Am Standort Donaueschingen wollte ein Mitglied der Marktleitung die Situation nicht kommentieren. Keine Aussage gab es auch über Befürchtungen und Stimmung innerhalb der Belegschaft. Laut Real-Pressestelle sind in dem seit 2017 an der Bregstraße bestehenden Standort 84 Mitarbeiter beschäftigt. 7000 Quadratmeter Verkaufsfläche bedeuten einen mittleren Wert im Real-Größenranking. Das Einzugsgebiet der Kunden erstrecke sich in etwa 30 bis 40 Kilometer um den Markt herum. Aus der Kauflandzentrale hieß es auf Anfrage, man werde sich zum Thema Real und mutmaßlichen Äußerungen nicht äußern.

Kritischer sieht die Situation Markus Klemt. Der Fachbereichssekretär Handel beim Bezirk Südbaden Schwarzwald der Gewerkschaft Verdi plädiert bei möglichen Übernahmen, die Menschen nicht zu vergessen. Dauert nämlich eine übernahme- und umbaubedingte Schließung nämlich zu lange, verlieren Mitarbeiter ihr Recht auf Weiterbeschäftigung. Das berge die Gefahr, dass sich der neue Eigentümer von älteren und teureren Mitarbeitern trennen kann.
Für den Realmarkt in Donaueschingen sieht Klemt zwei Negativposten: Zum einen lägen Edeka und Kaufland nur wenige Kilometer beziehungsweise Fahrminuten entfernt vom Real. Zum anderen befinde sich der Donaueschinger Real in einem älteren Gebäude. Ein Geschäft mit langer Rolltreppe ins Obergeschoss und geringen Verweil- und Gastronomieoptionen entspreche leider nicht den Erwartungen, die sich heute mit dem Begriff Event-Shopping verbinden. Besser sei das beim Schwarzwald-Baar-Center in Villingen-Schwenningen gelöst, in dem sich ebenfalls ein Real-Markt befindet.
Eine fixierte Liste von Real-Märkten, die geschlossen werden sollen, gebe es nicht, äußerte sich ein Sprecher des Käufers, der SCP Group auf Anfrage. Beobachter gehen davon aus, dass der neue Besitzer zunächst die Entscheidung der Brüsseler Kartellbehörden abwarten wird, um im Restrukturierungsprozess Fakten zu schaffen, sprich die 30 zu schließenden Real-Märkte zu nennen. Diesen Konzernumbau hatte bereits in früheren Zeiten die Metro im Sinn. Damals ging es um 40 bis 50 Schließungen.
Die Real-Übernahme durchläuft gegenwärtige die Genehmigung in Brüssel als beschleunigtes Verfahren. Mitte März, so die vorsichtige Schätzung von Beobachtern, könnte zumindest eine kartellrechtliche Entscheidung vorliegen – unbenommen der weiteren vertraglichen Ausgestaltung der Einigung.
Deshalb ist nun Abwarten angesagt. Das macht auch deshalb Sinn, weil nur mit einem Besitztitel Übernahmegespräche mit interessierten Einzelhändlern geführt werden können. Daraus dürfte sich folgern lassen, dass zunächst das Übernahmeinteresse geklärt sein muss, bevor Schließungen konkret werden. Vom neuen Besitzer gab es zu diesen Überlegungen keinen Kommentar.
Im Einzugsgebiet des Handelsverbands Südbaden liegen neun Realmärkte. „Übernahmen würden wir natürlich begrüßen“, sagt Hauptgeschäftsführer Peter Spindler. Denkbar seien diese insbesondere an strategisch bedeutsamen Standorten. Wenn man sehe, wie sich die potenziellen Käufer Globus, Edeka und Kaufland bereits in Position brächten, seien die Chancen gegeben. Umgekehrt sei die Möglichkeit, dass es in Südbaden zu einer Schließung kommen könnte, bei drei Prozent Märkte vom Gesamtbestand rechnerisch gering.
Die Strategie
Die SCP Group und die auf Einzelhandelsimmobilien im Lebensmittelbereich spezialisierte x + bricks Group wollen ein Konzept der bisher XXX Real-Märkte erstellen. Der Großteil soll an andere Einzelhandelsunternehmen veräußert werden, andere Standorte könnten in kleine Flächen für unterschiedliche Nutzungen aufgeteilt werden. Ein Kern von 50 Real-Märkten soll zwei Jahre lang unter der bisherigen Marke betrieben werden. Zum Schließungskandidat wird ein Standort, wenn weder ein Weiterbetrieb noch eine Fortführung durch ein anderes Einzelhandelsunternehmen eine wirtschaftliche Perspektive bieten.