Keine Informationen, mangelnde Transparenz und Gutsherrenart: Die Zeiten, in denen die Bürger alles akzeptieren, was ihnen die Politik präsentiert, sind vorbei. Mitspracherecht wird gefordert und die Bürger wollen gehört und vor allem auch mitgenommen werden. Zu sehen ist das in den vergangenen Wochen vor allem beim Windpark auf der Länge und auch beim Verkehrskonzept. Auch wenn es zwei ganz unterschiedliche Projekte sind: Die Vorwürfe sind doch identisch: „Mit uns hat keiner gesprochen“ und „Uns hat keiner gehört“ – bis hin zum offenen Widerstand.
Doch so langsam scheint die Politik auf der Baar davon zu lernen. In Bräunlingen tut Bürgermeister Micha Bächle viel dafür, das Verfahren für den zwischen Döggingen und Waldhausen geplanten Windpark mit sieben Anlagen so transparent wie möglich zu gestalten und die Bürger auf dem Weg einzubinden und mitzunehmen, um eine zweite Länge zu verhindern. In Döggingen scheint das gelungen zu sein, in Waldhausen weniger (siehe Seite 25).
Und auch in Donaueschingen hat man aus den Diskussionen der vergangenen Monate gelernt. So hat das Verkehrskonzept, das vor allem mit seiner Einbahnstraße an der Stadtkirche und der flächendeckenden Tempo-20-Zone für hitzige Debatten gesorgt hat zu einer erneute Beratung im Gemeinderat geführt. Fest steht: Die Einbahnstraße und Tempo 20 werden kommen – aber erst werden die Bürger informiert und dann die Schilder aufgestellt. Die Informationsveranstaltung wird am 20. April stattfinden. (siehe links).
Einer der größten Kritiker des Verkehrskonzeptes ist der Gewerbeverein. Der Vorsitzende Pattrick Schmoll fand deutliche Worte – vor allem, was die Kommunikation anbelangt: „Da ist in den vergangenen Wochen viel Porzellan zerschlagen worden. Ich bin total enttäuscht von der Politik in der Stadt. Der Umgang ist hier unmöglich“, sagte Schmoll Anfang des Jahres. Mit dem Gewerbeverein habe niemand über das Verkehrskonzept gesprochen, dabei bräuchten die Händler nach den Dauerbaustellen der vergangenen Jahre nun endlich etwas Zeit, sich zu erholen.
Mittlerweile sind die Wogen geglättet. Man spricht wieder miteinander: Was auch an der Einberufung des Arbeitskreises Stadtmarketing liegen könnte. Dieser wurde in den 1990er-Jahren ins Leben gerufen. Das Ziel: gemeinsame Aktivitäten der Stadt und des Gewerbevereins zur Attraktivitätssteigerung und Vermarktung der Innenstadt. Nicht nur, dass von den Veranstaltungen mittlerweile nur noch die Kulinarische Einkaufsnacht übrig ist, denn das Kinder- und Jugendfest sowie das Radfest konnten sich nie etablieren. Auch um den Arbeitskreis Stadtmarketing war es mit der Zeit immer ruhiger geworden, bis sich die Mitglieder überhaupt nicht mehr getroffen haben. Das letzte Mal fand im Oktober 2007 eine Sitzung statt.
Nun bei der Widerbelegung zeigen sich alle bereit, die Zusammenarbeit wieder zu intensivieren und vor allem eines zu tun: miteinander zu sprechen, sich auszutauschen und an einem Tisch über die Zukunft der Stadt zu reden. Auch wenn an der Einladungsliste noch gearbeitet werden muss. So haben sich dieses Mal nur Stadträte, Verwaltung und Gewerbeverein getroffen. Früher waren auch die Gastronomie und die Hotelerie im Arbeitskreis vertreten.
Was die Wiederbelebung von Ausschüssen und Arbeitskreisen anbelangt, gibt es übrigens noch Potenzial. So hat der Konversionsausschuss, der 2014 ins Leben gerufen wurde, seither nur einmal getagt.
Neue Ideen für die Innenstadt
Erste Ideen haben der Gewerbeverein und das Amt für Tourismus und Marketing bereits ausgearbeitet. Das Ziel: Gemeinsam etwas auf die Beine stellen, das die Donaueschinger Innenstadt voranbringt. Nun sollen die Ideen ausgearbeitet werden.
- Veranstaltungsformat Kunstnacht: Einzelhändler und Gastronomen bieten Künstlern aus der Region im Kundenbereich für einen begrenzten Zeitraum (bevorzugt Donnerstag bis Samstag) Ausstellungsflächen für Kunstwerke an. Vorstellbar ist eine Kooperation mit der Künstlergilde oder mit Studenten. Ferner könnte am darauffolgenden Sonntag eine Abschlussveranstaltung mit den Künstlern an einem zentralen Ort stattfinden. So könnten Kunden an die Kunst herangeführt werden und Kunstinteressierte in die Geschäfte gelockt werden. Ein detailliertes Konzept ist in Arbeit.
- Einbindung Musiktage: Über die Schaufenster sollen die Musiktage in der Stadt auch für Passanten ohne Affinität zur Neuen Musik sichtbar und erlebbar gemacht werden. Hierfür sollen die Einzelhändler einen Dekoplan vorlegen. Die Koordinierung erfolgt über das Kulturamt, das den interessierten Händlern Notenständer, Staffeleien und entsprechendes Equipment zur Verfügung stellt.
- Vermarktung Innenstadt-Veranstaltungen: Veranstaltungen im Innenstadtbereich mit Relevanz für das Stadtmarketing sollten über Plakate und Flyer spezifisch beworben werden. Zwischen den beiden verkaufsoffenen Sonntagen im Frühjahr und während der Musiktage sollte ein roter Faden erkennbar sein, der die verschiedenen Veranstaltungen wie die Kunstnacht oder die Kulinarische Einkaufsnacht verbindet. Ziele sind eine Frequenzsteigerung und ein nachhaltiger positiver Imageeffekt.
- Nachtflohmarkt: Lose Überlegungen gibt es auch hinsichtlich eines Nachtflohmarkts, bei dem die Einzelhändler länger geöffnet haben.