Tierschützer bringen im Allgäu schreckliche Bilder ans Licht der Öffentlichkeit: In einem großen Milchviehbetrieb werden Tiere getreten, geschlagen, teilweise mit Arbeitsmaschinen durch den großen Stall gezogen. Furchtbar. Darin ist sich die Öffentlichkeit einig. Tierschutz und Landwirtschaft gleichermaßen.
Alles wird pauschal gesehen
Was mit diesen Aufdeckungen nun jedoch einhergeht, ist eine Welle der Pauschalisierungen. Der Landwirt ist automatisch auch Tierquäler. Das bekommen jene aus der Region nun auch zu spüren. Seien es Hobby-Detektive, die sich mit Kameras heimlich in die Ställe schleichen, um die dortigen Zustände zu überprüfen, oder, wie im Fall von Patrick Bossert, direkte Anrufe bei der Polizei.
Honorig, dass sich offensichtlich viele um das Wohl der Tiere Sorgen machen. Nur scheint das zu einem übereifrigen Aktionismus zu führen, der bis ins Surreale ausufert. Nehmen wir den Fall von Patrick Bossert. Jemand unterstellt ihm, er habe seine Tiere ohne Wasser auf der Weide. Warum sollte ein Landwirt so etwas tun? Ganz profan ohne das Tierwohl: ein wirtschaftlicher Totalschaden für ihn.
Früher wusste jeder Bescheid
Aber wieso kommt es gerade bei der Landwirtschaft zu solchen Pauschalisierungen? Was auf einem Hof so passierte, das wusste im ländlichen Raum eigentlich jeder. Gerade in den Ortsteilen gab es eigentlich überall im Schwarzwald-Baar-Kreis auch innerorts noch Höfe. Misthaufen neben der Straße, muhende Kühe und Hühner, die vor dem Haus scharrten. Das hat sich verändert, die Zahl kleinerer landwirtschaftlicher Betriebe reduziert sich zunehmend. Wer weitermacht, der macht das eher aus emotionalen Gründen als aus Wirtschaftlichkeit. Was bleibt, das sind die großen Betriebe. Und dort, glauben wir zu wissen, ist es für die Tiere schlimm. Klar. Verstärkend wirkt da noch der Zeitgeist. Wieso sich die Mühe machen und etwas mehr als einen kurzen Blick dafür aufbringen, ob die Kühe wirklich kein Trinkwasser haben?
Information fehlt
Woran es mangelt, ist Information. Dabei können sich die Landwirte allerdings bemühen, so viel sie wollen. Es ist auch erforderlich, dass die Bevölkerung hier einen Schritt auf sie zugeht. Wer allerdings von einzelnen Vorfällen, die sich irgendwo ereignen, gleich auf das große Ganze zielt, der hat eventuell auch keine Lust, sich im Vorfeld richtig schlau zu machen. Schade. Und vor allem: Die Landwirte müssen sich darauf einstellen, öfter mal solche Anrufe zu bekommen wie Patrick Bossert.