Auf der Baar zählt die Landwirtschaft noch zum gewohnten und gängigen Bild. Hier ein Hof, dort eine Weide mit Vieh, Hühner gackern. Immer mehr gesellen sich zu den gewohnten Tieren aber auch welche, die eigentlich aus einer ganz anderen Gegend der Welt stammen. Aus einer Region, wo sie sich üblicherweise mehrere tausend Meter über dem Meeresspiegel aufhalten. In den südamerikanischen Anden.

Die Rede ist von Alpakas und Lamas. Diese sogenannten Neuweltkameliden sind im Schwarzwald-Baar-Kreis bereits an verschiedenen Orten anzutreffen, von Triberg bis nach Sumpfohren. Exotisch wirken die Vierbeiner dabei schon längst nicht mehr. Man hat ihre Vorzüge erkannt, die sie auch hier in der Region nutzbringend einsetzen können. So, wie es etwa Mathias Friedrich vom Bruggener Breghof tut.

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9000 Hühner und vier Lamas

Zum Breghof gehören etwa weiter außerhalb des Ortskerns auch eine Heutrocknungsanlage sowie ein Stall mit Legehennen. Dort sind rund 9000 Hühner unterwegs, die sich auf einer Fläche von rund vier Hektar tummeln können. Im Freien sollen dabei Pappeln die Tiere davor schützen, sich vor größeren Raubvögeln fürchten zu müssen. Eine weitere Gefahr für Hühner ist der Fuchs. Und vor dem schützt man sich in Bruggen mit Hilfe weiterer tierischer Bewohner. Während andere hier etwa auf einen Hütehund zurückgreifen, sorgen hier Alpakas für Schutz.

Alpakas sind sehr neugierig. Die aufgestellten Ohren zeigen, wie aufmerksam die Umgebung beobachtet wird. Das macht sie zu einem guten ...
Alpakas sind sehr neugierig. Die aufgestellten Ohren zeigen, wie aufmerksam die Umgebung beobachtet wird. Das macht sie zu einem guten Schutz gegen den Fuchs. | Bild: Simon, Guy

Manfred passt auf

Vier der Tiere leben direkt beim Hühnerstall. Der fünf Jahre alte Hengst Manfred und die jeweils drei Jahre alten Stuten Wanda, Frieda und Lotte. Sie schützen die Hühner vor dem Fuchs. „Sie haben einen großen Schutzinstinkt und sind sehr interessiert“, erklärt Friedrich. Er hat von anderen Landwirten von den Vorzügen der Alpakas erfahren. Wie er sagt, haben die Tiere sich sehr gut eingelebt und seien unkompliziert. Mit niedrigen Temperaturen haben sie kein Problem, nur wenn das Wetter arg wird, ziehen sie sich in ihren Stall zurück.

Nähern sich Besucher dem Zaun, kommt Manfred mit dem braunen Fell näher. Er schaut nach dem Rechten, die drei Stuten sind momentan trächtig. Einen Fuchs würde er im Ernstfall auch tot trampeln, ist sich Friedrich sicher. Der wird allein schon deshalb verscheucht, weil die Alpakas auf ihn zugehen, um zu schauen, wer sich ihrem Gehege nähert.

Der Nachwuchs, den die drei Alpaka-Damen erwarten, soll dann beim großen Hühnerstall des Breghofs bei den Müttern bleiben.

Auch in Sumpfohren gegen den Fuchs

Probleme mit dem Fuchs hatte auch Katharina Andersohn vom Demeter-Hof Bogenschütz in Sumpfohren. Dort hatte man trotz Schutzzaun rund 20 junge Hennen verloren. Aus Langenschiltach kommt schließlich die Rettung: zwei Alpakahengste kommen zu den Hühnern ins Gehege. Seit sie dort mit den Hühnern zusammen unterwegs sind, hat sich kein Fuchs mehr herangewagt.

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In Sumpfohren kümmern sich die Alpakas Poncho (links) und Hero um die Sicherheit der Hühner. Seit sie da sind, hält der Fuchs Abstand.
In Sumpfohren kümmern sich die Alpakas Poncho (links) und Hero um die Sicherheit der Hühner. Seit sie da sind, hält der Fuchs Abstand. | Bild: Gabi Lendle

Einsatz in der Therapie

Eine besondere Verwendung hat eine Gruppe Lamas aus Bräunlingen gefunden. Emil, Fridolin, Karl und Alois gehen mit den Geländespielern und interessierten Wanderern auf Lama-Tour in der Region. Daneben werden sie im Mediclin Zentrum für Psychische Gesundheit und der Mediclin Klinik am Vogelsang in Donaueschingen zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Um einen Zugang zum Lama zu bekommen, fordere das Tier Aufmerksamkeit. Soziale Interaktion muss erlernt werden. „Es handelt sich dabei um eine ernst zu nehmende Therapie, die auch eine Vor- und Nachbereitung hat“,erklärt Matthias Holzapfel, Leitender Psychologe des Zentrums für Psychische Gesundheit. Sie sei teilweise sogar den Medikamenten überlegen.

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Matthias Holzapfel ist leitender Psychologe des Mediclin Zentrums für Psychische Gesundheit in Donaueschingen. Dort ist er im Außenbereich mit dem Lama Alois unterwegs. Die Tiere werden zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. | Bild: Simon, Guy

Warum sind gerade Lamas für so etwas geeignet?

Sie sind nicht so leicht zu dominieren wie andere Tiere. Erst muss ein Kontakt hergestellt, eine Beziehung aufgebaut werden. In Kombination mit dem entspannten Wesen der Tiere sei das mit ihnen besonders gut zu erleben.