Donaueschingen – Losen ist in Donaueschingen gerade angesagt. Es ist noch keine zwei Monate her, da wurde das zweithöchste Amt im Donaueschinger Rathaus ausgelost. Da zwei Kandidaten gleich viel Stimmen von den Stadträten erhalten hatten, entschied das Los, dass Severin Graf neuer Bürgermeister wird. An diesem Abend bangten zwei Kandidaten, ob sie wohl das nötige Quäntchen Glück haben werden.

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Maßgeblich Einfluss auf die Zukunft von vielen – vor allem jungen – Pärchen hatte nun das jüngste Losverfahren. Denn schließlich ging es darum, ob sie im neuen Stadtviertel "Am Buchberg" bauen können. 14 Bauplätze stehen zur Verfügung. Doch schon seit Langem war klar, dass das Interesse die Anzahl der Bauplätze bei Weitem übersteigen wurde. Zeitweise war die Liste mit Anfragen gleich drei Mal so lang. Doch letztendlich waren es dann doch nicht ganz so viele Interessenten. "Wir haben 22 gültige Bewerbungsunterlagen erhalten", sagt Stadtplanerin Lara Schneider. Gültig heißt in diesem Falle: Das Ausfüllen des Bewerbungsbogens allein hat noch nicht genügt. Es musste auch ein Finanzierungsnachweis erbracht werden.

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Für 22 Bewerber geht es an diesem Abend im Foyer darum, ob sie sich den Traum vom eigenen Häuschen erfüllen können. Das Prozedere ist recht einfach. Jeder Bewerber hat eine Nummer erhalten und Glücksfee Vera Moßbrucker, sonst im Donaueschinger Rathaus für den Stadtbus verantwortlich, ist für das Ziehen der entsprechenden Reihenfolge verantwortlich. Wer als Erstes gezogen wird, hat die freie Auswahl. Nummer zwei kann dann noch aus 13 Grundstücken auswählen und so weiter.

Von ihr hängt alles ab: Glücksfee Vera Moßbrucker zieht die Losnummern.
Von ihr hängt alles ab: Glücksfee Vera Moßbrucker zieht die Losnummern. | Bild: Jakober, Stephanie

Mit gespannten Gesichtern wird verfolgt, wie Vera Moßbrucker in das gläserne Gefäß greift und die erste Nummer zieht. Es die 24. Doch kein Jubel bricht aus. Ist der Interessent nicht da? Oder traut er sich nicht, seiner Freude offenen Lauf zu lassen, weil andere noch bangen, ob sie auch möglichst früh gezogen werden?

Bei der Nummer 33 der erste Jubel

Irma Pullmann freut sich, dass sie bereits an siebter Stelle kommen und sie die Chance hat, in ihrer Heimatstadt ein Eigenheim zu bauen. Gemischte Gefühle allerdings bei ihrem Freund Slawan Geldzer, der ursprünglich aus Balingen kommt, aber vor zwei Jahren der Liebe wegen nach Donaueschingen gezogen ist. "Er befürchtet, dass sein Wunschbauplatz weg ist, bis wir an die Reihe kommen", erklärt Irma Pullmann. Denn Stadtplanerin Lara Schneider wird mit den Interessenten in genau der Reihenfolge sprechen, in der sie gezogen wurden. Und so muss das Pärchen wohl noch einige Wochen warten, bis sie sicher sein können, ob der Wunschbauplatz noch frei ist, wenn sie ihr Gespräch haben. Aber immerhin ist die Nummer der beiden schon gezogen worden.

Irma Pullmann und Slawan Geldzer freuen sich über ihr Losglück.
Irma Pullmann und Slawan Geldzer freuen sich über ihr Losglück. | Bild: Jakober, Stephanie

Andere warten noch: beispielsweise Souka Ayad. Für sie gab es ein unerwartetes Wiedersehen bei der Auslosung. Denn Souka Ayad und Irma Pullmann waren früher in einer Klasse, dann trennten sich die Wege. "Wir haben uns jahrelang nicht gesehen und uns jetzt zufällig hier getroffen", sagt Souka Ayad. Werden die beiden Klassenkameradinnen vielleicht bald Nachbarn sein? Dann müsste jetzt bald die Nummer 23 gezogen werden. Das Glück stellt sich auf jeden Fall schon mal nicht in den Weg. Bei Platz zehn verkündet Vera Moßbrucker: "Die 23." Und hält den weißen Zettel in die Höhe, dass auch jeder sehen kann, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

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Groß ist die Freude bei Souka Ayad und ihrem Partner Justin Karaki. Sohn Ali Rida versteht mit seinen zwei Jahren die Begeisterung noch nicht so ganz. "Wir haben lange gesucht", sagt Justin Karaki. Aktuell wohnt das Pärchen im Oberzentrum. Auch dort haben sie sich nach Bauplätzen umgeschaut. Dann aber erfahren, dass auch in Donaueschingen bald welche angeboten werden und sich beworben. "Wir kommen beide aus Donaueschingen", sagt Souka Ayas. Nun haben die beide die Chance bekommen, in ihrer Heimatstadt zu bauen.

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Nicht alle verlassen an diesem Abend das gelbe Rathaus mit so glücklichen Gesichtern wie die beiden Klassenkameradinnen Souka Ayad und Irma Pullmann und ihre Partner. Es gibt auch einige betretene und enttäuschte Mienen. Nun ist für alle, die nach dem 14. Platz kommen, eines angesagt: warten. "Es kann ja durchaus sein, dass der eine oder andere noch abspringt, wenn er nicht seinen Wunschbauplatz bekommt", sagt Oberbürgermeister Erik Pauly. Für ihn ist das Losverfahren die gerechteste Form, die Bauplätze zu verteilen. "Es gab auch die Idee, den Preis so lange höher zu setzen, bis sich die Nachfrage von alleine geklärt hat", blickt Pauly zurück. Allerdings sei das nicht gerecht, denn die Stadt wolle ja jedem die Chance bieten, hier ein Häuschen zu bauen – wenn dann eben das Losglück mitspielt.