Wie finden 12 000 Quadratmeter Nutzfläche einen Besitzer, der sie idealerweise mit verschiedenen Konzepten zu Wohnen, Arbeiten oder Sozialem belebt? Mit dieser Aufgabe setzt sich Tobias Butsch auseinander. Beim Besuch von Landrat Sven Hinterseh auf dem Konversionsgelände stellte der Geschäftsführer der Konversions- und Entwicklungsgesellschaft, Tobias Butsch, Gesamtprojekt, große Aufgaben und ambitionierte Zeitpläne vor.
So sind es zwei größere ehemalige Militärgebäude an der Hindenburgstraße und zwei kleinere an der Villinger und an der Friedhofstraße, für die die Stadt neue Besitzer sucht. Allesamt stehen diese Gebäude unter Denkmalschutz. Am liebsten wäre Butsch, ein einziger Investor würde sich der vier Gebäude bemächtigen. Vieles sei auf 12 000 Quadratmetern denkbar. Wohnen in Eigentum oder Miete, ein Hotel, ein Gründerzentrum oder nicht störendes Gewerbe.

Für vielversprechende Kontakte müsse man arbeiten. Im Oktober auf der Fachmesse Expo Real in München, aber auch durch „Netzwerken“. Butsch ist froh, den Konversionsprozess von Anfang an zu begleiten. Seit 2013 habe er eine Vielzahl von Bauträgern kennengelernt, denen er mutmaßlich passende Objekte vorschlagen könne.
Die durch den Abzug des französischen Militärs frei gewordene Fläche mitten in der Stadt misst 140 000 Quadratmeter. Knapp 50 000 Quadratmeter sind bereits in Besitz der Stadt. Der Rest, ein Gebiet, welches das Straßengeviert Hindenburgring, Villinger Straße, Prinz-Karl-Egon-Straße und Friedhofstraße umschließt, fällt Mitte 2020 an die Stadt. Auf dem Areal befindet sich die Erstaufnahmeeinrichtung, die, wie OB Erik Pauly ausführte, Ende September keine Bewohner mehr beherbergen werde. In den Folgemonaten werde das Regierungspräsidium diese Liegenschaften für die Übergabe vorbereiten.

Hinterseh interessierte sich für ein etwaiges Nahwärmekonzept. Eine Heizzentrale werde im Bereich Hindenburgring eingerichtet, aus technischen Gründen müsse auf halber Strecke zur neuen Kindertagesstätte eine kleinere Zwischenzentrale eingerichtet werden, meinte Butsch.
Mit dem Casino-Investor habe man eine Übereinkunft gefunden, den dortigen Keller zu nutzen – was die Umnutzung eines potenziellen Bauplatzes vermeide. Generell fänden Nahwärme und Häuslebauer eher nicht zusammen. Bei den aktuell üblichen Hochenergiehäusern seien die Abnahmemengen minimal. Weiterhin mit Gas beheizt werden die bereits sanierten Mehrfamilienhäuser an der Villinger Straße. Hier hatte die schnelle Umsetzung Vorrang gegenüber einem noch zu bauenden Nahwärmestrang. Ein bisschen sei es aber auch darum gegangen, werbewirksame Referenzprojekte zu schaffen, meinte Butsch.

An der Baustelle Kindertagesstätte präsentierte Stadtplanerin Lara Schneider das Grünkonzept. So zieht sich vom künftigen Bürgerpark eine Grünachse öffentlicher Flächen bis zum Nordende des Konversionsgeländes, an dem die Kita für fünf Gruppen entsteht. Wo es möglich war, wurde der Baumbestand erhalten. Die Pläne eröffnen auch den Bewohnern der Äußeren Röte bessere Naherholungsmöglichkeiten. Von der Breslauer Straße aus ergibt sich eine kurze fußläufige Verbindung an den Buchberg.

Schneller als andere Kommunen im Land habe Donaueschingen die plötzlich zugefallene Aufgabe und Chance Konversion, also die Umwandlung militärischer in zivile Flächen, angegangen, sagte OB Pauly. Und schlüsselte Haushaltszahlen auf: 5,7 Millionen Euro kostet die Kita, mit 28 Millionen Euro steht der Neubau der Realschule in den Plänen.
Nicht zu vergessen eine Selbstverpflichtung, auf die Butsch hinwies und die am Ende ein paar hunderttausend Euro vom Bund bringt. Wer auf frei werdenden Bundesflächen Bildungseinrichtungen ansiedelt bekommt unter Einhaltung der sogenannten Verbilligungsrichtlinie Geld, muss aber binnen drei Jahren nach Kauf des Grundstücks die fertige Einrichtung präsentieren. So muss die Kita im Sommer 2020 fertig sein und die Realschule genau drei Jahre später.
Offizierscasino
Für den Umbau des ehemaligen Offizierdkasinos liegt inzwischen die Baugenehmigung vor. Das wurde am Rande des Besuchs von Landrat Sven Hinterseh bekannt. In dem denkmalgeschützten Gebäude sollen zwölf je doppelstöckige Wohnungen entstehen. (wur)