Eigentlich wollte Melanie Stocker Kfz-Mechanikerin werden. Anpacken, etwas Handfestes machen. Das hat sie schließlich auch erreicht. Nur ihr Beruf ist ein anderer: Melanie Stocker ist Wasserbauerin und ist für das Regierungspräsidium Freiburg dafür etwa auch zuständig für das Hochwasser-Rückhaltebecken in Wolterdingen.

Melanie Stocker ist die erste Frau beim Regierungspräsidium Freiburg, die als Wasserbauerin eingestellt wurde. Von Allmendshofen aus ist ...
Melanie Stocker ist die erste Frau beim Regierungspräsidium Freiburg, die als Wasserbauerin eingestellt wurde. Von Allmendshofen aus ist sie mit ihren Kollegen zuständig für Brigach und Breg. Bild: Guy Simon | Bild: Simon, Guy
  • Was macht ein Wasserbauer? Und wo kann das erlernt werden? "Den Beruf habe ich drei Jahre lang am Wasser- und Schifffahrtsamt in Koblenz gelernt", erklärt die 29-Jährige, die mittlerweile seit einigen Jahren in Donaueschingen lebt. "Ich glaube den Beruf gibt es hier so kaum. Er ist hauptsächlich an der Rheinschiene, den großen Schiffahrtsstraßen zu finden", erklärt sie. Berufsschulen gibt es in ganz Deutschland dafür lediglich zwei Stück: eine in Koblenz, eine in Kleinmachnow in Brandenburg. Das in der Bundesrepublik südlichst gelegene Schifffahrtsamt befindet sich in Stuttgart. Neben der praktischen Ausbildung gibt es Blockunterricht: "Das vermisse ich. Da waren die unterschiedlichsten Charaktere aus ganz Deutschland mit dabei. Das war eine schöne Zeit." Ein Wasserbauer kümmert sich um den Unterhalt der Schifffahrtsstraßen, bedient die Schleusen, lernt Pflasterarbeiten, das Mauern, Holzarbeiten: "Was dem Beruf vielleicht am nächsten kommt: der Garten- und Landschaftsbau."
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  • Eine ungewöhnliche Alternative: Arbeit gibt es in ihrer Heimat genug: An der Lahn hat es zwölf Schleusen, die von Ostern bis Oktober besetzt werden. Allerdings trifft alle ausgebildeten Wasserbauer beim Koblenzer Wasser- und Schifffahrtsamt dasselbe Schicksal: "Wer die Ausbildung mit einem Notendurchschnitt von mindestens Drei erreicht, darf im Anschluss noch ein Jahr bleiben. Wer das nicht schafft, muss sofort gehen." Stocker muss sich also überlegen, wie es weitergeht. Ihr Traum sei es immer gewesen, an der Nordsee zu arbeiten. In der Nähe von Kiel gibt es schließlich eine Stelle, die auch geklappt hätte – wäre dort nicht der Einstellungsstopp verhängt worden. Eine weitere Alternative bietet sich an, allerdings weit im Süden: in Donaueschingen. "Ich habe mir dann gesagt: Gehst halt in den Schwarzwald", sagt die 29-Jährige. Sie wird nach Freiburg zum Gespräch eingeladen, kann alle notwendigen Unterlagen vorweisen, die gewünscht sind. Dazu gehören etwa auch der Segel- und der Hubarbeitsschein. Es funktioniert, Stocker bekommt die Stelle. Sie ist damit die erste Frau beim Regierungspräsidium, die jemals auf solch einer Position gearbeitet hat.
  • Dialekt als kleine Hürde: Beim Bauhof in Allmendshofen ist sie allerdings mehr als glücklich: "Ich bin in einer Truppe mit so netten Männern, wir sind wie eine Familie. Ich fühle mich dort wohl." Aktuell in Elternzeit hat die 29-Jährige vor, im Oktober dort wieder mit einzusteigen. Der Einstieg sei indes nicht ganz einfach gewesen, aufgrund der sprachlichen Hürde des Dialekts: "Ich habe nur jedes zweite Wort richtig verstanden", lacht Stocker. Seit acht Jahren ist sie jetzt in der Region. Mittlerweile klappe es mit dem Dialekt. Anschluss habe sie damals über den Musikverein in Aufen gefunden: "Das Schlimmste, wenn du neu irgendwohin kommst: Du kennst niemanden, mit dem du etwas unternehmen kannst." Sie habe dann wieder mit dem Trompete spielen angefangen. Über den Verein, von Fest zu Fest lernt sie schließlich immer mehr Leute kennen. Beginnt, sich hier wohl zu fühlen.
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  • Übernachten im Damm: Von Allmendshofen aus betreuen sie und ihre Kollegen Brigach und Breg, im Hochwasserfall eben auch das Rückhaltebecken in Wolterdingen. "Im Winter haben wir viel mit Gehölzpflege zu tun, kontrollieren die Pegel. Das geht teilweise bis Maria Tann und Urach. Wenn hier viel Wasser ist, dann wissen wir: Oha, aus dem Schwarzwald kommt wieder viel Wasser." Es gebe ein Alarm-Handy, das regelmäßig unter den Kollegen weitergegeben werde – derjenige habe dann Bereitschaft und müsse reagieren, wenn das Wasser steige. "Das ist meistens im Winter, wenn es viel Schnee hat und dann auch noch regnet", erklärt Stocker. Wenn es dann doch mal ernst wird, gibt es Zwölf-Stunden-Schichten, um die Pegel zu überwachen. Das geht dann etwa auch direkt im Gebäude des Rückhaltebeckens in Wolterdingen: "Da ist für alles gesorgt. Es gibt Betten, Duschen, eine Küche." Dort merke man auch manchmal, dass sie hier einen Frauenbonus habe. Die Damentoilette gehöre etwa ihr allein.
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  • Prophetisch: Dass ihr Weg sie schließlich in den Süden und nach Donaueschingen geführt hat, sieht sie sogar ein klein wenig vorgezeichnet: "Früher habe ich mir mit meiner Oma die Fasnachtsumzüge angeschaut. Am besten habe mir da immer die Hexen aus dem Süden gefallen." Seit drei Jahren ist Stocker auch eine Hexe, aktiv bei den Donaueschinger Schlosshexen. Ähnlich lief das mit ihrem Namen: "Ich bin früher Stock-Car-Rennen gefahren und habe deshalb den Spitznamen Stogger bekommen." Geheiratet hat sie schließlich einen Mann mit Nachnamen Stocker."Zufälle gibt's"