Unzufriedene Gesichter bei den Stadträten: Die Planungen für die Optimierung des Hindenburgsrings rufen alles andere als Begeisterung hervor. Zwar handelt es sich laut Stadtbaumeister Heinz Bunse um Planungen in einem sehr frühen Stadium, mit denen einfach einmal getestet werden sollte, ob die Stadträte die Grundzüge mittragen würden, doch: Zwei Ampeln innerhalb von rund 200 Metern und dazwischen dann auch noch eine Druckknopfampel für Fußgänger und Radfahrer, die später einmal vom oder zum neuen Stadtviertel "Am Buchberg" wollen?
Geht gar nicht, so die einhellige Meinung. Denn die Maßnahmen sollen ja schließlich das Staupotenzial auf der Straße, auf der täglich rund 17 000 Fahrzeuge unterwegs sind, minimieren. Und wenn nun auch die Realschule umgesiedelt ist, dann heißt das, dass morgens, wenn eh schon viel auf dem Hindenburgring los ist, auch noch die Schüler im Minutentakt die Fußgängerampel aktivieren. Die Befürchtung: "Der Verkehr kommt in Spitzenzeiten dann komplett zum Erliegen", so Grünen-Stadtrat Wolfgang Kaiser.
An eigenen Ideen mangelt es im Gemeinderat nie und schon gar nicht im Technischen Ausschuss, der die Planungen für den Hindenburgring vorbereitet. "Die beste Lösung, den Hindenburgring zu einem Stadttunnel umzubauen, können wir uns ja nicht leisten", so SPD-Fraktionssprecher Wolfgang Karrer. Also muss die Lösung eben oberirdisch gesucht werden. Und so forderte FPD-Stadtrat Roland Erndle "Nägel mit Köpfen" zu machen. Die Lösung für die Fußgänger sei eine Brücke über den Hindenburgring, so könnte der Verkehr fließen und die Hindenburgstraße trotzdem sicher überquert werden.
Und anstatt in zusätzliche Abbiegespuren und eine neue Ampelanlage zu investieren, könnte man die beiden Bereiche, wo Villinger und Friedhofsstraße den Hindenburgring kreuzen, auch zu Kreisverkehren umbauen.
Doch wo sonst Kreisverkehre als Lösung für alles gesehen werden: Laut Enrico Purschke vom Planungsbüro sind in diesem Fall Ampelkreuzungen besser als Kreisverkehre. Zwei Gründe sprechen seiner Meinung nach dagegen. Zum einen die Fußgänger. Bei einer Druckknopfampel könnte man steuern, in welchen Zeitintervallen der Verkehr für die Überquerung anhalten muss. Bei einem Kreisverkehr und einem Zebrastreifen würden die Fußgänger und Radfahrer – gerade zu Schulbeginn und -ende – den Verkehr ständig zum Erliegen bringen. Und auch wenn die Fußgängerströme anderes gelenkt würden, spricht Purschke sich gegen Kreisverkehre aus. Es müssten nämlich auch die Verkehrsströme im Blick behalten werden: Wo wollen die Verkehrsteilnehmer hin, wenn sie in den Kreisverkehr einfahren? Wenn zu viele Fahrzeuge sozusagen eine dreiviertel Runde fahren, blockieren sie drei Einfahrten – dann wird laut Purschke der Knotenpunkt durch einen Kreisverkehr nicht beschleunigt, sondern es kommt zu noch mehr Verzögerung.
Und auch die Idee einer Brücke über den Hindenburgring stieß beim Planer auf wenig Begeisterung. Es sei schlichtweg kein Platz, um ein solches Bauwerk, das auch noch behinderten gerecht sein sollte, zu errichten. Von den Kosten einmal ganz abgesehen. Und als dann auch noch eine "Unterführung" vorgeschlagen wurde, sah Bürgermeister Bernhard Kaiser sich bemüßigt, in die Diskussion einzugreifen: "Sie waren es, die die Ausfahrt bei St. Johann verboten haben. Irgendwohin muss der Verkehr hin und da gibt es nur ein Kompromiss. Wir müssen die beste Lösung finden", sagte Kaiser, der sich dagegen aussprach, mit einer Unterführung "einen Angstraum" zu schaffen.
Oberbürgermeister Erik Pauly merkte, dass es seinen Stadträten "schwerfällt", den Planungen zuzustimmen: Nun soll nachgearbeitet und die entsprechenden "Argumente" geliefert werden. Offene Fragen sollen dann beantwortet werden. Kann die Fußgängerampel synchron zu den beiden Ampelanlagen an der Kreuzung geschalten werden, so dass der Verkehr nicht zum Erliegen kommt? Wie teuer würde eine Brücke über den Hindenburgring? Gibt es irgendwo die Möglichkeit, für das Bauwerk genügend Platz zu schaffen? Und was ist eigentlich mit den Fahrradfahrern, die aus westlicher Richtung kommen. Die Idee, eine sichere Anfahrt über die "Riviera" zu schaffen, wurde komplett abgelehnt. "Haben sie sich das schon mal angeschaut. Ein Schüler fährt diese Steigung genau einmal hoch und dann sucht er sich einen anderen Weg", sagte CDU-Stadtrat Johannes Fischer. Auch hier sollen neue Alternativen überlegt werden. Es eilt ja auch nicht: Die neue Realschule muss ja auch noch geplant werden.
Der Hintergrund
Die Optimierung des Hindenburgrings ist Bestandteil des Verkehrskonzeptes. Schon jetzt sind die beiden Knotenpunkte Villinger und Friedhofstraße zu Spitzenzeiten an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Mit dem Einrichten einer Einbahnstraße an der Stadtkirche muss die Straße noch mehr Verkehr aufnehmen. Und durch die Erschließung des neuen Stadtviertels "Am Buchberg" kommt noch zusätzlicher Verkehr hinzu. Damit die Straße aber als Umfahrung für die Innenstadt funktioniert, soll der Hindenburgring durch verschiedene Maßnahmen optimiert werden. Eine Umsetzung ist nicht vor 2020 geplant.