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Steffen Baumeister, plastischer Chirurg und Chef der Klinik für Plastische, Hand- und Ästhetische Chirurgie am Donaueschinger Krankenhaus, war unter der Leitung der Organisation Interplast Germany, Sektion Bad Kreuznach, erneut in Bolivien. Das neunköpfige Team aus drei Anästhesisten, vier Chirurgen und zwei OP-Schwestern kam aus Lübeck, Eutin, Bad Kreuznach und Villingen-Schwenningen in Frankfurt zusammen, um die über 36-stündige Reise anzutreten.

Ihr Ziel war die kleine Stadt Riberalta im Norden Boliviens, mitten im Dschungel des Amazonas-Randgebietes. Die in insgesamt 18 Koffern untergebrachte medizinische Ausrüstung kam zum großen Teil erst Tage später am Einsatzort an. Lediglich elf Koffer waren zu Beginn vor Ort. Auch unter diesen schwierigen Voraussetzungen ließ sich das Team nicht entmutigen, improvisierte und begann umgehend mit der Arbeit.

Die hoffnungsvoll wartenden Patienten wurden mit Hilfe des örtlichen Chirurgen Huascar Suarez untersucht und gemeinsam entschieden, welche Operationen und medizinischen Versorgungen während des zweiwöchigen Aufenthalts machbar sind. Wichtig bei dieser Entscheidungsfindung war auch die Sicherstellung einer adäquaten Nachversorgung durch den Kollegen vor Ort. Seit dem letzten Einsatz waren zwei Jahre vergangen und einige Patienten hatten warten müssen, um sich nun operieren lassen zu können.

In den folgenden zwei Wochen wurden insgesamt 120 teils hochkomplexe Operationen ausgeführt. Um einer großen Anzahl von Patienten helfen zu können, arbeitete das Team an drei OP-Tischen bis spät in die tropischen Nächte. Das Alter der Patienten reichte von drei Monaten bis 78 Jahren, wobei mehr als die Hälfte von ihnen Kinder waren. Es gelang, viele Leistenbrüche, Strumen, Lippen- und Gaumenspalten chirurgisch zu versorgen. Auch Weichteiltumore, Verbrennungsfolgen, sowie Fehlbildungen im Gesichts-, Hand- und Fußbereich konnten korrigiert werden.

Dieses nachhaltige Beispiel, viele dankbare und glückliche Patienten und die großartige Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort macht diese ehrenamtliche und beschwerliche Arbeit bei den Ärmsten der Armen so sinnvoll und lässt das Team schon die nächsten Einsätze planen, so die Teilnehmer.

Dritter Einsatz

Für Interplast war dies bereits der dritte Einsatz in der bolivianischen Kleinstadt. So konnten die Mediziner vor zwei Jahren bei einem damals zehnjährigen Mädchen für eine komplett zusammengewachsene Hand die Greiffunktion operativ herstellen. Sie kann nun einen Stift greifen und schreiben, geht inzwischen in die fünfte Klasse und gehört dort zu den besten Schülerinnen. So stellte sie sich dem diesjährigen Einsatzteam begeistert vor, um auch ihre zweite Hand funktionsfähig machen zu lassen. Es ist für sie eine einzigartige Chance, ihr Leben ohne Stigmata und selbstbestimmt leben zu können, so die Mediziner.