, eine Kulturstadt, eine Sportstadt..." Und letztendlich auch seine Heimatstadt.
Zur Person
Bernhard Kaiser, Jahrgang 1952, ist seit dem 1. Februar 1983 zweiter Mann im Donaueschinger Rathaus. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er an der damaligen Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Stuttgart, heute Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg. Anschließend war der Diplom-Verwaltungswirt (FH) in den Rathäusern in Göppingen, Remshalden, Stuttgart und Waiblingen sowie bei der Datenzentrale Baden-Württemberg tätig.